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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 225)

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verein einen Vortrag über das Verhältniss von Styl und Mode. Er 
bekämpfte bei diesem Anlasse wie in jüngeren Jahren die Ueberwucherung 
des Zinshauses, das, man möge was immer für einen Kunstaufwand bei 
demselben anstreben, doch immer eine Kaserne bleibt und zu den unge- 
sunden Verhältnissen des Baulebens gerechnet werden muss. Der Schwer- 
punkt der Production muss wieder in die Ateliers zurückverlegt werden, 
die Ateliers und die Werkstätten müssen wieder die Schulen werden, aus 
welchen Künstler und Kunsthandwerker hervorgehen. Wenn heutigen 
Tags dies der einzige Weg ist, um das Kunsthandwerk zu dauernder 
Blüthe zu bringen, so muss auch die Architektur wieder der Brennpunkt 
für die ganze Kunstproduction werden, und die künstlerische Entwicklung 
der Architektur ist daher für das ganze Handwerk die unerlässliche 
Grundlage seiner Entwicklung. Wird die Kunstproduction auf diese seine 
gesetzmäßige Bahn wieder zurückgeführt, dann wird auch die Mode ihre 
gefährliche Macht verlieren. 
Diese Rede ist gewissermaßen als eine Ergänzung dessen anzusehen, 
was er bei seiner feierlichen Inauguration als Rector der technischen Hoch- 
schule am 9. October 1880 als die Aufgabe der Architektur bezeichnet hat. 
Sich anlehnend an den Ausspruch Sempefs: nwir haben wohl Künstler, 
aber keine eigentliche Kunsta, entwickelte Ferstel sein Programm über 
die Ziele der Kunst in der Architektur. 
Professor K. König von der technischen Hochschule schildert im 
lV. Abschnitte in begeisterter Weise Ferstel als Lehrer, der mit seiner 
völligen Freiheit von jedem Vorurtheil und seiner historischen Bildung, 
dem liebevollen Eingehen auf die künstlerische Eigenart seiner Schüler 
eine stattliche Zahl derselben in allen Kronländern hinterlässt, worunter 
sich manche selbst bereits einen hochgeachteten Namen als Baukünstler 
zu erwerben wussten. 
Die Festschrift erschien in prächtiger Ausstattung, geziert mit dem 
Porträt Ferstel's in Radirung von Prof. William Unger und zahl- 
reichen Illustrationen in Kopfleisten, Schlussvignetten und Textbildern, 
Darstellungen von bedeutenderen Bauten Ferstel's bietend: Universität 
in Wien, Rathhaus in Tiflis, Reichstagsgebäude in Berlin, Administrations- 
gebäude des Lloyd in Triest, Glockenthurm in Leitmeritz, Gruftcapelle 
der Familie Erlanger, Hochaltar der Schottenkirche in Wien, Portal des 
- Arlberg-Tunnels, Entwürfe für Landhäuser etc. Sämmtliche Textillustra- 
tionen, mit Ausnahme einer Schlussvignette von Hans Macht, hat Karl 
H r a c h ow i n a , Professor an der Kunstgewerbeschule des Museums, 
gezeichnet. Die Photozinkographien besorgte Angerer 8c Göschl, die 
Drucklegung Adolf Holzhausen in Wien. Ch.
	        
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