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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 226)

Universität zunächst der Jurisprudenz. Aber schon im zweiten 
Jahre wandte er sich der philosophischen Facultät und vorwiegend 
den historischen Fächern zu, in Folge dessen er im Jahre 1861 
auch Mitglied.des Institutes für österreischiscbe Geschichtsf0r- 
schung wurde. Dieses Institut hat bekanntlich, besonders durch 
die Lehrthätiglteit Sickel's an demselben, für die historischen 
Studien in Oesterreich eine neue Aera inaugurirt, aber die Kunst- 
geschichte war damals noch nicht in den Studienplan der Mitglieder 
aufgenommen. Letzteres Fach tradirte an der Universität R. von 
Eitelberger, und unter dessen unmittelbarer Leitung legte 
Schestag den Grund zu seinem immensen kunsthistorischen Wissen. 
Als durch das Allerh. Handschreiben vom 7. März 1863 das 
Oesterr. Museum für Kunst und Industrie in's Leben gerufen und 
Eitelberger zu dessen Director ernannt wurde, hat dieser mit dem 
Scharfblicke, der ihn bei der Wahl seiner Beamten und Hilfs- 
kräfte als richtigen Organisator auszeichnet, aus seiner Schülerzahl 
sogleich Schestag zur Mitarbeiterschaft bei der Einrichtung des 
Museums herangezogen. So hat letzterer an der Schöpfung des 
Museums von dessen allerersten Anfängen thätigsten Antheil 
genommen, ja es mag immerhin erwähnt sein, dass er als treuer 
Hüter der damals zumeist vom Allerh. Hofe, von der Aristokratie 
und dem Clerus leihweise zur Ausstellung überlassenen Kunst- 
schätze in einem Kämmerchen des alten Hauses auf dem Ball- 
platze jahrelang seine Schlafstätte aufgeschlagen hatte. Während 
jener ersten Zeit wurde er als junge Arbeitskraft für alle Fächer 
des werdenden Institutes beschäftigt und hat an den Kunstobjecten 
mit der ihm eigenen ruhigen, scharfen Beobachtung sich ein selten 
vielseitiges Kunstverständniss angeeignet, das ihn neben seinen 
umfassendsten Specialkenntnissen aiif dem Gebiete der Biblio- 
graphie und der gesammten graphischen Künste ganz besonders 
auszeichnete. 
Zur Ordnung und Sichtung neigte vor Allem sein Talent, 
mithin war er von vornherein zum rechten Bibliothekar befähigt 
und wurde auch als solcher und als zweiter Custos des Museums 
noch im selben Jahre 1863 ernannt. Es mag ein rührend feierlicher 
Moment gewesen sein, den Schestag gerne beschrieb, wie er die 
ersten Bücher aufstellte, eine Anzahl von Werken kunsthistorischen 
Inhaltes, welche Director Eitelberger als Grundstock der Biblio- 
thek widmete, welche sich unter der rnusterhaften Leitung ihres 
Vorstandes in so überraschender Art entwickelte. Entsprechend 
den durchaus praktischen Bedürfnissen, welchen das Museum
	        
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