Abrede gestellt wird. Es wird uns in den meisten Fällen auch nicht viel
daran liegen, da ja einstweilen noch Namen, wie Kado Tamiltichi oder
Kiyomidsu oder Otokoyama gleich leerem Schall an unser Laienohr
schlagen, vorausgesetzt freilich, dass wir mit dem ästhetischen Werthe
im Reinen sind.
Aber auch darin, im ästhetischen Werthe, ist die Sache neuerdings
unklar geworden. Der Verkehr unserer Kunstfreunde mit japanischen Ken-
nern und Sammlern hat zu der Erkenntniss geführt, dass in Japan und
China ganz andere Begriffe von der Schönheit und dem Werthe des
Porzellans herrschen als bei uns, dass z. B. die Gefäße, welche als
"alt Japans im t8. Jahrhunderte in Europa so hohe Geltung hatten und
noch heute im Besitze der Familien sich befinden, Gefäße, wie wir sie
gewaltig und zahlreich auf unserer Ausstellung sehen, in ihrer Heimat
gar nicht geschätzt werden, weil sie alle für den europäischen Markt,
nicht für den heimischen geschaffen worden. Der japanische Kenner und
Sammler schätzt vor Allem das Alter und gewisse Beziehungen, die sich
etwa an den Gegenstand knüpfen, nicht aber die Vollkommenheit der
Arbeit, die Schönheit der künstlerischen Ausstattung. Was er schätzt
und sammelt, ist erstens das vor Zeiten auf der Halbinsel Korea gemachte
Porzellan, Gegenstände von durchaus roher Erscheinung; zweitens das
eigene, sehr alte japanische Porzellan und drittens verschiedenes chine-
sisches Porzellan von besonderer Art und besonderer, zumal einzelner
Farbe. Das übrige japanische Porzellan ist nicht Gegenstand der Samm-
lung, wenn auch die Form noch so elegant, die Decoration noch so reich
ist. Eine rohe, skizzeuhafte, mehr malerische Verzierung steht dem Sammler
viel höher.
Durch diese absonderliche Passion des japanischen Sammlers, die
mit Kunst und Geschmack eigentlichwenig zu thun hat, ist aber auch
der Geschmack der europäischen Kunstfreunde und Sammler beeinflusst
worden. Wir sollen nun das missachten, was in Europa früher für aus-
gezeichnet galt und was wir selber um seiner decorativen Schönheit willen
haben schätzen lernen; wir sollen Werth legen auf Dinge, die ganz unan-
sehnlich, oftmals gänzlich roh sind, blos weil sie bei dem japanischen
Sammler Geltung haben, weil dieser solcher Gefäße von bestimmter
Beschaffenheit, Herkunft und Alter bei seinen traditionellen Thee-Cere-
moniert bedarf. Das scheint uns eine Verkennung des richtigen Stand-
punktes zu sein. Für uns Europäer, wenn wir in der That gebildete und
erleuchtete Kunstfreunde sind, kann nur das Werth haben, was wirklich
an sich und allgemein schön ist oder was uns durch seine originellen
Reize fesselt. Dasjenige, an welchem sich Kunst und Geschicklichkeit
zeigt, wenn auch die Art von der unseren verschieden ist; das Rohe,
Unvollkommene, rein Ahsonderliche und Bizarre können wir getrost den
Japanern und Chinesen überlassen. Leider ist es nicht ganz so; ein wenig
von diesen Passionen des japanischen Sammlers ist auch in unsere Aus-