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Technik zu den schönsten Jünglingsgestalten der Anstalt zählte. Ganz
ausgezeichnet ist das lebensgroße Porträt Ferstel's (Brustbild) von Pro-
fessor Griepenkerl gemalt, im Besitze der Familie des verstorbenen
Meisters. - Noch sei auf ein Aquarell von Ferstel selbst aus dern Jahre
1849 hingewiesen, in seiner correcten Zeichnung und sorgfältigen Aus-
führung, im Style der damaligen Wiener Schule, ein Zeugniss dafür,
dass der Künstler, wenn er sich der Malerei zugewendet hätte, wohl auch
sehr Bedeutendes geleistet haben würde. Das Aquarell (tS z 24 Ctm.)
stellt den Ring zu Prag vor, wo sich damals FerstePs Eltern aufhielten,
im Hintergrunde die aufragende Teynkirche, rechts der Rathhausthurm,
links die bekannten noch jetzt bestehenden Wohnhäuser. Außerdem
ist im Pesitze der Mutter FerstePs eine von diesem in Tusch außer-
ordentlich fleißig und richtig ausgeführte Perspectivstudie vom J. 1866.,
30 : 44 Ctm. - In unserer nächsten Nummer wollen wir ein Verzeichniss
sämmtlicher Objecte der Ferstel-Ausstellung mittheilen.
Am selben Tage wurde auch die gleichfalls auf Kosten des Cura-
toriums herausgegebene Festschrift veröffentlicht mit folgendem Inhalt:
I. Die Festrede von J. v. Falke; Il. Die Bauthätigkeit I-I. v. Ferstel's
seit dem Jahre 1879, von R. v. Eitelberger. III. FerstePs literarische
Thätigkeit, von demselben. IV. Ferstel als Lehrer, von K. König. V. Fer-
stel's Stellung zur Wiener Gesellschaft, von R. v. Eitelberger. In dem
zweiten Abschnitte beschränkt sich R. v. Eitelberger, der langjährige Freund
Ferstelis, dessen Bauthätigkeit blos seit dem Jahre 187g zu betrachten, weil
er seine Bauten aus der früheren Zeit bereits an anderer Stelle (Eitelberger,
Gesammelte Schriften, I. Bd.) eingehend geschildert hat.
Besondere Beachtung dürfte Eitelbergefs Darstellung der literarischen
Thätigkeit Ferstel's finden, dessen Leistungen nach dieser Seite bisher
hinter seiner praktischen Thätigkeit zumeist unbeachtet blieben und fast
erst durch jenen herrlichen Brief, welchen der Dahingeschiedene wenige
Stunden vor seinem Tode gelegentlich des Jubiläums seines Freundes
Theophil von I-Iansen an diesen richtete, öffentliche Aufmerksamkeit
erregten. In diesem hat Ferstel sozusagen sein künstlerisches Bekenntniss
abgelegt, ihn selbst ehrend und wahrhaft Erbauungsworte für junge
strebende Künstler. Solcher trefflicher Ausführungen mögen in den Denk-
schriften, mit welchen Ferstel seine großen Concurrenzentwürfe zu
begleiten pflegte, in reicher Zahl enthalten sein. Wir wollen hier nur die
Stelle wiedergeben, mit welcher Ferstel in der Denkschrift zu seinem
Projecte für das neue Parlamentsgebäude in Berlin seine Ideen über die
Aufgabe der modernen Architektur aussprach:
"Zum Ausdrucke großer architektonischer Gedanken befähigt nur
die vollkommene Beherrschung einer allgemein verständlichen Formen-
sprache. Nur mit dieser Macht ausgestattet werden wir wieder originell
sein können, weil nur die einfachsten und gemeinverständlichen Mittel
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