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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1886 / 11)

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The Dance of Death by Hans Holbein. The full series of wood-engra- 
vings reproduced in phototype from the proofs and original editions. 
Edited by F. Lippmann. London, B. Quaritch, 1886. 8". 9 S. Text 
und LVIII Abbild. M. 9'-- 
Wohl kein lllustrationswerk des sechzehnten Jahrhunderts ist so populär ge- 
worden, keines hat so viele Nachbildungen erfahren, als der Todtentanz von Hans Holbein, 
schon seit der ersten Ausgabe desselben zu Lyon durch Melchior und Caspar Trechsel 
im Jahre 1538. Aber so zahlreich diese Nachbildungen auch sind, sie blieben doch 
sammtlich weit zurück hinter der unübertrefflichen Feinheit des Originals. Von der 
neuesten, durch Friedr. Lippmann für England veranstalteteten Nachbildung kann man 
aber mit Recht sagen, dass sie, Dank der Vollkommenheit der heutigen mechanischen 
Vervielfaltigungsmittel, Hans Lützelburgefs meisterhafte Holzschnitte ersetze. Die durch 
die deutsche Reichsdruckerei hergestellten Phototypien übertreffen in manchem Blatte 
durch Reinheit und Vorzüglichkeit des Druckes noch um ein Bedeutendes die bisher 
beste aller Wiedergaben des Todtentenzes, die Berliner vom Jahre 1878. Wie dieser so 
lag auch der neuesten Ausgabe das im königl. Kupferstich-Cabinet zu Berlin aufbewahrte, 
aus der Nagler'schen Sammlung stammende Exemplar der ersten Abzüge von den Holz- 
stöcken vor ihrer Herausgabe in Buchform, der sogen. nBaseler Probedruckea (40 Bl.), 
zu Grunde; doch sind derselben auch die, den Todesbildern in den Jahren 1538, 1545 
und 1562 zugefügten 11 Holzschnitte und die 7 Bl. Kindergruppen beigegeben, in ihr 
somit sammtliche Darstellungen der Buchausgaben des Holbein'schen Tudtentanzes von 
1558-1562 vereint. R-r. 
es 
Stiche und Radirungen von Schongauer, Dürer, Rembrandt in heliogra- 
phischer Nachbildung nach Originalen des k. Kupferstichcabinets zu 
Berlin, mit begleitendem Texte von J. Janitsch und A. Lichtwark. 
Berlin, G. Grote, 1885-1886. Bisher erschienen 2 Lief. gr. Fol. 
Das vorliegende Unternehmen muss in Absicht und Durchführung als ein glück- 
liches bezeichnet werden. Sind die berühmten Gemälde der großen Meister langst in 
Nachbildungen aller Art ein beliebter Schmuck für unsere Wände und Salontische und 
dadurch eines der schwerwiegendsten Erziehungsmittel der Gegenwart geworden, so steht 
es bis jetzt noch immer anders bei einer Reihe von Schöpfungen der größten Künstler 
vergangener Zeiten, namlich bei ihren Stichen und Radirungen, deren Originale von den 
glücklichen Besitzern ängstlich gehütet werden. Es muss daher eine sehr glückliche ldee 
genannt werden, dass sich die Grote'sche Verlagsbuchhandlung entschlossen hat, gerade 
die Stiche von Schongauer, Dürer und Rembrandt mit Hilfe der chalkographischen Ab- 
theilung der deutschen Reichsdruckerei in Berlin einem großen Publicum zu vermitteln. 
Ein Vergleich mit den Heliogravuren von Amand-Durand wird Jedermann belehren, mit 
welcher Pietät die Originale aufgenommen und mit welcher stupenden Treue sie wieder- 
gegeben sind, ebenso geeignet als Wandschmuck zu dienen. als auch gesammelt in 
Mappen sich einer Betrachtung in Muße darzubieten. Für letzteren Zweck 1st jedem 
Blatte auch ein kurzer Text beigegeben, welcher nicht wissenschaftliche Zwecke ver- 
folgt, sondern blos auf die einzelnen Theile der Composition aufmerksam machen soll. 
Erreicht wurde dieses Ziel in vollendeter Weise bei den Werken Rembrandfs, wie der 
Verkündigung an die Hirten, dem lehrenden Christus, dem blinden Tobias, in welchem 
Blatte übrigens der Hund nicht den Alten zurucltdrangen, sondern sich dem Blinden 
bemerkbar machen will. Die Schilderung geschieht in der lebendigen Weise, welche die 
Franzosen uns gelehrt haben. Mehrfach hat indessen über dem Feilen und Suchen nach 
dem pragnantesten Ausdrucke die Warme der Empfindung gelitten, wie im Texte zum 
Bildnisse der Mutter, des Uutenbugardus u. s. w. 
Nicht ganz auf gleicher Hohe stehen die Beschreibungen zu den Stichen von 
Schongauer uud Dürer, doch wird für Ersteren in der hübschen Klarlegung seiner 
Kenntniss des Südens, die schon an und für sich plausibel ist, reichlich Ersatz geboten. 
Der Text zu Dürer klammert sich fast ängstlich an Thausing an, der auch als ever- 
dienstvnller- Dürer-Biograph genannt ist; immerhin gebührt der ßeißigen Arbeit volle 
Anerkennung. Der Satz von dem ninnern Blickt der Madonna an der Mauer verdankt 
wohl nur einem Druckfehler sein Leben. Der Stich lehnt sich so gut wie die saugende 
Madonna von 15o3_entschieden im Motive an Mantegna's Blatt an, die Madonna mit dem 
Kinde auf dem Schoße (B. 8). lm Einzelnen ist zum Texte zu berichtigen, dass in dem 
karolingischen Lotharpsalter aus dem Leben des Hieronymus nicht blos die eine Scene 
geboten ist, welche in Westwood's Palaeographia sacra pictoria abgebildet ist, sondern 
das ganze Leben des Heiligen, wie aus der bekannten Publication von Bastard ersicht- 
lich wird.
	        
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