x94
dergleichen Mittel- und Eckstücke z. B. auf olivengrünem Sammt ange-
bracht. Natürlich möchten wir nicht das einfache Copiren solcher Vor-
bilder empfehlen, es wäre auch nicht nothwendig, dieselben PHanzen-
motive zu benützen: nur der Grundgedanke der Verbindung von Filigran
mit Email scheint der Aufnahme und Pflege werth. Ferner lässt sich
diese Technik noch mit der verwandten des Niello vereinigen, wie z. B. eine
Niellobordüre mit Füllungen von Filigranemail an einem Bucheinbande
sehr feine Wirkung macht. Und hier mögen auch die Gürtel erwähnt
werden, die entweder aus lauter niellirten Plättchen, oder aus solchen
mit getriebenen abwechselnd gebildet sind.
Diese Stylströmung ist, wie wir an Kelchen gesehen haben, gelegentlich
mit der von Westen gekommenen, welche in der Gefäßbildnerei vor-
herrscht, zusammengeßossen. Im allgemeinen aber stehen wir, so lange
nicht Klarheit in die Beschau- und Meisterzeichen gebracht ist, den meisten
kirchlichen und Profangefäßen höherer Ordnung rathlos gegenüber, wenn
wir sagen sollen, ob sie aus Deutschland eingeführt oder nach deutschen
Mustern gearbeitet seien. Dass ungarische und siebenbürgische Goldschmiede
gewandert sind, lehren uns die Namen Georg Zeggeyn aus Szegedin, im
16. Jahhundert in München, Lucas Sybenb urger in Innsbruck um 1500,
Thoman Gerhart aus Siebenbürgen, um 1450 in Wien, u. s. w. Andere
werden in die Heimat zurückgekehrt sein und das in Augsburg, Nürnberg
Breslau etc. Gelernte ausgenutzt haben. Fehlt es doch nicht an Nach-
richten über das Zuwandern fremder Gesellen aus weiter Ferne nach
Siebenbürgen; so hat Friedrich Müller im iiSächsischen Hausfreundu
für 1865 Geburts- und Leumundszeugnisse für Goldschmiedegesellen aus
Nürnberg (1515), Stettin (1519) -- die beide, wie es scheint, in Hermann-
stadt gearbeitet haben - und Halberstadt (1520) in Mediasch als noch
in den dortigen Zunftladen vorhanden erwähnt. Ebenda erfahren wir auch
manchen Meisternamen, wie beispielsweise Simon von Kronstadt, Bortel
Igell und Karl Greger von Schässburg, Michael Theylner und
Antonius von Bistritz, Dominicus Heltner und Zürwes (Servatius)
Heltner von Mediasch, Antonius Blass und Marcus Letz von Hermann-
stadt, welche 1559 als Vertreter ihrer Zünfte Zusätze zu den Statuten der
siebenbürgischen Goldschmiede, und zwar in deutscher Sprache, beschlossen
haben. (Mithin ist die Angabe auf S. 35 des "Führersitz nDie Goldschmiede-
zünfte wurden am Anfange des 16.Jahrhunderts magyarischu cum grano salis
zu nehmen, wenn auch "die Zunftregeln der Kaschauer und Klausenburger
Goldschmiede in ungarischer Sprache verfasste sind.) Leider scheint Punkt 5
der Regulative von 1539, und Artikel z vom Anfang des 16. Jahrhunderts,
wonach jede Goldschmiedearbeit mit Zunft- und Meistermarke versehen
sein sollte, weder damals noch später streng gehalten worden zu sein.
Bei der riesigen silbernen Pilgerflasche aus dem Besitze des Fürsten
Eszterhazy wird für die ungarische Provenienz die Gestalt der nationalen
Kürbisiiasche (Kulacq) geltend gemacht; die Provenienz soll nicht bezweifelt