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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 224)

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Unterrichtes, Schul- und Personalnachrichten u. s. w. Dies hat irn Laufe von zwei Jahren 
seine volle Bestätigung in der uneingeschränkten Anerkennung gefunden, welche sich 
dieses Fachblatt allenthalben erworben hat. Dasselbe ist eine autoritative Quelle für die 
Vorstande und Lehrkräfte der betreffenden Anstalten, ein unentbehrlicher Wegweiser 
bezüglich ihres Verhaltens in Unterricht und Praxis geworden, reich an pädagogischen 
Winken und an statistischen Notizen über literarische und artistische Leistungen der 
einzelnen Lehrkräfte, und die Bekanntmachung dieser Leistungen selbst ist als Ansporn 
zu gegenseitigem Wetteifer durchaus nicht zu unterschätzen. Wie einerseits die Unter- 
richtsverwaltung sich hiemit ein Organ schuf, sämmtliche Anstalten auf kurzem Wege 
über ihre Intentionen zu belehren, so haben andererseits diese Schulen selbst durch das 
Centralblatt stete Fühlung mit dem Ministerium sowohl als vollständige Uebersicht über 
die Thltigkeit ihrer Schwesteranstalten. Somit ist die Zeitschrift der richtige Ausdruck 
für die reformirte Organisation unseres gewerblichen Unterrichts, mit deren Ausarbeitung 
sich Sectionsrath Armand Freiherr v. Dumreicher unvergängliche Verdienste erwarb 
und deren praktische Durchführung durch Allerhocbste Resolution vom 30. Juli 188i 
angeordnet wurde. Das Grundprincip derselben war: Centralleitung sämmtlicher gewerb- 
licher Unterrichtsanstalten im Ressort des Unterrichtsministeriums, dagegen Decentrali- 
sation der technischen und artistischen Geisteskrafte. Letztere wurde erstrebt durch die 
Creirung von Fachschulen und Staatsgewerbeschulen in den Kronlandern als localen 
Centren und Vermittlern der künstlerischen Strömungen. welche in der Reichshauptstadt 
ihren Ursprung haben. Schon jetzt offenbart sich die Gediegenheit dieser Organisation 
in der ersprießlichen, wie ein Ergebniss natürlicher Nothwencligkeit hervortretenden 
Wirksamkeit der Unterrichtsanstalten. Unter Berücksichtigung der ethnographischen, 
socialen und commerciellen Sonderheiten der einzelnen Districte begründet, haben die 
meisten gewerblichen Schulen wie ein in den richtigen Boden gesetzter Baum rasch 
Wurzel gefasst und ziehen anregend und befruchtend immer weitere Kreise. Eine Reihe 
kleinerer und größerer Schulberichte oder besonders ein Aufsatz, wie jener im Schluss- 
hefte des zweiten Bandes des Centralblattes: Ueber den Einfluss der Staatsgewerbe- 
schulen auf die gewerbliche Praxis, verdienen allgemeine Beachtung. Erfreulich und 
lehrreich zugleich ist derselbe vollständig geeignet, etwaige Bedenken mit einem Male 
aus dem Felde zu schlagen und jedweden zu überzeugen, dass unsere gegenwärtige 
Schulorganisation auf gewerblichem Gebiete nun wohl als Abschluss einer langen Periode 
von Versuchen, als Eckstein gedeihlichen Zukunftsbaues angesehen werden kann. Dass 
trotz diesen Erfolgen Stillstand nicht eintreten soll, dafür ist, abgesehen von der Ein- 
sicht der leitenden Persönlichkeiten, bereits ein äußerer Beweis in der Erweiterung des 
Programmes des Centralblattes selbst gegeben. Das Hauptblatt wird nach wie vor das 
officielle Organ der obersten Unterrichtsbehbrde bilden, aber neben demselben werden 
nunmehr Supplementhefte ausgegeben, welche sozusagen als allgemeiner Sprechsaal den 
Raum für freie Discussion der verschiedenen Parteianschauungen bieten sollen, die gerade 
auf dem Unterrichtsgebiete in neuester Zeit lebhafter und mannigfacher hervortreten als 
je zuvor. Und nicht blos auf Oesterreich soll sich der Kreis dieses Supplementes ein- 
schränken. Wie die Gesammtorganisation unseres gewerblichen Schulwesens die Auf- 
merksamkeit des Auslandes in hohem Grade erregte und sich dessen Anerkennung in 
reichem Maße errungen hat, so gilt dies speciell auch von dem Centralblatte. Darum 
begrüßen ausländische Fachleute die Gelegenheit, welche ihnen in den Supplementheften 
zum kritischen Ausdruck ihrer Meinungen über unsere wie über die ausländischen Schul- 
einrichtungen gegeben ist, mit Freuden, und schon der Inhalt des ersten dieser Hefte 
berechtigt uns, dem Redacteur Dr. Ritter von Haymerle unsern Glückwunsch auszu- 
sprechen. Sein trefflich geleitetes Centralblatt ist auf dem Wege, aus einem specifisch 
österreichischen das Centralorgan für das gewerbliche Unterrichtswesen in Mitteleuropa 
zu werden. Ch. 
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L. Duval, Documents pour servir a l'histoire de 1a fabrication du Point 
d'Alencon. (Extrait du Bulletin de la Soc. bist. et archeol. de l'Orne.) 
Alencon, Typographie E. Renaut de Broise. 1883. 
Während die neuerdings in fast unübersehbarer Menge zu Tage geforderten Bei- 
trage zur französischen Kunst- und lndustriegeschichte meistentheils nur dazu dienen. 
den Antheil einzelner Gegenden an der Begründung und Befestigung des National- 
reichthums nachzuweisen oder für verschollene Etablissements ein Plätzchen in der 
Geschichte der Gewerbe zu erobern, berichtigt die hier genannte Publication die herrschende 
Meinung über einen Punkt von hervorragender Wichtigkeit: den Ursprung der franzö- 
sischen Spitzenindustrie und Colberts Antheil an der Sache. Letzterer hat nämlich, wie 
hier actenmäßig dargethan wird, als er die Idee erfasste, Frankreich industriell unab- 
hängig zu machen, bereits eine hochentwickelte und blühende Spitzenfabrication in den
	        
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