Galerie bestimmten Räume ungenügend; die Bilder konnten daselbst nicht
zur Geltung kommen „ während die im Rudolfinum jetzt geschaffenen
Räume die Gewähr bieten, die Meisterwerke der älteren Malerei, speciell
auch die Bilder der älteren böhmischen Malerschule, in entsprechender
Weise aufstellen zu können. Es ist gewiss ein außerordentlicher Gewinn
für Prag und für die dort lebenden Künstler, Kunstfreunde und Kunst-
handwerker, dass endlich einmal eine öHentliche Galerie von alten Bildern
vorhanden ist, an welchen sich das Auge bilden und entwickeln kann.
Denn jede Kunstbildung hängt mit der Kunstanschauung innig zusammen.
Auch den Kunstgewerben wird die Galerie von großem Nutzen sein. Es
ist ein ganz falscher Grundsatz, wenn man meint, das Kunstgewerbe und
die große Kunst seien zwei vollständig getrennte Kunstgebiete; es sind
vielmehr zwei Brüder einer und derselben Familie. Was die Kunst fördert,
fördert auch das Kunstgewerbe. Und deshalb ist es auch sehr löblich
und sehr gut, dass das Kunstgewerbe-Museum ebenfalls im Rudol-
iinum eine Stätte gefunden hat und mit der Gemäldegalerie sich in einem
Hause befindet. Ich bedaure nur, dass die Räume, welche dem Kunst-
gewerbe-Museum zugewiesen wurden, viel zu klein sind für die kunst-
gewerblichen Bedürfnisse der Bevölkerung Prag's und auch zu klein für
die Zwecke des Museums als solchem. Da nun aber dieser Umstand
einmal vorhanden ist, bleibt nichts Anderes übrig, als den vorhandenen
Raum so zweckmäßig als möglich auszunutzen.
Das Kunstgewerbe-Museum verfügt im Hochparterre gegenwärtig
über einen großen Saal mit von Osten einfallendem Seitenlichte, über
zwei Zimmer mit zwei Vorräumen rechts vom Vestibule und über einen
sich in demselben Geschosse längs der Ost-, Nord- und Westfront
erstreckenden Arkadengang. Der große Saal dürfte in der Größe beiläufig
dem keramischen Saale im Oesterr. Museum gleichkommen. Ein geschickter
Vorstand wird bei zweckmäßiger Anordnung im Stande sein, Manches
darin unterzubringen, doch ist das von Osten kommende Licht für eine
Reihe von Gegenständen, namentlich für Glas, keineswegs günstig. Der
große Hof ist nur für die Aufstellung von plastischen Objecten geeignet,
und können dazu mit Vortheil die Stirnseiten der Pfeiler verwendet
werden. Was ich aber für vollständig ungenügend halte, das sind die
Räume, welche für den Custos und die Unterbringung der Bibliothek
bestimmt sind. Denn der Dienst wird außerordentlich erschwert dadurch,
dass der Custos die ganze Westfront des Gebäudes durchschreiten muss,
um in den großen Saal zu gelangen. Die Freunde des Kunstgewerbes
müssen jetzt ihre besondere Aufmerksamkeit auf die Errichtung einer
Fachbibliothek und die Erwerbung einer Ornamentstich-
sammlung richten, um Vorbilder zu erlangen, welche als das geistige
Arsenal eines jeden kunstgewerblichen Museums angesehen werden müssen.
Ein entsprechender Raum, wo nach den Vorbildern gezeichnet werden
kann, muss unter allen Umständen bei einem Kunstgewerbe-Museum vor-