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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 224)

Ausstellung erschienen der österreichische Kronpri-nz und zwei öster- 
reichisch-toscanische Erzherzoge als Aussteller mit wissenschaftlichen 
reichillustrirten Publicationen. An diese großartige Ausstellung schlossen 
sich die Staatsdruckerei, das militär-geographische Institut und die 
Oestereichisch-Ungar. Bank würdig an. Die Illustrationsliteratur war durch 
einige österreichische Verleger vertreten, am glänzendsten Miethke durch 
den Verlag des großen Werkes von William Unger über die Galerie im 
Belvedere, eines Werkes, dem das heutige Europa ein gleichwerthiges 
Unternehmen an die Seite zu stellen nicht vermochte. Wenn man der 
Leistungsfähigkeit der österreichischen Künstler auf dem Gebiete der 
Graphik gerecht werden will, muss man nicht vergessen, dass es unter 
ihnen nicht wenige gibt, welche durch ihre Leistungen das Ausland, 
speciell das Deutsche Reich befruchten. 
Auch dürfen wir nicht unerwähnt lassen, dass es in allen Ländern 
Künstler gibt, welche mehrere Kunstzweige beherrschen und davon 
Zeugniss ablegen, dass trotz der geistigen Arbeitstheilung in der Kunst 
der modernen Zeit einzelne Künstler, wie zu Zeiten Wohlgemuth's, 
Dürer's, Kranach's und Rubens die zeichnende Kunst in universellem 
Geiste beherrschen. Unter den Künstlern unserer Zeit nennen wir, die 
Franzosen H. Vernet, Gericault, die österreichischen Künstler Füh- 
rich, Schwind, Daffinger, Agricola, unter den deutschen Künst- 
lern vor Allem Ad. Menzel, L. Richter u. a. m. 
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Der Bericht über die internationale graphische Ausstellung wäre 
nicht abgeschlossemywenn nicht eine Frage besprochen würde, welche 
das gemeinsame Interesse aller Staaten und aller Kunsttechnik berührt. 
Wenn auch alle Menschen und alle Nationen zur Lösung der Kunstfrage 
berufen sind, so gibt es doch und hat es zu allen Zeiten Stylrichtungen 
und Völker gegeben, welche die Kunstbewegung der Culturvölker mächtig 
beeinflussten. 
Die Kunstsphäre dieser Völker geht weit über den engen politischen 
Kreis der Staaten hinaus und lässt sich nicht durch denselben begrenzen. 
Solche Völker waren am Anfange des 16. Jahrhunderts in erster Linie 
die Italiener und die Deutschen; im 17. Jahrhundert die Niederländer, 
im 18. Jahrhundert die Franzosen. Gegenwärtig sind es die Deutschen 
und die Franzosen. 
Die Kunstatmosphäre der Deutschen dehnt sich auf den größten 
Theil, speciell den westlichen Theil der österreichischen Monarchie, auf 
Ungarn und Croatien, auf Scandinavien und Dänemark, Russland und 
Nordamerika aus, kurz dort, wo Völker des deutschen Stammes leben. 
Die Kunstatrnosphäre der Franzosen erstreckt sich auf Italien und Spanien 
obwohl beide Nationen ernsthaft bemüht sind, sich dem dominirenden 
Einiiusse des französischen Geistes zu entziehen und auf dem Gebiete 
der Kunst auf eigenen FüBen zu stehen. Nach selbständiger nationaler 
.
	        
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