land", das nichts ist als ein Gewimmel
von bunt umherspritzenden Farben, von
farbigen Kommabazillen der Dinge. An-
dere Blätter sind verwickelte Linienspiele,
kaum zu entwirren, oder gleichen Mosaik-
mustern, in denen sich eine Art Byzan-
tinik von hingereihten I-Ieiligenscheinen,
aber mit naturwahr charakteristischen
Köpfen, entwickelt. Der Spuk in der Natur
sucht heute viele Künstler heim. Im Mar-
mor Rodins spukt es, wie in der land-
schaftlichen Zeichnung Prikkers, wo im
Morgenschein spazierende Damen und
struppige Weidenbäume für einander ge-
nommen werden können. Kein Wunder,
dass Prikker sich oft von den Gedichten
Emil Verhaerens, des Lyrikers der „ten-
takulären Städte" und „halluzinierten
Kampagnen", zu Zeichnungen angeregt
fühlt. Auch Edvard Munch ist bekanntlich
ein reger Forscher nach den gespenstigen
Regungen der Erscheinungswelt, nach
dem Phantom, das in allem Körperlichen
steckt. Die Schatten, die wir werfen, die
Lichter, die wir reflektieren, der Hauch
Harry Napper, „Orienzaliscl-i", Seidenstofl
(Alex. Morton ä K0.)
und Rauch unserer Existenz begleitet uns durch das Leben, wie ein unendliches Ornament
. . . sobald einer es sehen will. Und das moderne Auge sieht es. Ein nächtliches Seebild,
mit der breiten weissen Franse der Brandung, die gleich einer kunstvoll verschlungenen
Harry Napper, Wollstotf (Geo. P. ä j. Baker)
Spitzenschleppe am
1 Ufer entlang fegt. Das
ist ein Munchsches
Thema. Die helle
Nacht des Nordens
mit ihrem nächtlichen
Tagesschein malt er
gern, so in demgrossen
Bilde: „Sommernacht
in Aasgardstrand".
Aber auch was in der
Stubenluft vorgeht,
I-Ieimliches, wie im
Porträt von vier Kin-
dern des Dr. Linde
(Lübeck) und Unheim-
liches, wie in jenem
Sterbekämmerlein
(„Der Tod und das
Kind") oder Spitals-
zimmer. Natürlich ist
es vor allem die Farbe,
durch die sich diese
Kräfte undEigenheiten