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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1886 / 11)

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Leders mittelst der Stempel, Filete und der Rollen. Schließlich wird sie 
auch gemalt, gestickt u. s. w. 
Ein schönes Beispiel einer durchbrochen gearbeiteten Mau- 
reske zeigt ein der Kirche zu Tiefenbronn gehöriges, 1881 zu Carlsruhc 
ausgestelltes Rauchfass. 
Nur zwei Werkweisen sind von dem Einfiusse der Maureske fast 
vollständig unberührt gebliebenl Das ganze Gebiet der Keramik und 
das der textilen Kunst. 
Wohl erst später wie in Deutschland hielt die Maureske in Frank- 
reich ihren Einzug. 
Wieder waren es zwei Männer, ihrer Thätigkeit nach mit den ge- 
nannten deutschen Meistern zu vergleichen, welche durch ihre in Druck 
erschienenen Mauresken viel zur vermehrten Anwendung derartiger Orna- 
mente beigetragen haben. Es sind dies 1 B e r n h a r d S a l o m o n - der 
kleine Bernhard (le petit Bernard) oder auch in latinisirter Form 
Bernardus Gallus genannt - und Jacques Androuet-Ducerce au, 
Architekt zu Paris. Die über diese beiden Künstler auf uns gekommenen 
Daten sind ungenau und zweifelhaft. 
Von Salomon wissen wir, dass er Maler, Kupferstecher und Form- 
schneider gewesen sei und zu Lyon gelebt habe, wo er um 1512 oder, 
wie es auch heißt um 1520 geboren worden sein soll. Es wird als 
gewiss angenommen, dass er um 155071580 seine größte Thätigkeit 
entwickelt hat. Ueber die näheren Umstände seines Lebens, sowie über 
die Zeit seines Todes haben sich keine Nachrichten erhalten. Er arbeitete 
zu Lyon hauptsächlich für den Buchdrucker de Tournes (Tournaesius). 
Bei Jean de Tournes erschien 1557 in erster Ausgabe: 
La Metamorphose d'Ovide tiguree. Dieses kleine Octavbüchelchen 
enthält Bilder und Randverzierungeu, letztere in mauresker Art, welche 
mit zu den besten gezählt werden müssen, was die Buchverzierung des 
16. Jahrhundertes geleistet hat. Seine übrigen Arbeiten reihen sich diesen 
würdig an. 
' Jacques Androuet-Ducerceau, über dessen Geburt nichts Näheres 
bekannt ist (für die Zeit derselben muthmaßt man ungefähr das Jahr 1515), 
wurde durch die Gunst des Cardinals d'Armagnac in die Lage gesetzt, 
in Italien Studienreisen zu machen; soll vor 154g in Rom gewesen sein; 
um 1549 in Orleans; wurde nach seiner Rückkehr nach Paris Architekt 
Heinrich lll. und 1578 mit dem Baue des Pont-neuf betraut. Er war zu 
Paris noch unter Heinrich IV. beschäftigt, verließ Frankreich der Reli- 
gionsunruhen wegen, und ist über seine ferneren Schicksale keinerlei 
Nachricht vorhanden. Von ihm stammt eine Folge von kleinen Blättern 
mit zierlichen Mauresken. 
Es würde eine Wiederholung des früher Gesagten nöthig werden, 
sollte die verschiedenartige Anwendung der Maureske in der französischen 
Renaissance im Allgemeinen angeführt werden. Es sei hier nur besonders
	        
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