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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1886 / 11)

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Holbein war es auch, der die durchbrochen gearbeiteten Fassungen 
der von ihm entworfenen köstlichen Geschmeide, Agraffen, Pendeloques 
u. s. w. abweichend von der Gepflogenheit, in der Form eigenartiger 
Mauresken gestaltete; so löste er das maureske Or na rnent von 
der Fläche los und gab ihm damit selbständige Existenz- 
berechtigung. 
Er war es auch ferner, der die correcten Figuren seiner zu Mono- 
grammen verschlungenen, lapidaren Schriftzeichen durch maureske Modifi- 
cation ihrer Einzelformen zu beleben verstand. Damit wurden von ihm 
die Buchstaben selbst, unbeschadet ihres Charakters mauresk gestaltet, 
wohingegen sonst, etwa bei den Initialen der Prachtdrucke des 16. Jahr- 
hundertes, wenn solche mauresk verziert waren, der Buchstabe nur durch 
Beigabe des Ornamentes seine Auszeichnung erfuhr. 
Leider mögen viele der Entwürfe Holbeirfs nicht auf unsere Zeit 
gekommen sein, wie ja auch einige seiner Zeichnungen von größeren 
mauresk verzierten Gefäßen - ein Deckelkrug, ein Pocal, ein Kännchen 
u. s. w, - nur in Copien des im 17. Jahrhunderte lebenden Kupfer- 
stechers Wenzel Hollar aus Prag vorhanden sind. Wenn auch ohne 
Zweifel die Radirungen Hollar's hinter ihren Originalen zurückgeblieben 
sind, so können wir uns doch glücklich schätzen, dass der fleißige Stecher 
uns die. schönen Entwürfe in immerhin sehr guten Blättern überliefert hat. 
Weitausgreifend zeigte sich der Einfluss der so überaus verwendbaren 
accomodationsfähigen Kunstweise. 
Unabhängig von der Dimension, in colossalen Verhältnissen 
sowohl als in der winzigsten Feinheit; unabhängig von dem Zwecke, 
in ihrer edlen Pracht für kirchlichen und profanen Gebrauch ver- 
wendbar; unabhängig ferner vom Materiale, welches zu ihrer Her- 
stellung verwendet wurde, florirte die Maureske. 
Jedem Stoffe und jeder Technik sich anpassend, mit nur geringen, 
durch letztere bedingten Modificationen, finden wir sie sowohl im Dienste 
der Architektur, wie etwa am Heidelberger Schlosse in den Laibungen der _ 
Thorbogen an der Südseite des Otto Heinrich-Baues, oder in Holz ge- 
schnitzt an Fachwerkbauten, wofür ein besonders schönes Beispiel in 
Hildesheim erhalten ist; oder bei den verschiedenen Metalltechniken in 
Anwendung gebracht; tauschirt auf Stahl; gravirt in alle edlen und 
unedlen Metalle; inkrustirt, emaillirt, mit und ohne Benützung der poly- 
chromen Wirkung; gegossen in Zinn und anderen Metallen; geätzt, und 
zwar in Metall und in Marmor. Ferner in der weitverbreitetsten Weise 
zu [ntarsiaturen in Holz verwendet. Sie wird in vorzüglichster Art zur 
Ausstattung des Buches gebraucht, und zwar nicht sowohl als eigentliches 
Buchornament, als Leiste, Randverzierung und zur Ausstattung der Schrift, 
sondern auch in großartiger Weise zum künstlerischen Schmucke des 
Bucheinbandes, als Lederpressung, als sogenannte Handverzierung des
	        
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