Beilage zu Nr. 225
der
„Mittheilungen des k. k. Oesterreieh. Museums."
4.. Jahrhunderts - wohl eines der ältesten, wenn nicht das älteste christ-
liche Schriftdenkmal! Eine Aufzählung der hochwichtigen Stücke auf
Papyrus und Pergament aus dem Alten und Neuen Testamente (4. bis
6. Jahrhundert), darunter Genesis, Jesaias, Psalmen und Evangelien, von
welchen letzteren eines griechisch mit gegenüberstehender koptischer Ueber-
Setzung, würde uns zu weit führen.
Unter der großen Zahl officieller und privater Urkunden ragen
besonders hervor die datirten aus dem 2. und 3. Jahrhundert n. Chr.,
durch welche eine Menge der wichtigsten Thatsachen auf historischem
und archäologischem Gebiete festgestellt werden, so die Datirung nach
Priesterjahren und Doppeldatirungen nach macedonischen und ägyptischen
Monaten. Die erzherzogliche Sammlung bietet aber auch in vielen vor-
züglich erhaltenen Exemplaren eine fast ununterbrochene Reihe von
"Urkunden der römischen und byzantinischen Kaiser, unter denen
besonders vertreten sind: Traian, Antoninus, Pius, L. Verus, Marc Aurel,
Septimins Severus, Geta, Caracalla, Severus Alexander (und dessen Mitkaiser
Antoninus und Gemahlin Severa), Maximus, dessen Gegner Gordian, Decius,
Valerianus, Gallienus, Numerian, Diocletian, Maximiau, Galerius, Con-
stantius, Constantin d. Grosse, Justinian, Theodosius und so fort bis
Heraclius.
Die Zahl der lateinischen Papyrus aus dem 4. und 5. Jahrhundert
n. Chr. ist nunmehr auf zehn gestiegen, worunter auch vollständig
erhaltene Prachtstüke, so eines von 30:23 Centimeter und eines von
40: 29 Centimeter, dessen andere grössere Hälfte aber noch zu entrollen
ist. Diesen schliessen sich die von Prof. Karabacek bearbeiteten Urkunden
des iranischen und semitischen Sprachenkreises an. Von den ersteren sind
die aus den Jahren 615-618 n. Chr., der sasanidisch-persischen Occupation
Aegyptens, stammenden persischen (Pehlewi) Schriftstücke auf die
Zahl von 300 gestiegen. Sie sind auf Papyrus, Pergament und Thierhäuten
oder Leder geschrieben: unter den letzteren befindet sich ein Exemplar
von 29 : 20 Centimeter und ein anderes von 16: 17 Centimeter zu 10 Zeilen,
das bisher einzig vollständig erhaltene Stück, welches den Schlüssel zur
Entzifferung der schwierigen Pehlewi-Schrift bieten wird. Unter den
arabischen Papyrus, von denen Prof. Karabacek bereits über 1000 Stück
entziffert hat, haben sich neuerdings 25 Urkunden gefunden, die noch
mit dem Originalsiegel aus Blei verschlossen waren. Ihre Reihe beginnt
mit einem ehrwürdigen Fragment vorn Jahre 59 der Hidschra, das also
noch aus einer Zeit stammt, in der viele Jünger des Propheten Muhamed
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