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proben und Autographen beigegeben. Dass Hase in der Neuausgabe seines Werkes nach
der gegenwärtig in der deutschen Literatur häufigen, wenn auch jeder Zweckmäßigkeit
entbehrenden Gepßogenheit die Noten und Quellenangaben an den Schluss seiner Arbeit
verwiesen, beziehungsweise dieselben zwischen den Verlagsverzeichnissen und dem
Anhange eingeschaltet hat, erleichtert gerade nicht die Benutzung des sonst so ausge-
zeichneten Buches. R-r.
a:
Meddelelser om Dansk Guldsmedekunst af C. Nyrop. Ved Kjabenhavns
Guldsmedelavs Jubilaeum den 7. November 1885. Kjabenhavn, 1885.
gr. 8". 182 S.
Vom 7. November 1685 ist das Statut der Kopenhagener Goldschmiede-Innung
datirt, und die letztere faßte, als die zweihundertste Wiederkehr dieses Tages bevor-
stand, den dankenswerthen Entschluss, dieses Ereigniss durch Herausgabe einer Geschichte
der dänischen Goldschmiedekunst zu feiern. Wem die Arbeit zu übertragen sei, dar-
über konnte kein Zweifel bestehen: C. Nyrop ist unermüdlich als Forscher auf dem
Gebiete des heimischen Kunstgewerbes, u. zw. ebenso nach der wirthschaftlichen und
rechtlichen, wie nach der kunstgesehichtlichen und ästhetischen Seite hin; und einen
Abriss der Geschichte der dänischen Goldsehmiedekunst enthält bereits seine Schrift
über Vilhelm Christesen. Er hat denn auch seine Aufgabe mit gewohnter Gründlich-
keit gelost.
Selbstverständlich beschäftigt sich die Darstellung sehr vorwiegend mit Kopen-
hagen, wenn auch in anderen Städten, wie Odense, Kongsberg, auf der lnscl lsland u. a
das Gewerbe Beachtung verdient. Die Eintheilung in vier Perioden: Katholische Zeit,
Adelszeit (bis zur Thronbesteigung Friedrich lll., 1648), Zeit des Absolutismus, neuere
Zeit (19. Jahrhundert), mag wohl dem Herkommen entsprechen. Für die stylistische
Entwickelung hat dieselbe nur insoferne Giltigkeit, als mit der Reformation die
Renaissance zusammenfallt; zur vollen Blüthe entfaltet sich diese aber bekanntlich in
Danemark erst im l7..lahrhunderte, um im folgenden die Wandlungen des französischen
Styls getreulich mitzumachen, bis die antikisirende Richtung gerade dortzulande mit
großer Energie sich vordrängte und mit ebensoviel Zähigkeit sich behauptete. Die
beinahe die Zahl Ioo erreichenden Abbildungen gewähren einen höchst interessanten
Ueberhlick über diesen Entwickelungsgang. An den romanischen und gothischen Arbeiten
wird man kaum nationale oder locale Züge entdecken, wenn wir den Silber-Tummler
mit dem Namen der heil. drei Könige (Fig. 12) ausnehmen, der an nordische Holz-
schnitzereien erinnert. Dann überwiegen der deutsche und der niederländische Einfluss.
Namen wie Jürgen Pommer, Abraham von Eigen, Hans Holländer, Jokum
Feigl, Frants Kleve u. A. verrathen die Einwanderung von Künstlern aus den südlichen
Nachbarstaaten. Mitten unter den zumeist ziemlich trockenen und nüchternen Gegen-
ständen im Barockstyl begegnet uns (Fig. 59) eine um 174a als Meisterstück gearbeitete
Kaffeekanne - welches Gefäß damals in der Regel als das vorgeschriebene -einfache
Silbergeschirr in getriebener Arbeit: anstatt des früheren üblichen Bechers nebst einem
emaillirten und mit einem i-durchsichtigen Steins gezierten Goldringe und einem Brust-
schmucke aus Gold und Steinen als Meisterarbeit geliefert wurde - für welche augen-
scheinlich ein chinesisches Zinngeschirr als Vorbild gedient hat. Um 1783 stellt sich
bereits der Classicismus in steifster Form ein und über ein halbes Jahrhundert scheint
er unbeschränkt geherrscht zu haben. Ein ergötzliches Beispiel des Missbrauchs
architektonischer Elemente ist der 1834 als Rennpreis für Odense gemachte Pocal
(Fig. 75). In neuester Zeit lehnen die dänischen Goldschmiede sich theils an altnordische,
theils an ostasiatische Vorbilder an.
Aus der Fülle interessanten Materiales, welches das durchwegs auf die Quellen
zurückgehende und mit zahlreichen Goldschmiedemarken, Verzeichnissen (der Kopen-
hagener Goldschmiede der Gegenwart, der Altermanner von x5z5-l88o, der Münz- und
städtischen Wardeine in Kopenhagen etc., Statistik der Meister, Gesellen und Lehrlinge
von 1710-1861, Uebersicht der bei der lnnung verwahrten Documenta u. A. m.) aus-
gestattete Werk bietet, wollen wir nur erwähnen, dass 1606 ein Goldschmicdgeselle
Korvianua Sauer erwähnt ist, der dann Meister wird, 1615 für Konig Christian IV.
arbeitet und t613 als Mitglied der Zunft vorkommt. Er knnnte der Zeit nach ein Sohn
von jenem Corvinianus Saur sein, von welchem wir so reizende Goldschmiedeverzierungen
aus den Jahren 159t-15g8 besitzen, über dessen Leben jedoch nichts bekannt ist. Nyrop
selbst halt ea für wahrscheinlich, dass jener nkorvianust ein eingewanderter Deutscher
gewesen sei. B.