- freilich complicirtere - Disposition in 0tte's Handbuch eignet sich viel besser für
die praktische Benützung. Zu den einzelnen Capiteln wäre zu bemerken, dass die
Statuirung einer latino-byzantinischen Stilperiode sich umsoweniger rechtfertigen lasst,
als der Verfasser sich in Folge dessen auch gezwungen sieht, die Karolingische Kunst in
die romanische einzubeziehen, obzwar er selbst eingestehen muss, dass diese Einordnung
nicht völlig klappt. In der Frage nach der Herkunft des romanischen Stiles ist der engste
Anschluss an die Publicationen und Schlussfolgerungen Dartein's zu verzeichnen. Den
größten Raum nimmt die Gothik ein, wogegen die Renaissance sehr übel wegkommt,
was einer offenbaren Ungerechtigkeit gegen den Jesuitenstil gleichkommt, der das
kirchliche Wesen seiner Zeit nicht minder trefflich und glanzend repräsentirt hat, als
die mittelalterlichen Stile. Anzuerkennen ist die erhöhte Aufmerksamkeit, die der Ver-
fasser dem kunstgewerblichen Gebiete zuwendet; als Beleg hiefur sei ein langer Artikel
über gothische Glasmalerei und mehrfache Abschnitte über Textilkunst hervorgehoben.
Zu erwähnen ist ferner die große Zahl der Illustrationen, die auf dem Titelblatte
sammt und sonders als Holzschnitte bezeichnet werden, während vieles davon, namentlich
im letzten Halbbande, Zmkatzung ist, und zwar stehen beide - Holzschnitt und Zink-
atzung - hier nicht auf der Hohe moderner Leistungsfähigkeit. Rgl.
Euphronios. Eine Studie zur Geschichte der griechischen Malerei von
Wilhelm Klein. 2. umgearb. Auflage. Wien, Carl Gerold's Sohn,
1886. 8". 323 S. H. 4.
Die griechischen Vasen haben die Archäologie in den ersten Decennien unseres
Jahrhunderts hauptsächlich nur nach ihren Darstellungen hin zur Erforschung angeregt;
erst viel später ging sie dazu, neben dem ausschließlich philologischen Elemente ihrer
Arbeit auch das kunsthistorische zu pflegen, die ganze ungeheuere Menge der erhaltenen
Gefäße geschichtlich zu ordnen, mit mehr oder minder Erfolg bestimmte Fabricatinnscentren
und Fabriken zu sondern und einzelne Künstler in ihrer Individualität wie in ihrem
Zusammenhangemit den übrigen kennen zu lernen. Hier ist noch ein weites Arbeitsgebiet,
zumal da die einzelnen Vasengattungen gerade im umgekehrten Verhältnisse zu ihrer
Entstehung näher bekannt wurden, die älteren und besonders die ältesten viel später als
die jüngeren - und die Geschichte der griechischen Keramik ist noch lange nicht ein
abgeschlossener Bau. Einen Grundstein dafür bedeutet das Buch von Klein, das nunmehr
in zweiter Auflage vorliegt. Dass eine solche nothwendig wurde, mag ein äußerlicher
Beweis für den Werth des rEuphronioss sein; der Kenner der einschlägigen Literatur
weiß, dass wir in ihm die beste Monographie auf dem Gebiete der antiken Vasenmalerei
haben. Die grundlegenden Resultate des Buches hätten zwar auch ohne die Neuauflage
ihren dauernden Werth behalten; der Verfasser hatte aber Recht, sein Werk auch in Bezug
auf die Detailforschung auf der Höhe der Wissenschaft zu erhalten. Ist doch seit dem
ersten Erscheinen des Buches unsere Kenntniss des Meisters Euphronios durch Hinzu-
kommen neuen Materiales wesentlich gefördert worden. In dankenswerther Weise unter-
scheidet sich auch die neue Auflage von der alten, abgesehen von der viel eleganteren
Ausstattung, durch die Beigabe der gelungenen Zinkographien, die iti verkleinertem
Maßstabe die Werke des Euphronios vorführen.
Wir versuchen es, die Schrift kurz zu charakterisiren. Neu und verdienstlich ist
an und für sich schon der Gedanke, einen einzelnen Vasenmaler in den Mittelpunkt der
Untersuchung zu stellen. Damit war ein Standpunkt gegeben, der wesentlich verschieden
ist von dem früherer Arbeiten auf dem Gebiete der Vasenmalerei. Natürlich ist auch
hier der Exegese der Bildwerke ein breiter Raum gewidmet. Aber, indem sie überall
der Typengeschichte nachgeht, trennt sie den selbständigen Antheil des Meisters von
dem, was er übernommen hat, und gibt ein Bild der künstlerischen Productivität eines
Vasenmalers. Weiter sucht Klein den Entwickelungsgang eines solchen und sein Ver-
hältniss zu der Kunst seiner Zeit darzulegen. Dafür bedeutet die Wahl gerade des
attischen Schalenmalers Euphronios einen glücklichen Griff. Denn in dem Entwickelungs-
gange dieses Meisters, der sich trotz der verhältnissmäßig geringen Anzahl seiner er-
haltenen Werke constatiren lässt, spiegelt sich ein gutes Stück Kunstgeschichte ab, und
um die Stellung des Euphronios zu präcisiren, musste der Verfasser auf die wichtigsten
Probleme der Vasenmalerei eingehen. So wirft er - im ersten Capitel -volles Licht
auf die Entstehung der rothfigurigen Technik. Jene Revolution, als welche uns der
auf den ersten Blick so unvermittelte Uebergang von der Malerei mit schwarzen
Figuren auf rothem Grunde zu der mit rothen Figuren auf schwarzem Grunde erscheint,
hat ihr Versuchsterrain in der Schale gehabt, eben derselben Gefäßgartung, die in der
archaischen Kunst ein nAschenbrödelc war-und durch Euphronios und seine Genossen sich
zur Führerrolle erhob. Als einmal die Vorliebe für den glänzend schwarzen Firniss
aufkam, konnten sich die übrigen Vasengattungen damit behelfen, dass sie einfach mit