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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 225)

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werden, allein iene Form kann wohl nicht als Beweis dafür dienen, da 
sie überall und in den verschiedensten StoEen nachgebildet worden ist. 
Mit vieler Wahrscheinlichkeit sind allerlei Gefäße und Gerätbe, welche 
urkundlich oder traditionell mit geschichtlichen Persönlichkeiten in Ver- 
bindung gebracht werden, auch als inländische Erzeugnisse anzusehen. 
Wenn dagegen die in blendender Fülle und Schönheit exponirten Schmuck- 
gehänge im dritten Saale als ndie prächtigsten Stücke der ungarischen 
Goldschmiedekunstn bezeichnet sind, so muss dieser Ausdruck nur in 
dem Sinne genommen werden, welcher eingangs dieser Zeilen charakterisirt 
worden ist. 
Vollkommen beglaubigt sind die zahlreichen schlanken, beinahe 
cylindrischen Becher (Saal IV), welche ehedem als ganze nSätzeu, d. h. von 
gänzlich gleicher Gestalt, aber in der Größe derart sich verringernd, dass 
alle ineinandergeschoben werden konnten, Neuvermählten zum Geschenk 
gemacht wurden. Das Glück hat gewollt, dass achtzehn zusammengehörige 
mit den Wappen eines Teleky und seiner Gattin sich hier wieder zusammen- 
gefunden haben, nachdem sie in die verschiedensten Hände übergegangen 
waren. Ihnen gesellen sich viele einzelne Exemplare bei, ferner Unter- 
sätze von sechs- oder achteckiger Gestalt. Becher und Untersatz ver- 
wachsen dann auch zu einem Gefäß mit mäßig vortretendem Fußrande. 
Manche zeigen eine sehr primitive Musterung, andere sind kunstvoll 
gravirt oder niellirt. 
Beglaubigt sind ferner die Arbeiten udes Sebastian Hann in Her- 
mannstadt, der sich selbst auf einem Pocal von 1697 das Zeugniss aus- 
stellt, dass durch seine und seiner Zeitgenossen Kunst wl-Iermannstadt Augs- 
burg wurdenß sei. Seine Kunst entspricht aber der Zeit, der Ruhmredigkeit 
und der Poesie der lnschriften. 
Da wir über Werke, welche erst einige Jahrhunderte alt sind, noch 
so wenig Bescheid geben können, hat das Eingeständniss voller Unwissen- 
heit schon weniger beschämendes, sobald wir uns auf den unsicheren 
Boden vorgeschichtlicher oder jener Zeiten begeben, in welchen Völker- 
stämme verschiedenster Art Ungarn überflutet haben. Gerade dort haben 
Pflugschaar und Spaten schon die merkwürdigsten Schätze, unendlichen 
Stoff für Hypothesen, zu Tage gefördert. Wie viele hochberlihmte und 
räthselhafte Objecte umschloss allein der erste Saal der Pester Aus- 
stellung! Da war die Bronzevase von Egyed im Oedenburger Comitat 
(1831 gefunden), welche bereits von Otfried Müller als eine Illustration 
zu der Stelle bei Plinius bezeichnet wurde, in welcher (XXXIII 46) es 
heisst: i-Die Aegypter färben das Silber, um ihren Anubis darauf zu 
sehen, bemalen es aber nur und fertigen keine getriebene Arbeit daraus. . . 
Das Mattmachen des Silbers geschieht auf folgende Weise. Man versetzt 
es mit einem Drittel des besten kyprischen Kupfers, welches Kronen- 
kupfer heißt, und einer dem ersteren gleichen Menge Schwefels und 
schmelzt alles zusammenm Die Uebereinstimmung ist allerdings in mehreren
	        
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