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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 225)

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Technik, ein mit der Marke Jamnitzers versehener Hirsch (Eigenthurn der 
Gebrüder Egger) kam noch ziemlich spät auf die Ausstellung: PHanzen 
und lnsecten, die den Boden bedecken, sind mit erstaunlicher Meister- 
schaft zum höchsten Relief, beinahe ganz rund, herausgetrieben. 
Von den Schränken mit Geschmeide lässt sich nur summarisch sagen, 
dass nicht blos die Frauenwelt vor denselben in Ekstase gerieth. Sah 
man hier alle Culturnationen wetteifern, wer das Köstlichste leisten 
könne, so vertrat der forgo (aigrette), die den Reiherbusch oder den 
Flügel nachahmende oder beide Motive combinirende Kalpakzier, speciell 
das Inland. 
Der letzte Saal endlich barg manches sehr Werthvolle an asiatischen 
und osteuropäischen Emailarbeiten, die Lieblinge des vorigen Jahrhun- 
derts: Tabaksdosen und winzige Uhren mit Email, Pique, mehrfurbigem 
Golde u. s. w. oder in- allerlei Attrapen, auch moderne Arbeiten, die 
zum Theil für alte gelten wollen, - und als Curiositäten seltenster Art: 
die Kaiser Franz und Napoleon I., der eine als lebensgroße Büste, der 
andere als Statuette, zu Anfang dieses Jahrhunderts von einem Gold- 
schmied Libay in Neusohl in - Silberfiligran ausgeführt! 
B. Bucher. 
Die vierte Wiener Möbelindustrie-Ausstellung. 
Die diesjährige Möbelindustrie-Ausstellung hat im Publicurn abermals 
reiches Lob eingeerntet. Man hat den Wiener Tischlern von Neuem das 
Zeugniss der Tüchtigkeit in künstlerischer und technischer Beziehung 
ausgestellt, man hat mit Freuden die Tendenz begrüßt, der Herstellung 
einfacher und billiger Möbel von nun an eine Hauptsorge zuzuwenden, 
man hat anerkennend darauf hingewiesen, wie an Stelle der schweren, 
massiven Formen der früheren Jahre leichtere und gefälligere getreten 
sind, wie die Ideen des Fortschrittes und der Verbesserung allenthalben 
Platz greifen. - Und in der Tbat, man findet viel Gutes, und, einige 
Verirrungen, die jedem Laien sofort auffallen, abgerechnet, wenig absolut 
Schlechtes. Legt man dagegen jenen streng kritischen Maßstab an, der 
gegenüber einer Industrie, die seit mehr als zehn Jahren den künst- 
lerischen Rcformbestrebungen folgt, berechtigt ist, so kann man nur ganz 
wenige Stücke als tadellos bezeichnen. Bald ist die Profilirung verfehlt, 
bald der Aufbau, hier verdirbt mangelhafte Holzschnitzerei, dort fehler- 
hafte Anwendung von Ziergliedern das Möbel. Man kann allerdings nicht 
von jedem einfachen Tischler ein richtiges Urtheil in künstlerischer Be- 
ziehung verlangen, mit Nachdruck muss dagegen die Forderung nach 
guten, von dazu berufenen Künstlern angefertigten Entwürfen geltend 
gemacht werden. Eben in dieser Beziehung wird aber gegenwärtig allzu
	        
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