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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 218)

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aus, man musste selbständig componiren, und damit war es auch mit der 
früheren Schönheit zu Ende. Es fällt schwer, unter den neueren Objecten 
auch nur ganz wenige gute Arbeiten herauszufinden, am widerlichsten 
sind aber die Schüsseln mit in Oel gemalten Schweizer Landschaften 
oder Alpenblumen in der Mitte. - Natürlich hat die Schweiz auch jene 
von Paris ausgegangenen Prunkgefäße mit plastischen Blumen imitirt 
und ist in diesem Genre sogar zu ganzen Stillleben und Waldinterieurs 
fortgeschritten. Da diese Dinge mehr der Mode als der Kunst angehören, 
lohnt es sich nicht der Mühe, darüber viele Worte zu verlieren. Eine 
andere Fabrik, Hanhart in Winterthur, ist mit der Züricher Kunst- 
gewerbeschule in Verbindung getreten und macht Versuche in der Art der 
italienischen Majoliken;-vielleicht glücken sie künftig besser als bisher. 
Ebenso hat die Imitation alter Schweizer Oefen, sowohl der älteren ein- 
färbigen mit plastischen Verzierungen, als der späteren weißen mit poly- 
chromer Malerei, noch nicht zu vollkommen befriedigenden Resultaten 
geführt; es fehlen die alten gedämpften Farben, die Gesammtwirkung ist 
grell und hart. In jenen Fällen dagegen, wo nach neuen Modellen in 
alter Manier gearbeitet wurde, zeigt sich derselbe Fehler, der auch an 
andern Orten so oft gemacht wird, dass nämlich diese Oefen nicht für 
Hafner-, sondern für Tischler- oder Steinmetzarbeit componirt scheinen. - 
Sehr ansehnlich entwickelt sich die Schweizer Terracotta- und Cement- 
fabrication, in kunstgewerblicher Richtung aber kommt sie über ein be- 
scheidenes Mittelmaß nicht hinaus. 
Der Vollständigkeit willen müssen wir auch der verschiedenen Ver- 
vielfältigungsverfahren, welche auf der Ausstellung vertreten sind, ge- 
denken. VDie meisten derartigen Etablissements dienen dem Handel und 
Verkehr, fabriciren Annoncen und Etiquetten so gut und schlecht wie 
überall, gegenüber rein künstlerischen Aufgaben stehen sie aber nicht auf 
der Höhe der Leistungsfähigkeit. 
Wir haben nun, wenn wir von Einzelleistungen verschiedenster Art, 
welche wenig in's Gewicht fallen, absehen, die Uebersicht über den kunst- 
gewerblichen Theil der Ausstellung beendet, und wollen diesem Berichte 
nur noch Einiges über kunstgewerbliche Schulen der Schweiz hinzufügen. 
Es ist nicht leicht, sich auf diesem Gebiete zu orientiren, nicht allein 
weil die Terminologie für diese Anstalten eine etwas verworrene ist, son- 
dern auch der Raum, den die Ausstellung der Schulen einnimmt, unter dem 
Ausmaße zurückbleibt, welches für eine klare Darstellung der Thätigkeit 
an den einzelnen Anstalten unentbehrlich ist. Wir können uns daher auf 
Details nicht einlassen, sondern nur das Charakteristische _kurz hervor- 
heben. -Wenn wir die in Oesterteich durchgeführte Eintheilung in Fort- 
bildungsschulen , Fachschulen und Staatsgewerbeschulen auf ähnliche 
Schweizer Institute anwenden, so finden wir neun Fortbildungsschulen, in 
welchen in den Abendstunden technisches und kunstgewerbliches Zeichnen 
und zum Theil auch Modelliren getrieben wird. Diese Schulen führen meist
	        
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