v 227
(Programm der Donnerstags - Vorlesungen im Museum im
Winterhalbjahre 1886[87):
1886. October 21. Hofrath Jac. v. Falke: Wanddecoration in der
n 28. Kirche.
Novbr. 4. Reg-Rath B. Bucher: Die englische C0lonial-
ausstellung in London.
-- 11. Director Dr. A. Ilg: Der Maler Daniel Gran.
n 18. Prof. Dr. W. Neumann: Geschichte des Kelches.
n 25. Oberbaurath F. Freih. v. Schmidt: Wesen und
Bedeutung der kirchlichen Kunst.
Stadtbau-Director F. Berge r: Die Regulirung der
Wien in Verbindung mit der Stadtbahn.
n 9.} Prof. Josef Beyer: Die Brunnen in Italien und
Ü
m
n
U-
F
w
n 16. Deutschland vom 15. bis 18. Jahrhundert.
1887. Jänner 5. Prof. Dr. C. v. Lützow: Die vervielfältigenden
n 13. Künste itn 19. Jahrhundert.
n 20. Custos Dr. Ch melarz: Die deutschen Kleinmeisrer
im 16. Jahrhundert.
n 27. Director Dr. A. Ilg: Der Bildhauer Rafael Donner.
Februar 3. Custos J. Folnesics: Antiker Goldschmuck.
n 10. Prof. Dr. F. Wickhoff: Die Decorationskunst
RafaePs.
n 17. Prof. G. Niemann: Mittheilungen aus Graf Lanc-
koronskfs Expedition nach Pamphylicn.
n 24. Prof. H. Macht: Die Oekonomie im Kunstgewerbe.
März 3. l-lofrath Prof. Dr. O. Benndorf: Epidauros.
(Vorlesungen) Am 21. und 28. October hielt Hofrath v. Falke Vorlesungen
über Wanddecoration in der Kirche. Der erste Vortrag ging von dem Umstande
aus, dass heute die kirchliche Kunst über der modernen Reform der Kunstindustrie auf
allen Gebieten der Weltlichkeit in Vernachlässigung gerathen sei, und nun, da in jener
Bewegung ein groller Stillstand eingetreten sei, die Aufmerksamkeit sich ihr wieder zu-
wenden müsse: Dazu sollten diese Vorlesungen über einen der wichtigsten Zweige der
kirchlichen Kunst einen Beitrag stellen. Selbstverständlich konnten dieselben nur eine
künstlerische Tendenz haben, keine andere als dieselbe, für welche das Oesterr. Museum
in's Leben gerufen sei. Der Betrachtung stellten sich zwei Wege dar, der historische
und der kritisch-ästhetische; beide sollten in diesen Vorlesungen berücksichtigt, aber
vereint besprochen werden, so dass diese gewissermaßen einen kurzen Gang durch die
Geschichte der kirchlichen Kunst bildeten. Bevor aber der Vortragende diesen Weg
begann, beantwortete er eine Frage. welche von der Geschichte aufgeworfen sei, die
nämlich, ob es überhaupt bei der Innerlichkeit und geistigen Wesenheit des Christena
thumes nothwendig, ja recht sei, die Statten der Andacht durch die Kunst zu schmucken.
Die Frage wurde mit guten Gründen selbst für den Protestantismus in entschiedener
Weise bejaht; Danach begann der Vortrag die Anfänge der christlichen Kunst zu unter-
suchen und schilderte nach den Wandgemalden der Katakomben ihren Zustand in der
ersten Epoche zur Zeit, da die christliche Kirche eine unterdrückte und verfolgte war.
Es wurde geschildert, wie die christliche Kunst aus der antiken Kunst hervorging, wie
sie antiken Styl, antike Formengebung und antike Ornamentation aufnahm und mit
christlichen Gedanken erfüllte, und wie, während diese erstarkten, die Technik der
Kunst abnahm, im engsten Zusammenhange mit dem Verfalle der antiken Kunst über-
haupt. So die erste Epoche. Dann folgte mit Kaiser Cnnstantin dem Großen der Triumph
der Kirche und damit die Erhebung der christlichen Kunst, die Errichtung zahlreicher
und mächtiger Kirchengebäude und in ihnen eine neue und hochst glänzende Art der
Ausschmückung durch die Glasmosnik, welche, die Geschichte der christlichen Kirche
bis tief in das Mittelalter, selbst darüber hinaus begleitend, als die ganz speciftsch
christltche Art für den Schmuck der Kirchen in ihrem Inneren, sowohl in Bezug auf
Figürliches wie auf Ornamente zu betrachten ist. Keine andere Technik der Malerei
kann sich in feierlich-ernster und erhabener Wirkung mit ihr vergleichen. Dieser
Kunst des Glasmosaiks wurde nun vom Vortragenden eine ausführliche Erörterung zu
Theil, sowohl in technischer, ästhetischer wie geschichtlicher Hinsicht. Entstanden oder