Universität zunächst der Jurisprudenz. Aber schon im zweiten
Jahre wandte er sich der philosophischen Facultät und vorwiegend
den historischen Fächern zu, in Folge dessen er im Jahre 1861
auch Mitglied.des Institutes für österreischiscbe Geschichtsf0r-
schung wurde. Dieses Institut hat bekanntlich, besonders durch
die Lehrthätiglteit Sickel's an demselben, für die historischen
Studien in Oesterreich eine neue Aera inaugurirt, aber die Kunst-
geschichte war damals noch nicht in den Studienplan der Mitglieder
aufgenommen. Letzteres Fach tradirte an der Universität R. von
Eitelberger, und unter dessen unmittelbarer Leitung legte
Schestag den Grund zu seinem immensen kunsthistorischen Wissen.
Als durch das Allerh. Handschreiben vom 7. März 1863 das
Oesterr. Museum für Kunst und Industrie in's Leben gerufen und
Eitelberger zu dessen Director ernannt wurde, hat dieser mit dem
Scharfblicke, der ihn bei der Wahl seiner Beamten und Hilfs-
kräfte als richtigen Organisator auszeichnet, aus seiner Schülerzahl
sogleich Schestag zur Mitarbeiterschaft bei der Einrichtung des
Museums herangezogen. So hat letzterer an der Schöpfung des
Museums von dessen allerersten Anfängen thätigsten Antheil
genommen, ja es mag immerhin erwähnt sein, dass er als treuer
Hüter der damals zumeist vom Allerh. Hofe, von der Aristokratie
und dem Clerus leihweise zur Ausstellung überlassenen Kunst-
schätze in einem Kämmerchen des alten Hauses auf dem Ball-
platze jahrelang seine Schlafstätte aufgeschlagen hatte. Während
jener ersten Zeit wurde er als junge Arbeitskraft für alle Fächer
des werdenden Institutes beschäftigt und hat an den Kunstobjecten
mit der ihm eigenen ruhigen, scharfen Beobachtung sich ein selten
vielseitiges Kunstverständniss angeeignet, das ihn neben seinen
umfassendsten Specialkenntnissen aiif dem Gebiete der Biblio-
graphie und der gesammten graphischen Künste ganz besonders
auszeichnete.
Zur Ordnung und Sichtung neigte vor Allem sein Talent,
mithin war er von vornherein zum rechten Bibliothekar befähigt
und wurde auch als solcher und als zweiter Custos des Museums
noch im selben Jahre 1863 ernannt. Es mag ein rührend feierlicher
Moment gewesen sein, den Schestag gerne beschrieb, wie er die
ersten Bücher aufstellte, eine Anzahl von Werken kunsthistorischen
Inhaltes, welche Director Eitelberger als Grundstock der Biblio-
thek widmete, welche sich unter der rnusterhaften Leitung ihres
Vorstandes in so überraschender Art entwickelte. Entsprechend
den durchaus praktischen Bedürfnissen, welchen das Museum