des großen Ganzen, der leider so selten ist und dessen Abgang sich bei Lehrmittel-
Publicationen nur zu häufig fühlbar macht. Es unterliegt keinem Zweifel, dass durch die
vorliegende Arbeit, wenn sie auch in der anspruchslosen Form eines Lesebuebes erscheint,
zur Förderungides gewerblichen Unterrichtes etwas Bedeutendes geleistet wurde und dass
dieses Buch für gewerbliches Schulwesen von großem Belang zu nennen ist.
1D
Friedrich Matthäi, Die wirthschaftlichen Hilfsquellen Russlands und
deren Bedeutung für die Gegenwart und die Zukunft. Dresden,
W. Baensch, 1885. 2 Bde. 8.
WVie die bereits früher erschienenen fachmännisch geschriebenen Werke dieses
Forschers über odie Industrie Russlands in ihrer bisherigen Entwickelung: und über
-die deutschen Ansiedlungen in Russland: verdient auch das oben genannte die volle
Autmerksamkeit der für den behandelten Gegenstand interessirten Kreise Oesterreichs.
Der erste Theil handelt von den landwirthscbaftlichen Verhältnissen, enthält aber
auch ein für den Beobachter der Kunstindustrie sehr wichtiges Capitel über die länd-
liche Hausindustrie Russlands. Der langwierige, fünf bis sieben Monate andauernde
Winter, der die landwirthschaftlichen Arbeiten völlig unterbricht. ließ von altersher den
russischen Bauer - namentlich im klimatisch strengen (Zentral-Russland - darauf bedacht
sein. durch Betreibung häuslicher Gewerbe den Lebensunterhalt zu verdienen , den ihm
die zeitlich beschränkte Landwirthschaft nicht voll gewähren konnte. Wir erfahren, dass
die dermaligc ländliche Hausindustrie Russlands 41 mehr oder minder große Erwerbs-
zweige umfasst, deren Producte nach niedriger Berechnung jährlich einen Werth von
300 Millionen Rubel repräsentiren und trotz der äußerst ungünstigen wirthschaftlichen
Verhältnisse und trotz der Vernachlässigung Seitens der Regierung eine stetige Ent-
wickelung aufweisen, so dass sie bereits zu Gegenständen des Exports geworden sind.
Die gewerbsmäßige Industrie Russlands wird irn zweiten Theile behandelt und zwar
vorwiegend von wirthschaftlichem Standpunkte, doch findet sich auch für denjenigen,
der sich über die künstlerische Bedeutung der russischen Industrie unterrichten will,
eine Fülle belehrenden Materials. So erfahren wir z. B., daaflndustrien, bei welchen
der Kunstsinn mehr als bei anderen in Frage kommt. nicht zur vollen Blttthe gelangen
können; so die Teppichfabrication wegen mangelhafter Zusammenstellung der Farben,
die Porzellanindustrie wegen der Plumpheit ihrer Erzeugnisse. - Bei der Wichtigkeit
Russlands als nächstes und größtes Absatzgebiet für die österreichische Kunstindusttie
darf dieses Buch zurn Studiurn dringend empfohlen werden.
Kuamsaa MITTHEILUNGEN.
(Perßonalnachriohth) Der Correspondent des Oesterr. Museums, der
Orientreisende Heinr. Freih. v. {Siebold, wurde von Sr. Majestät dem
Kaiser durch Verleihung des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet.
(Besuch des Museums.) Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
November von 13.649, die Bibliothek von 3060, die Vorlesungen von 688 Per-
sonen besucht.
(Von der k. k. Akademie der bildenden Künste.) Professor Baron C. v. H nsen -
uuer hat bereits das Atelier Theophils von Hansen übernommen; an seiner Seite fungirt
als Assistent Architekt Hafer. Hansen selbst, rastlos thätig, ist mit den Ausführungse
arbeiten eines Bibliotheltsbaues in Athen beschäftigt und wurde auch mit der Reconstruction
des abgebrannten königlichen Schlosses in Kopenhagen beauftragt. Sein Assistent, Architekt
Auer, erhielt den Auftrag, eine Styllehre zu verfassen, da Semper's bekanntes Werk
des Abschlusses durch einen dritten Band über die Architektur entbehrt, - Das aka-
demische Gyps-Museum hat durch Abgüsse zweier colossaler Reliefstüclte vom pergame-
nischen Altarbau und einen Abguss vom Friese des Theseions in Athen eine bedeutende
und sehr schätzenswerthe Bereicherung erfahren.
(Oesterreiohlsohea Museum.) Neu ausgestellt: Aus dem Besitze des Herrn
Theodor Graf eine Reihe von Mumienbinden aus der letzten Periode der Pharaonenzeit
mit vorzüglich ausgeführten Vignetten, ferner drei Holzüguren aus derselben Zeit, eine
Familie, Vater, Mutter und Sohn darstellend, mit Spuren der ursprünglichen Bemalung.
- ln der permanenten Ausstellung des Wiener Kunstgewerbevereines wurden neu aus-