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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 231)

ZDJ 
zwar ist es in beiderlei Art vertreten: in der englischen, welche die 
Fläche mit blitzendem Brillantschlilf überzieht, und in der böhmischen, 
richtiger gesagt in der unsrigen, welche zartes Glas mit zierlicher Form 
und zierlichen geätzten oder gravirten, zum Theile nach neuem Verfahren 
vergoldeten Ornamenten verbindet. Es sind sehr glücklich gelungene 
Gegenstände darunter. Lobmeyr hat dagegen eine große Serie Gefäße 
von röthlichbraunem Glase ausgestellt, auf's reichste verziert, mit ein- 
geschlilfenen und vergoldeten Ornamenten in rococoartiger Zeichnung, 
ein prunkendes, höchst eifectvolles Genre. Ihnen zur Seite stellt sich 
eine zweite Serie seiner wohlbekannten, mit Emailfarben nach orienta- 
lischem Muster verzierten Gefäße, deren Formen diesmal vom reinen 
Luxusgeräthe zu Gebrauchsgegenständen, zu kleinen Servicen und der- 
gleichen übergegangen sind. Ihnen gegenüber vertritt Bakalowits gewisser- 
maßen die venetianische Glaskunst mit farbigem geblasenen Glase. Es 
ist leichtes, gefälliges, in der Farbe oft sehr glückliches Geräth, so z. B. 
die mit opalisirenden Streifen geschmückten Gefäße, die eine völlig neue 
Erscheinung sind. 
Einen sehr günstigen Eindruck machen die Metallarbeiten, sowohl 
um ihrer selbst willen wie nach der Art ihrer Aufstellung in den Vitrinen 
und Nischen der langen Architektur im großen Saale. Sie theilen die- 
selben nur mit der mächtigen Collection der Prachtgewebe für Möbel 
und Vorhänge von Philipp Haas 8c Söhne. Diese berühmte Firma ist 
längere Zeit nicht im Museum, noch sonst auf Ausstellungen gesehen 
worden. Die Fülle der kostbaren Stoffe, würdig des bevorzugten Platzes, 
den sie einnehmen, zeigt sie heute unverändert auf ihrer alten Höhe. 
Rechts und links von ihr haben die Bronzen von Hollenbach- 
R i c h t e r und H a n u s c h ihren Platz erhalten. wohlbekannte Firmen, 
die unausgesetzt immer größerer Vollkommenheit zustreben. Sie sind die 
echtesten Vertreter der Wiener Kunstindustrie, wie sich seit zwanzig Jahren 
ihre Stylart festgestellt hat. Hier ist Schönheit der Form, Reichthum 
der Ornamentation, stylvolle Zeichnung und vollendete Ausführung, und 
dabei zeigt sich von Jahr zu Jahr - was ja das Ziel ist - immer größere 
Freiheit in der Composition, immer größere Unabhängigkeit von den 
überlieferten Vorbildern, immer größere Unabhängigkeit von der Herr- 
schaft und der steifern Art des Architekten. Hier ist Renaissance, aber 
zu welcher Freiheit und Selbstständigkeit hat sie sich bereits empor- 
gearbeitet! Und selbst die Formen, welche sich an barocke Motive 
anlehnen, wie stehen sie noch beherrscht von Maß und Ordnung! Es ist 
schwer, aus der Fülle dieser schönen Gegenstände von Lampen, Uhren, 
Candelabern, Vasen und Schalen und mancherlei kleinerem Geräthe Ein- 
zelnes herauszuheben, doch können wir nicht unerwähnt lassen, dass 
nun endlich auch, wie insbesondere bei der Hollenbach'schen Collection 
ersichtlich, der Stolz der französischen Kunstindustrie, die figürlichen 
Bronzen bei uns heimisch zu werden beginnen. Ehe nicht diese schön 
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