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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 231)

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patinirten Statuetten und Gruppen auch bei uns entstehen wie in Paris, 
eher hat unsere Bronze-Industrie nicht ihr letztes Ziel erreicht. 
Zur Seite der Bronzen stehen die geschmiedeten Eisenarbeiten, für 
diesmal vertreten durch L. Wilhelm und durch M. Schuster; Letz- 
terer, der auch im Museum kein Neuling mehr ist, füllt die ganze oliene 
Nische mit seinen Beschlägen für Thür und Kasten, welche den Beweis 
liefern, dass das moderne geschmiedete Eisen, das von den großen Gegen- 
ständen, Gittern und Thoren, seinen Ausgang genommen hat, nunmehr 
auch im Kleinen zur entsprechenden Kunst geworden ist. Gerade nach 
solchen Gegenständen, welche man nicht, wie es bisher die Art war, im 
Holze zu verstecken brauchte, war lange die Nachfrage. Die größeren 
Gegenstände, schön gezeichnet und vollkommen ausgeführt wie immer, 
zeigt Wilhelm in der anderen entsprechenden Nische, Theile von Gittern 
und Stiegengeländern, ein großes Füllhorn mit Blumen, ein plastisches 
Werk in Hochrelief getrieben, und endlich einen großen Kronleuchter 
von reizvollster Cornposition. Eine Anzahl kleiner Leuchter nach den 
originellen Mustern des deutschen Hauses im 16. Jahrhunderte, wie sie 
heute in Rauch- und Schreibzirnnier wieder Liebhaberei geworden sind, 
ergänzen die Collection Wilhelm's. Solcherlei Beleuchtungsgeräth nebst 
anderen kleinen praktischen Gegenständen zeigt übrigens auch die Col- 
lection von Schuster in hübscher Auswahl. 
Als alter Freund des Museums ist auch wieder Karl Haas der 
Jüngere mit seinen galvanoplastischen Copien erschienen, deren Voll- 
kommenheit in der Facsimilirung alter Silberarbeiten vom Vater her noch 
wohlbekannt ist. Neu dagegen sind die gravirten Metallschalen von 
Schwerdtner und dessen kleinere emaillirte Scbmuckgegenstände, die 
man um so lieber sehen wird, als diese Ausstellung sonst mehr. durch 
den Reichthum und die Bedeutung der einzelnen Arbeiten glänzt, als 
durch die Fülle und Vielseitigkeit kleiner, leicht verkäuflicher Gegen- 
stände. Das ist ein Fehler - wenn es einer ist - den man um so lieber 
verzeiht, als ja dieser Beginn einer bleibenden Ausstellung die Aufgabe 
hat, dem neuen Vereine Freunde zu erwerben und die Augen auf ihn 
zu lenken. 
In den Arbeiten aus edlen Metallen begegnen wir wieder den alten 
Freunden des Museums K. Lustig und V. Mayer's Söhnen und 
sodann Augustin mit kleinen Schmuckgegenständen. Zu ihnen sind 
auch die Uhren von Morawetz zu rechnen. Lustig. der Vertreter der 
echten Tauschirkunst und des echten Niello, wie' sie heute nur noch im 
Orient geübt werden, ist seinem Genre treu geblieben, aber er weiß ihm 
jedes Jahr neue Varianten, neue Reize abzngewinnen; so auch diesmal. 
Seine Ausstellung zeigt eine Fülle liebenswürdiger Schmnckgegenstände, 
eine Meisterarbeit der Tanschirkunst aber mit ihren Einlagen in Gold 
und Silber ist die große Schale in Form eines persischen Schildes, Eigen- 
thum des Grafen Wilczek. - V. Mayer's Söhne pflegten sonst neben
	        
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