Preis zugelassen haben, wund: spricht er, xwo er einen Verleger gehabt
hätte, würde er in großen Werken nicht weniger denn in kleinen
Dingen gewaltig gewesen seine. Neudörfer schreibt dieses in frischer Er-
innerung des fast genau um Jahresfrist vorher erfolgten Ablebens des
Künstlers und gibt dessen Sterbetag mit dem 23. October an. Veit Stoß
starb 1533, und da er, nach dem vorhin Erwähnten, Flötnefs Vorzüge
nicht mehr erfahren hat, so lässt sich die Thätigkeit dieses Letzteren auf
den angeführten Gebieten auf einen Zeitraum von höchstens r3 Jahren
reduciren. Sollte er die schönen Mauresken etwa auch in den letzten
Jahren seines Lebens geschaffen haben? Es scheint dies sehr wahrschein-
lich. War es Mangel an Gefallen an diesen seinen eigenen Arbeiten, oder
waren die Kosten des Selbstverlages für ihn nicht erschwinglich? Er hat
ja Anderes, wie Neudürfer meldet, vfür sich selbst gemachte und rin
Druck gegehem, aber vdas mussten eitel wüste und abscheuliche Ange-
sichter und Gemäld in Form der langen Creuzfahrten von Mönchen,
Nonnen und Pfaffen seine.
Wenn unser Gewährsmann anführt, dass Flötner win kleinen Dingen
gewaltige gewesen sei, so mag er auch wohl dabei der freilich recht
sonderbaren Geduldaufgabe gedacht haben, der sich Flötner unterzog, als
er 2113 veränderlicher Angesichter von Manns und Weibs Personen:
auf einen Kirschkern schnitt.
Lochner bezeichnet das Wort Kirschkern als eine Variante und nennt
diese einen Unsinn. Er setzt in seiner Ausgabe dafür Kühhorn. Doch
scheint es mit dem Kirschkern seine Richtigkeit zu haben; möglich war
eine so winzige Arbeit jedenfalls, denn noch gegenwärtig befindet sich
in den Sammlungen der Uffizien in Florenz ein solcher Kirschkern, in
den eine auf keinen Fall geringere Anzahl von ziemlich hoch reliefirten
Köpfchen geschnitzt ist.
Es kann daher nicht Wunder nehmen, dass auch die Mauresken
Flötnefs die zierlichste Art der Durchführung zeigen, bei einer Reinheit
und Correctheit der Linienführung, welche vollkommener nicht gedacht
werden kann. Wenn die Zierformen Solis" manchmal bei ihrer durchaus
freien Behandlung eine, sonst nur der Kunst des Orientes eigenthüm-
liche dichte Anordnung der Motive zeigt, waren die Litzen und Ranken
Flötner's offener und bei absoluter Correctheit der Formen, dabei aber
sparsamerVerwendung der Motive, von ungemein edler und feiner Wirkung.
Hier soll erwähnt sein, dass Flötner mehrere Male den Versuch
machte, in den Einzelnformen seiner Mauresken Gestalten belebter Wesen
anklingen zu lassen: kleine Hermen, delphinartige Thiere, vogelkopfartige
Gebilde u. s. w., und in einem einzelnen Falle, in einer laufenden Ro-
sette, findet sich sogar die vollständige Silhouette eines Vogels, von der
Gestalt eines Pelikans, dreimal wiederholt. Die Formen der Lebewesen
verstand er aber mit so großer Vollkommenheit zu vereinfachen und den