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zwar ist es in beiderlei Art vertreten: in der englischen, welche die
Fläche mit blitzendem Brillantschlilf überzieht, und in der böhmischen,
richtiger gesagt in der unsrigen, welche zartes Glas mit zierlicher Form
und zierlichen geätzten oder gravirten, zum Theile nach neuem Verfahren
vergoldeten Ornamenten verbindet. Es sind sehr glücklich gelungene
Gegenstände darunter. Lobmeyr hat dagegen eine große Serie Gefäße
von röthlichbraunem Glase ausgestellt, auf's reichste verziert, mit ein-
geschlilfenen und vergoldeten Ornamenten in rococoartiger Zeichnung,
ein prunkendes, höchst eifectvolles Genre. Ihnen zur Seite stellt sich
eine zweite Serie seiner wohlbekannten, mit Emailfarben nach orienta-
lischem Muster verzierten Gefäße, deren Formen diesmal vom reinen
Luxusgeräthe zu Gebrauchsgegenständen, zu kleinen Servicen und der-
gleichen übergegangen sind. Ihnen gegenüber vertritt Bakalowits gewisser-
maßen die venetianische Glaskunst mit farbigem geblasenen Glase. Es
ist leichtes, gefälliges, in der Farbe oft sehr glückliches Geräth, so z. B.
die mit opalisirenden Streifen geschmückten Gefäße, die eine völlig neue
Erscheinung sind.
Einen sehr günstigen Eindruck machen die Metallarbeiten, sowohl
um ihrer selbst willen wie nach der Art ihrer Aufstellung in den Vitrinen
und Nischen der langen Architektur im großen Saale. Sie theilen die-
selben nur mit der mächtigen Collection der Prachtgewebe für Möbel
und Vorhänge von Philipp Haas 8c Söhne. Diese berühmte Firma ist
längere Zeit nicht im Museum, noch sonst auf Ausstellungen gesehen
worden. Die Fülle der kostbaren Stoffe, würdig des bevorzugten Platzes,
den sie einnehmen, zeigt sie heute unverändert auf ihrer alten Höhe.
Rechts und links von ihr haben die Bronzen von Hollenbach-
R i c h t e r und H a n u s c h ihren Platz erhalten. wohlbekannte Firmen,
die unausgesetzt immer größerer Vollkommenheit zustreben. Sie sind die
echtesten Vertreter der Wiener Kunstindustrie, wie sich seit zwanzig Jahren
ihre Stylart festgestellt hat. Hier ist Schönheit der Form, Reichthum
der Ornamentation, stylvolle Zeichnung und vollendete Ausführung, und
dabei zeigt sich von Jahr zu Jahr - was ja das Ziel ist - immer größere
Freiheit in der Composition, immer größere Unabhängigkeit von den
überlieferten Vorbildern, immer größere Unabhängigkeit von der Herr-
schaft und der steifern Art des Architekten. Hier ist Renaissance, aber
zu welcher Freiheit und Selbstständigkeit hat sie sich bereits empor-
gearbeitet! Und selbst die Formen, welche sich an barocke Motive
anlehnen, wie stehen sie noch beherrscht von Maß und Ordnung! Es ist
schwer, aus der Fülle dieser schönen Gegenstände von Lampen, Uhren,
Candelabern, Vasen und Schalen und mancherlei kleinerem Geräthe Ein-
zelnes herauszuheben, doch können wir nicht unerwähnt lassen, dass
nun endlich auch, wie insbesondere bei der Hollenbach'schen Collection
ersichtlich, der Stolz der französischen Kunstindustrie, die figürlichen
Bronzen bei uns heimisch zu werden beginnen. Ehe nicht diese schön
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