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überzeugend wirken, und weil es nur auf diese Weise gelingen kann,
die alten Formen neu zu belebenß
"Das Motto (Bramante), welches ich meinem Entwurfe zu Grunde
gelegt habe, soll dieser meiner Ueberzeugung Ausdruck verleihen, dass
uns das Beispiel der alten Meister auf den rechten Weg führen mussnx
vNicht als ob ich die Richtung Bramantes als die maßgebende
bezeichnen wollte, wohl aber seine großen Absichten, welche allein im
Stande sein können, uns zu bedeutenden architektonischen Thaten zu
befähigenß
v-Bramante befand sich am Schlusse des 15. Jahrhunderts in einer
ähnlichen Lage, in der wir uns heute befinden. Aus dem bunten und
ziemlich zerfahrenen Wesen der damals herrschenden Richtungen wusste
er den richtigen Weg zu wählen, indem er bei Anwendung einfachster
Mittel vor allem anderen auf den charakteristischen Ausdruck den archi-
tektonischen Accent zu legen bemüht war. Das reiche schmückende
Detail suchte er durch richtige Verhältnisse zu ersetzen, und indem er
das Schwergewicht auf "große Raumgestaltung und auf Gliederung in
diesem höheren Sinne architektonischer Bildung legte, hat er jene Rich-
tung inaugurirt, welche mit Recht als die goldene Zeit der Architektur
bezeichnet Wifdan
uDie Eignung der italienischen Hochrenaissance für die modernen
Bedürfnisse, man kann wohl sagen ihr internationaler Charakter dürfte,
nachdem ein streng nationaler Styl nicht vorliegt, die gewählten Formen
für den vorliegenden Zweck wohl CXHPfElIlEILK
nDlC eigentliche künstlerische That scheint mir aber weniger in der
correcten Behandlung anerkannt guter Formen zu suchen zu sein, als
vielmehr in der richtigen Anwendung auf eine aus der Natur der Auf-
gabe sich entwickelnde charakteristische Gebäudeform, also in der archi-
tektonischen Grundgestaltung sowohl des Innern wie des Aeußernß
"Dass hierbei der Schwerpunkt auf die Hauptform und auf gute
Verhältnisse zu legen ist, wird unbestritten bleiben, ebenso, dass das
Detail möglichst einfach sein muss, um wirkungsvoll zu bleiben, indem
die Wiederholung und der Wechsel einfacher Architektur-Motive von
selbst zu einem wohlthuenden und verständlichen Reichthurn führt. In
gleicher Weise wird auch zugegeben werden, dass ein derartiges Bauwerk
eines höheren Schmuckes als der ermüdenden Wiederholung schema-
tischer Ornamente bedarfni
wZur Verwirklichung der einschlägigen, in reichem Maße sich er-
gebenden ldeen müsste der Bildner in Erz und Stein, der Maler und
Mosaikist, sowie die in Folge weiser Püege nun rasch aufblühende Kunst-
industrie ihr Bestes beitragenm
Nicht minder interessant sind seine Aeußerungen über die Stellung
der Architekten im Staatsleben und über den Einfluss der Mode auf die
Kunst und das Bauleben. Im November 1882 hielt er im n. ö. Gewerbe-