veranlasst gesehen, einestheils durch Erweiterung und Neuordnung der"
städtischen oder Landesmuseen, anderntheils durch Vereinigung-bis dahin
getrennter Sammlungen den Interessen der Kunsthandwerker und "Kunst-
industriellen des Bezirkes entgegenzukommen. Namentlich in der Schweiz-
ist das Bestreben allgemein, der früheren Zersplitterung der aus der Ver-'
gangenheit geretteten historischen und Kunstschätze ein Ende zu machen
und den" meistens systemlos zusammengebrachten Curiositätensammlungen
praktische Bedeutung für die Gegenwart zu verleihen. YWie-billig, wird
den einzelnen Anstalten ihr vorwiegend localgeschichtlicher Charakter
dabei gewahrt; und wenn von diesem Gesichtspunkte aus die kleineren
Orte der Schweiz dem Verlangen nach förmlicher Centralisation -- wobei,
wie es scheint, dievEinrichtung eines eidgenössischen Nationalmuseums in
Zürich als Ziel vor-schwebt -- Widerstand leisten, so befinden sie sich dabei
gewiss in vollem Rechte. Jeder Ganton hat in seine selbständige Geschichte,
die sich auch in den Localmuseen abspiegelt, deren Bestandtheile zum
großen Theil den Rathhäusern, Zeughäusern, Kirchen, Zunftstuben u. s. w.
des Landes entstammen und geeignet sind, dem (mit dem Gefühl der
Zusammengehörigkeit sehr wohl verträglichen) Localpatriotismus stets
neue Nahrung zu geben. Aber jeder Canton hat auch seine Industrie,
welche der künstlerischen Schulung bedarf und dieselbe verdient, der man
diese also nicht erschweren darf. Außerdem ist es sehr fraglich, ob eine
Eigenthümlichkeit der kleinen Schweizermuseen, welche den Besucher in
hohem Grade anmuthet, auf ein einziges großes Museum würde übertragen
werden können. Nicht blos Corporationen und Vereine haben nämlich
fast überall ihre künstlerischen und geschichtlichen Besitzthürner, soweit
sie sich zur Ausstellung eignen, den Museen anvertraut, sondern vielfach
auch Privatleute die ererbten Ausstellungsstücke und Gebrauchsgegenstände,
Goldschmiedearbeiten, Thongeschirre, Gewebe, Möbel u. s. w., selbst
(beispielsweise in Winterthur) ganze Oefen. Dass in allen diesen Fällen
die Entsagung so weit getrieben werden würde, dergleichen Dinge in
eine andere Stadt abzuliefern, ist kaum zu erwarten. Dem Besucher aus
Oesterreich aber muss sich der Wunsch aufdrängen, einer solchen Be-
thätigung des-Gemeingeistes überall zu begegnen.
Dass das ununterbrochene Anwachsen einer Sammlung endlich zu
einer Verlegenheit werden kann, zeigt sich, wie an anderen Orten, auch
im Germanischen Museum. Wer mit Zwischenräumen von einigen Jahren
Nürnberg besucht, findet den Besitzstand dieser Anstalt-iedesmal um
ein Bedeutendes vermehrt. Solche Vcrmchrungen erheischen neue Bauten,
die neuen Räume fordern neue Erwerbungen. Alles zeugt für eine ener-
gische und rastlcse Leitung. Aber wäre es nicht günstiger, wenn vielleicht
ein Zehntel der dort angehäuften Alterthümer in übersichtlich disponirten
und gut beleuchteten Sälen aufgestellt wäre? Durch das Einbeziehen
anderer Bauwerke und die Zubauten und Verbindungen ist aus dem ehe-
maligen Karthäuserkloster, in welchem wir vor dreißig Jahren das Institut
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