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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 243)

mehr und mehr einen localen Charakter, so dass gegenwärtig fremde 
Erzeugnisse, Abgüsse von Werken vor- und nachmittelalterlicher Zeit 
u. a. m., gänzlich in den Hintergrund gedrängt sind. Sehr zum Vortheil 
der Sache. Nach dem ursprünglichen Project würde Basel ein Kunst- 
museum erhalten, wie es überall existiren könnte und exisirt, mit den 
über die ganze Welt verbreiteten Gypsabgüssen u. s. w. - jetzt besitzt 
es eine völlig eigenartige cultur- und kunstgeschichtliche Sammlung, 
reich an den seltensten und interessantesten Dingen. Natürlich ist nicht 
alles Eigenthuxn. Das Münster, die Universität, die Zünfte haben Gefässe 
und Geräthe, Pocale, Kronen, Bücher u. a. m. leihweis hingegeben, ferner 
das Zeughaus so viel an Waffen und Rüstungsstücken, als zu einer Ueber- 
sicht über deren Entwicklung nothwendig ist. Da sieht man recht, wie 
viel auch in kleineren Verhältnissen erreicht werden kann, wenn an die 
Stelle unfruchtbarer Concurrenz das Zusammenwirken tritt! Eine Haupt- 
sorge müsste jetzt wohl das Gewinnen eines anderen Locales sein; denn 
abgesehen von der Enge der Räume werden dieselben, die einstige 
Nicolauscapelle, der Saal, in welchem im fünfzehnten Jahrhundert das 
Concil getagt hat, und die übrigen gothischen Säle und Zimmer niemals 
das wünschenswerthe Licht gewähren können. Der beneidenswerthe 
Besitz dieses Museums an Gegenständen, welche ein Bild des baseler 
Wohnhauses früherer Zeit, namentlich derjenigen des Ueberganges aus 
dem Mittelalter in die Renaissance- und Reformationsperiode gewähren: 
das gothische und das Iselin'sche Zimmer, Seltenheiten wie der gothische 
Schreibtisch und die Bettstatt von 1510, die schönen Truhen und Kästchen, 
die Gefäße und Geräthe für Stube und Küche, die Stickereien und die 
hundert anderen Dinge, welche unter den Begriff Hausrath fallen -- alles 
dies kommt nicht zur rechten Geltung, weil es zu gedrängt steht und 
meistens mangelhaft beleuchtet ist. Dies ist zu beklagen vom Standpunkt 
des nur Schaulustigen aus, viel mehr im Interesse des Studiums, wozu 
die Sammlung so mannigfache Gelegenheit bietet. Allein schon die Mo- 
delle und Details für Goldschmiedearbeit, denen angen1essenerweiseGyps- 
abgüsse beigefügt sind, bilden einen wahren Schatz. Für die innere 
Geschichte der Handwerke sind die von den Zünften hergeliehenen Sachen 
werthvoll, die Kronen, Pocale etc. Unter den letzteren befinden sich 
allein sechs Stücke der Bäckerzunft, jedesmal ein silberner Hirsch mit 
Zwingen auf dem Kopf, in die jetzt leider ganz moderne kantige Gläser 
eingeklemmt sind; ferner Glaspocale der Gärtnerzunft in der merkwürdigen 
Form einer dreizackigen Gabel. Nachahmenswerth erschien mir ein 
Ledereinband, der an den Rändern mit gravirten und roth eingeriebenen 
Elfenbeinstäben belegt ist. 
Einen starken Gegensatz gegen das jetzt besprochene bildet das 
Musäe Fo! in Genf. Durch Schenkungen patriotischer Genfer, in erster 
Reihe des Mannes, dessen Namen die Anstalt führt, entstanden, hat es 
einen universellen Charakter. Der Reichthum an Antiken, Sculpturen und
	        
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