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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 224)

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Giebelgruppe, welche von dem Bildhauer Johannes Benk für das Par- 
lamentsgebäude in Wien ausgeführt wurde. Für den Laaser Marmor 
interessiren sich außer Prof. Tilg n er die Bildhauer Herter und Hellmer, 
denen die Ausführung zweier Giebelgruppen für das Parlamentsgebäude 
übergeben wurde. Auch für das Grillparzer-Denkmal, dessen Ausführung 
den Bildhauern Kuudrnann und Weyer übertragen wurde, ist die Ver- 
Wendung von Laaser Marmor in Aussicht genommen. Die Colossalfiguren 
des Solon, Lykurg, Orpheus und Aristoteles sind in Carrara-Marmor aus- 
geführt, nicht zum Vortheil der Kunst und auch die technische Aus- 
führung der Bildwerke lässt Manches zu wünschen übrig. Es ist allerdings 
richtig, dass der Laaser Marmor etwas schwerer zu bearbeiten ist, aber 
ebenso gewiss ist es, dass er an Dauerhaftigkeit und Wetterbeständigkeit 
den Carrara-Marmor weit übertrilit. Freistehende Glieder, die sich in 
Laaser Marmor ganz vorzüglich ausführen lassen, dürften in Carrara- 
Marmor kaum ausführbar sein. Man kann bei den einzelnen Figuren, 
wie es Benk gezeigt hat, freie Glieder, wie Arme, Hände, Stäbe etc. in 
Laaser Marmor sehr gut ausführen. Auch die Colossalfigur des wster- 
benden Achillu, von dem Berliner Bildhauer E. Herter, welche als 
Geschenk der deutschen Kaiserin an den Wiener Hof gelangte, ist in 
Laaser Marmor gearbeitet. Diese Figur hat überall große Anerkennung 
gefunden und zeigt alle Vorzüge des Laaser Steines. Es ist nicht gleich- 
giltig, ob wir Statuen für öffentliche Gebäude in Carrara arbeiten lassen 
und das österreichische Geld dorthin schicken, oder oh die Statuen und 
architektonischen Glieder eines Baues in dem Vintschgau ausgeführt 
werden, wo ausschließlich einheimische Arbeiter thätig sind. Wir kommen 
auf die volkswirthschaftlich so wichtige Frage der Ausbeutung der Vintsch- 
gauer Brüche noch ausführlich in den Mittheilungen des Museums zurück 
und begnügen uns diesmal eine Correspondenz mitzutheilen, welche der 
Leiter der Fachschule in Laas, H. Lenz, uns zugeschickt hat. Sie lautet: 
Die Marmorbrüche des Vintsehgaues, welche ein Material liefern, das wohl nicht 
so feinkörnig wie der Carrara-Marmor, dafür aber unveränderliche!" und wetterbeständiger 
ist, haben eine kaum zu erschöpfende Mächtigkeit und erstrecken sich in der Längen- 
ausdehnung über ein Gebiet von circa 33 Kilometer. 
Diese Brüche liegen zumeist beinahe über der Vegetationsgrenze, namentlich die, 
welche das beste Material ergeben. Gegenwärtig stehen im Betriebe: 
l. Jennwandbruch . . . .  . . . 2228 Meter über dem Meere 
 
 
 
 
z. Mittelwandbruch 2250 1 1 1 1 
3. Alpbruch . . . . . . . 1851 1 r - 1 
4. Tornellerbruch . . . . . 1595 1 w n 1 
5. Martellerbruch . 100! 1 1 n . 
6. Latscherbruch . . . . .. 9t4 1 1 1 1 
Die Kosten der Gewinnung und Herabschaifung sind daher sehr große Letztere 
geht noch immer auf die einfachste und primitivste Weise vor sich, nämlich theils an 
Seilen, theils auf sehr schlechten Straßen, welche nur mit Sehleifbäumen befahrbar sind 
und oft kaum die genügende Breite bieten, um größere Stücke herabzuschaffen. Zur Hebung 
dieses Uebelstandes wurden von-Seite der Unionvßaugesellschaft schon verschiedene Pro- 
iecte entworfen, und seit sie in dem Besitze der Brüche ist, wurde wohl viel Geld für 
das Abräumen derselben verwendet, um die gesunden Steinlager bloßzulegen, jedoch die 
Proiecte für die Zukunft aufbewahrt, zuwartend, ob das ganze Unternehmen ein lebens- 
kräftiges werde.
	        
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