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welche-an jenen Goldschmiedarbeiten stets wiederkehrt, geht dort ohne
Zweifel in ein viel höheres Alterthurn zurück, als an den getriebenen
Silbergefäßen und den Faiencen des vorigen Jahrhunderts. Doch aber-
mals noch viel älter ist nachweislich die Technik. Eins der schönsten
Schmuckstücke, welche das Museum der Ermitage in Petersburg den
Ausgrabungen auf der Krim verdankt, ein goldener Schläfensclnnuck, aus
zwei Medaillons mit Gehängen bestehend (abgebildet in uAntiquites du
Bosphore Cimmerienn Petersburg 1854, darnach in nDas Kunsthandwerku
III. Bd. Taf. 56, Stuttgart 1876, und neuestens in Photographien nach
Gypsabgüssen in uMittheilungen des Deutschen Archäologischen Instituts
in Athenu Vlll. 4, Athen 1884) ist dessen Zeuge. Die 1830 in der Nähe
von Kertsch gefundenen Medaillons von 72 Millim. Durchmesser zeigen
nämlich in getriebener Arbeit den Kopf der Athena Parthenos, umgeben
von einem 6 Millirn. breiten Rande, der von Runddrähten eingefasst, mit
aufgelötheten Epheuranken aus feinem Draht gefüllt und an der unteren
Hälfte des Randes mit einzelnen sechshlätterigen Dtahtrosetten besetzt
ist, welche als Anheftestellen für das Gehänge dienen. Die Epheublätter
sind mit opakem Ernail, abwechselnd grün und blau, colorirt, ebenso
scheinen die Rosetten Etnailspuren aufzuweisen. Ob nun dieses Werk.
wie Kieseritzky (Mitth. d. D. arch. Inst.) will, in das fünfte, oder doch
in das vierte Jahrhundert gesetzt werden möge: die Bekanntschaft der
Griechen mit der Schmelztechnik und zwar mit eben dem Zweige der-
selben, welcher in dern siebenbürgischen Filigran-Email fortlebt, ist
dadurch außer Zweifel gestellt. Und ganz übereinstimmend damit in
Technik und Styl ist die Ornamentatiou eines Medaillons, welches, an-
geblich auf Cypern gefunden, unlängst im Kunsthandel auftauchte und
dessen Mittelstück aus einer venezianischen Münze besteht. Ohne auf
diese einzelnen Thatsachen eine Hypothese gründen zu wollen, darf man
doch die Hoffnung aussprechen, dass fortgesetzte, vom Glücke begün-
stigte Forschungen mit der Zeit einen Zusammenhang zwischen den
Erscheinungen herstellen und Licht über die älteste Periode der Geschichte
des Emails verbreiten werden. Vielleicht würde in den Zusammenhang
auch das Anbringen von Cabochons oder von GlasHuss in Filigran
irgendwie einzufügen sein.
Für die Industrie der Gegenwart kann sich aus der Mannigfaltigkeit
der Anwendung des gedachten Decorirungsrnittels wohl allerlei Anregung
ergeben. Wir sehen gewöhnlich nur die Menteschließe (morsus, Sächsisch:
das Hefteln) mit Filigranemail, und zwar häufiger moderne Nachbildungen
als alte Originale. ln der Pester Ausstellung aber sah man es nicht nur
an den verschiedensten Schtnuckgegenständeti, Schließen, Spangen, Gürteln
bis hinab zu den Sporen eines Nationalcostücns, ferner an Pulverhörnchen,
Dolchscheiden u. a. 111., und endlich an Kelchen aus Neutra, Erlau,
Pressburg, der Zips, sondern auch in glücklichster Weise für Buch-
beschläge benutzt. Man kann sich kaum etwas zierlicheres denken, als