vertretende grüne Kachelofen von 1574 aus dem Schlosse Mörsburg.
Der Unterbau ist durch Lisenen gegliedert, der runde Aufsatz besteht
aus Kacheln mit gegittertem Relief. Die bemalten Oefen sind repräsentirt
durch ein vollständiges, von einem Privatmanne hergeliehenes Exemplar
von 16m mit prächtigen Costümei-igureu und durch eine große Zahl von
Kacheln, die leider ohne jede Ordnung aufgestellt sind, obgleich viele
augenscheinlich zusammengehören. Da sehen wir mythologische Scenen
mit naiver Nutzanwendung {(2. B. Perseus und Andromedae mit dem
Sprache: Mancher begibt sieh oft in Gefahr Nur um eine Handvoll
Jungfernhaar), biblische Scenen, Heilige, Jahreszeiten, Monate, häusliche
Verrichtungen, eine Badstube und. vieles andere. Unter den gemalten
Scheiben fielen mir solche auf, die in Vorrath gemalt und nur mit den
verschiedenen Namen ausgestattet worden zu sein scheinen, wie die wunga-
rischen Nationalgesichteru bei Clemens Brentano: ein Mann mit der Ar-
kebuse, daneben eine Frau mit goldenem Pocal, darunter der Name eines
Bürgers und seiner Hausfrau. - Der jetzigen Industrie des Cantons ent-
sprechend sind auch Maschinen ausgestellt. Eine Sonderung nach der
Zeit und dem Charakter der Gegenstände, unter denen sich zahlreiche
gute Sachen aus dem Eigenthum des Antiquarischer: Vereines befinden,
bleibt zu wünschen.
Den Schluss dieser Wanderung machte St. Gallen, wo ihr ein
vorzeitiger Winter leider enge Grenzen zog. Während die Gassen der
Stadt durch Schneemassen unwegsam gemacht wurden, konnte jedoch
um so behaglicher in dem schönen Bibliothekssaale des Stiftes Musterung
der Schätze gehalten werden, die meistens durch Abbildungen längst
vertraut geworden, nun in ihrer ganzen Ehrvixürdigkeit vorlagen und
durch die Güte des Bibliothekars der genauesten Betrachtung unter-
zogen werden konnten: der alte Bauplan, das Psalteriurn aureum, das
dem Tutilo zugeschriebene Elfenbein-Diptychon, ein Einband mit rhei-
nischem Email, Neumen, die Handschriften Ekkehards lV., eine voll-
ständige Biblia pauperum, ein Sammelband mit frühen Holzschnitten,
besonders schönen Schrotblättern u. a. m. Die Mehrzahl dieser Sachen
ist dem Boden entsprossen, auf welchem sie sich noch befinden, und das
erhöht deren Interesse für den Beschauer.
Neue Erwerbungen für die Textilsammlung des Oesterr.
Museums im Jahre 1885.
Im Sinne der dem Oesterr. Museum bei dessen Gründung gestellten
Aufgabe der Anbahnung und Beförderung einer Geschmacksreforrn auf
dem Wege der Belehrung und Läuterung des Formen- und Farbensinnes,
namentlich an orientalischen oder der guten älteren Renaissance ange-