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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 225)

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sind aber auch diese nicht. In vorwiegend gewerbetreibenden Bezirken, besonders dort, 
wo Hausindustrien bestehen, wird der Lehrer mit den dort geübten gewerblichen Ver- 
richtungen vertraut sein, und es wird nicht schwer sein, ihm in kurzer Zeit einige der 
wichtigsten Handfertigkeiten soweit beizubringen"), dass er sie mit den Kindern in der 
Schule -- anfänglich etwa unter Beihilfe eines praktischen Wer-kmeisters - üben könne. 
In Zukunft kannte wohl in den Lehrer-Bildungsanstalten ein, wenn auch vorerst nicht 
obligater Unterricht in solchen Fertigkeiten an die Lehramts-Candidaten wirklich ertheilt 
werden, wozu das Organisations-Statut für die Padagngien Raum schafft. r 
Die finanziellen Schwierigkeiten fallen allerdings schwer in's_ Gewicht. ln den 
gewerblichen Centren wird es aber wohl opferwillige Private, Corporationen oder Ge- 
meinden geben, welche die nicht so großen Geldmittel für Errichtung und Erhaltung 
der nSchulwerkstatteu herbeischaßen; wo endlich gewerbliche Fnchschulen bestehen, 
möge man selbe zu der Volksschule in thunlichst nahe Beziehungen bringen und all- 
malig eine Verbindung (nicht Verschmelzung!) mit ihr anbahnen "). 
NVir wollen zugeben, dass es sich vorerst nur um Versuche handelt und dass -- 
zumal schon im Hinblicke auf die persönlichen und finanziellen Schwierigkeiten - an 
eine Generalisirung dieses Unterrichtes heute nicht gedacht werden kann. lch meine 
aber, dass diese Versuche ihre volle Berechtigung haben und dass es nicht angeht, aus 
Principienreiterei denselben entgegenzutreten. Die Freunde der Neuschule sollten sie 
vielmehr mit allen Kräften fördern und alle maßgebenden Factoren dieser hochwichtigen 
Angelegenheit ihre volle Aufmerksamkeit zuwenden. 
In Wien ist ein größerer Versuch dieser Art gemacht. An der Bürgerschule am 
Neubau wurde im Juli v. J. eine Schulwerkststte aus Privatmitteln errichtet, um den 
Schülern der hoheren Volksschulclassen, respective der Bürgerschulen, unter sachgemäßer 
und thatkraftiger Leitung des Lehrers Bruhns und mit Unterstützung tüchtiger Werk- 
meister Handfertigkeitsunterricht zu ertheilen. Der Erfolg ist ein durchaus befriedigender 
und ladet jedenfalls zu einer Ausdehnung dieses Versuches ein, zumal schon jetzt wegen 
Raummangels viele sich meldende Schüler zurückgewiesen werden müssen. 
Es wer: nur zu wünschen, dass dieses Unternehmen allseitige Unterstützung und 
allgemeinere Beachtung fände. 
in anderen Staaten ist schon so viel auf diesem Gebiete geschehen, dass wir uns 
einer eingehenden praktischen Prüfung dieser Angelegenheit nicht entziehen können, 
um nicht ganz und gar überfiügelt zu werden. Gelingen diese Versuche auch bei uns, 
lassen sie sich in größerem Umfange erfolgreich durchführen, dann ist für die Erziehung 
eines tüchtigen, leistungsfähigen Arbeiterstandes und damit auch für die Heilung schwerer 
gesellschaftlicher Schaden ein richtiger Weg gefunden. 
Man"mOge daher nicht säumen, dahin zielende Bestrebungen kraitigst zu fördern. 
Literaturbericht. 
R. Eitelberger v. Edelberg, Gesammelte kunsthistorische Schriften. 
IV. Bd. Wien, Wilh. Braumüller, 1884.. 8. X u. 396 S. mit x15 Illu- 
strationen im Text und 26 Tafeln. 
Von R. v. Eitelbergefs nGesammelten kunsthistorischen Schriften: hat soeben 
der lV. Band die Presse verlassen. Derselbe enthält das kunstgesehichtliche Hauptwerk 
des Verfassers: nDie mittelalterlichen Kunstdenkmale Dalmatiensu in zweiter 
erweiterter Auflage. Die erste erschien im Jahre x86! als ein besonderer Abdruck aus 
dem nJahrbuche der k. k. Central-Comrnission zur Erforschung und Erhaltung der Bau- 
denkmaleu. Wir haben daher hauptsächlich nur auf die Veränderungen und Erganzungen 
hinzuweisen, welche dieses Buch, dessen Bedeutung und Stellung in der deutschen Kunst- 
literatur ja längst nach Verdienst erkannt ist, in der vorliegenden Neuausgabe erfahren 
hat. Die erste Auflage desselben behandelte die mittelalterlichen Kunstdenkmale in Arhe, 
Zara, Nona, Traü, Spalato und Ragusa. ln die vorliegende neue Ausgabe hat der Ver- 
') Hierzu dürften sich Ferialeurse, wie sie seinerzeit für den weit umfassenderen 
landwirthschaltlichen Unterricht eingerichtet. wurden, vorzüglich eignen. Auch darüber 
liegen günstige Erfolge im Ausland: vor. Beispielsweise halt die nSchülerwerkstnttu in 
Leipzig unter Mitwirkung hervorragender Schul- und Fachmänner solche Ferialcurse ab. 
") Die Noth führte an manchem Orte auf diesen Weg; so in Steinschbnau, Mond- 
see, Hallstadt, Proveis, neuerer Zeit auch in Aussee.
	        
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