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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1886 / 1)

 
Bestrebungen und Erfolgen nachgehen? Soll ich erzählen, wie Anregungen 
nach allen Seiten von ihm ausgingen und geerntet wurde, wo er gesäet 
hatte? Für das Alles wird die Zeit kommen, wenn "im Bilde wieder 
ersteht, was im Leben untergegangen ist", wenn Marmor oder Bronze, 
wie es nun sein wird, seine Gestalt wieder zur Erscheinung bringen und 
sie der Erinnerung kommender Geschlechter überliefern. 
Heute also verzichte ich darauf und will statt dessen lieber erzählen, 
wie so es gekommen, dass diese Anstalt, seine Schöpfung, gegründet 
wurde, wie sie sich einfügte in die Bewegung der Zeit, mit der Zeit 
kämpfte und strebte, und wie sie noch heute zu streben und zu kämpfen 
hat. Seine, Eitelbergefs Wirksamkeit steht dabei, ob genannt oder still- 
schweigend, immer im Mittelpunkte. lch werde dabei vielfach von wohl- 
bekannten Dingen zu erzählen und zu berichten haben, aber wenn ein 
Zeitraum von zwei Jahrzehnten unter Arbeiten und Ereignissen verfloßen 
ist, so darf man sich wohl einen Rückblick gestatten, auch auf die 
Gefahr hin, von Dingen zu reden, welche der Hörer selber miterlebt hat. 
Erinnert sich doch das Alter so gerne der Jugendzeit und sucht sich die 
verblassenden Bilder derselben immer neu wieder aufzufrischen. 
Ich muss aber weiter zurückgreifen in die Vergangenheit, als diese zwei 
letzten Jahrzehnte, um zumVerständniss zu bringen, wie mit geschichtlicher 
Nothwendigkeit jene Bestrebungen erwachen mussten, welche die künst- 
lerische Reform auf dem Gebiete der Industrie hervorgerufen haben. 
lch selber versetze mich ein halbes Jahrhundert zurück in die Tage der 
Kindheit und sehe mich um, freilich mit nachträglichen Reflexionen des 
reifen Alters, wie denn die Dinge aussahen, die uns damals umgaben. 
Was man so damals in Norddeutschland im guten und wohlhabenden 
Bürgerhause die beste Stube nannte, der gesellschaftliche Salon des Südens, 
dieses Gemach oder diese Gemächer waren gefüllt mit einem Mobiliar von 
dunklem Mahagoniholz mit Auflagen von schwarzem Ebenholz in den 
plumpen, unbequemen, steifen Formen, welche der Zeit des Empire Styl 
und Herkunft verdankten. Ein glänzend schwarzer Stoff aus Rosshaaren, 
ein StoH für die Ewigkeit, aber von unerfreulichem Anblick, deckte Sopha 
und Sessel. Zur Behaglichkeit, zu wohliger Ruhe waren sie nicht 
geschaffen. 
Aber diese Formen herrschten nicht allein. Man hatte ja dem 
französischen Kaiserreich ein Ende gemacht, in Frankreich war wieder 
ein König, die Restauration hatte gesiegt, das achtzehnte Jahrhundert 
der Ludwige schien zurückgekommen. Mit ihm lebte auch seine origi- 
nellste Kunstart, das Rococo, wieder auf, mit seinen Muscheln und Schnör- 
keln und unregelmäßigen Formen. Obwohl dieser erneuerten Kunst- 
richtung die frische, originelle Schöpferkraft fehlte, grilT sie doch so weit 
und tief in das Leben wieder ein, dass wir noch heute ihre Spuren nicht 
gänzlich verloren haben. Sie führen noch ein Nachlehen in den 
geschweiften Möbeln, in den gezackten Rändern unseres Porzellangeschirres 
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