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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 233)

d. h. hochlitziger, hochschäftiger Stuhl, an welchem die Kettenbünde! in 
einer Verticalebene aufgespannt sind; ein Apparat, der zur Anfertigung 
von Teppichen, Tapeten, Porrieren u. s. w. dient. (Susandsch, S. 95.)u 
Donnerstags-Vorlesungen im Museum. 
Am n. December hielt Adjunct Dr. Linke eine Vorlesung über nEdelsteineu. 
Nach einer gedrangten Aufzählung der hervorragendsten Eigenschaften, die ein 
Mineral zum i-Edelsteim stempeln, legte der Vortragende dar, wie sich die Kenntniss 
von dem Wesen der Edelsteine, nach den verworrenen und falschen Anschauungen des 
Alterthums, den mystischen Träumereien des Mittelalters erst durch die neuere wissen- 
schaftliche Forschung ganz geklärt hat, so dass wir heute nicht nur den Stoff, die che- 
mische Constitution der Edelsteine genau kennen, die Eigenschaften, das Blendende und 
Anziehende in der äußeren Erscheinung derselben nach allgemeinen physikalischen 
Gesetzen eine natürliche Erklärung finden, sondern dass wir auch wissenschaftliche Hypo- 
thesen über die Entstehung in der Natur aufzustellen vermögen und auf Grund solcher 
auch die Repro d uction dieser kostbaren Gebilde der Schöpfungskraft der Natur gelingt. 
Der Vortragende besprach hierauf kurz die Merkmale, die heute zur Unterschei- 
dung der verschiedenen Edelsteinarten herangezogen werden, die Bearbeitung, den Stein- 
schlifi", und widmete sodann den hervorragendsten Repräsentanten, dem Diamant und 
dem Korund (Rubin, Saphir) eine detaillirte Besprechung, der sich die Darlegung der 
Versuche einer künstlichen Reproduction derselben anreihte. 
Sowohl im Diamant wie im Korund treten uns Stoffe weitester allgemeinster Ver- 
breitung entgegen: der Kohlenstoff und die Thonerde (Aluminiumoxyd); der Krystall- 
zustand allein macht die sonst geringwerthigen Substanzen zu Juwelen. Die Frage nach 
der Entstehung und Reproduction gipfelt demnach in der Erforschung der Bedingungen, 
unter welchen diese sonst amorphen Stoffe in die Krystallform überzugehen vermögen. 
Die Wissenschaft sah hier eines der schwierigsten Probleme vor sich. 
Der Vortragende entwickelte historisch die Erkenntniss der Natur des Diamanten, 
von der ersten Hypothese Newton's (1675): vdass der Diamant kein feuerbeständiger 
Stein sein könne: - den Bestätigungen durch die Verbrennungsversuche zu Florenz 
(1694), Brüssel (175!) und eine Reihe weiterer, bis zur Entscheidung durch Lavoisier 
und Davy, wonach man in diesem werthvollsten aller Edelsteine nichts als reine krystal- 
lisirte Kohle erkannte. Unzahlig waren darauf hin die Versuche, die Mittel und Wege, 
die die Wissenschaft zur Krystallbildung im Allgemeinen erforscht hatte, auch beim 
Kohlenstoff anzuwenden und so den Diamanten zu reproduciren. 
Keiner führte zum Ziele. Die Kohle lasst sich weder durch hohe Temperatur ver- 
flüchtigen, noch konnte ein Lösungsmittel für dieselbe gefunden werden, bis 1880 Hannay 
und l-logarth ein neues Lösungspriucip, die Auflösung von festen Stoffen in Gasen unter 
hohem Druck und hoher Temperatur (über der sogen. nkritischen Temperaturn) 
entdeckten und in der Anwendung dieses Principes nach einer Reihe von Versuchen 
endlich wirklich zum Ziele gelangten. den Diamant künstlich zu reproduciren vermochten. 
In verschlossenen starken Eisenrohren schieden sie in Glühhitze aus Kohlenwasser- 
stoffen (z. B. Petroleum) durch Natriummetall den Kohlenstoff aus, der sich im mitein- 
geschlossenen Cyangas löste und bei der Abkühlung dann krystallinisch zur Ausscheidung 
gelangte. Die Krystallkörner erwiesen sich als Diamant; nur winzig klein konnten sie 
indess erhalten werden. 
Gleiche Schwierigkeit bietet die Reproduction der aus krystallisirter Thonerde 
(Aluminiumoxyd) bestehenden Edelsteine Rubin und Saphir (Varietäten des Korund). 
Die Chemie kennt die Thonerde als amorphes Pulver, das den stärksten l-litzegraden 
unserer Oefen widersteht, ohne zu schmelzen. Eine Reihe sinnreicher Methoden musste 
ersonnen werden, bis es gelang, die amorphe Substanz in Krystallzustand zu überführen. 
Der Vortragende erlluterte die Versuche von Ebelmen, St. Claire Deville und Caron bis 
zu den bedeutenden Arbeiten, die im verßossenen Decenniurn Fremy im Bunde mit dem 
berühmten Pariser Optiker Feil anstellren, Versuche, die nicht nur zur Reproduction von 
Rubin und Saphir in schönen schleifbaren Exemplaren, sondern auch von einer Reihe 
anderer Edelsteine und Halbedelsteine führten und damit unzweifelhaft die Wege wiesen, 
die die Natur zur Bildung dieser Mineralien eingeschlagen hat. Die Sammlung von Ver- 
suchsstücken aus diesen Arbeiten, die Feil seinerzeit dem Oesterr. Museum zum Geschenke 
gemacht, ermöglichte es dem Vortragenden, seine Auseinandersetzungen durch Demon- 
stration zu unterstützen.
	        
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