erscheinen zu lassen, eines Werkes, das nach mehrfacher Richtung, sowohl in der kunst-
gewerblichen als kunstgeschichtlichen Literatur Oesterreichs, eine bedeutsame Stelle eine
zunehmen berufen ist. An guten und brauchbaren Vorlagen für stilgerechte künstlerische
Ausschmückung der Wände und Decken unserer modernen Bauten ist ja bekanntlich
trotz aller Hochßuth literarisch-artistischer Production noch immer ein empfindlicher
Mangel. Harren doch auch so viele in österreichischen Landen befindliche altere Kunst-
denkmale dieser Art noch verlässlicher artistischer Darstellung und kunstgeschichtlicher
Beschreibung, um so Gemeingut der Fachkreise und dem Kunstgewerbe nutzbringende
Vorbilder zu werden! Nach beiden Seiten hin mit ihrem Werke einen erfolgreichen
Schritt gethan zu haben, ist ein nicht geringes Verdienst der Herausgeber, und wir
wünschen nur, dass sie es nicht bei diesem ersten Schritte bewenden lassen. sondern auf
der eingeschlagenen Bahn rüstig weiter gehen mögen, ebensosehr im Interesse unserer
kunstgewerblichen Literatur als auch im Dienste der heimischen Kunstforschung.
Die vorliegenden sechs Lieferungen des Werkes enthalten 24 Tafeln mit Auf-
nahmen von Wand- und Plafonddecorationen älterer und neuester Zeit. Das dargestellte
Materiale ist sämmtlich Oesterreich entnommen und geht bis an das Ende des 15. Jahr-
hunderts zurück. Von den Meistern der Decorationskunst im modernen Wien sind
Hansen, A. Völkel sen. und A. v. Wielemans mit to Blättern vertreten. Die übrigen 14
Tafeln bringen Wand- und Plafonddecorationen aus früheren Jahrhunderten, aufgenommen
von Joh.'-Deininger, M. Kropf, C. Mell und R. Völkel jun. Die Decorationsweise am
Ausgange des Mittelalters zeigt uns die bemalte Balkendecke vom Jahre 1498 aus der
einstigen Stube des Landescommenthurs des Deutschen Ritterordens im Schlosse Reißen-
stein in Tirol (heute im Besitze des Grafen F. Taxis). Wir können hier den lebhaften
Wunsch nicht unterdrücken, die Herausgeber möchten bei der Fortsetzung ihres Werkes
auch die zu der Decke gehörige, rapid der Zerstörung anheimfallende schöne Wand-
malerei durch Aufnahme in ihre Publication der Zukunft erhalten. Es ist eine, gleich
der Decke in grünem Localton gehaltene künstlerisch vollendete Decoration in der Art des
Israel van Mecken, reiche gothisirende Ornamentranken mit menschlichen Fignren und
farbigen Blumen. Denkmale dieser Art sind ja nur sehr wenige erhalten und Referent
kennt aus derselben Zeit in Oesterreich überhaupt nur noch ein ähnliches, auf gleicher
Kunsthöhe stehendes im Schlosse Klingenberg in Böhmen; der ornamentale Theil der
Fresken auf der Burg Runkelstein und die Decorationen im Meraner Fürstenhause
können hier nicht in Betracht kommen, die Malereien 1m Schlosse Guftdaun sind später.
- Für die Renaissance bietet das Werk mustergiltige Vorbilder in den schönen, aus
verschiedenen österreichischen Klöstern und Schlössern stammenden Holzdecken in der
Franzensburg zu Laxenburg, ferner in einem Holzplafond mit dem Wappen des Bischofs
Wolfdietrich im Regierungsgebaude zu Salzburg und in einer bemalten Holzdecke um
circa 168a im Kloster Neustift in Tirol. Drei Tafeln reprssentiren die glanzvolle Deco-
rationskunst des 13. Jahrhunderts, und zwar bringen sie Aufnahmen der Decorationen
des sogenannten Spiegelzimmers und des Speisesaales im Belvedere zu Wien. Die in
HölzePs Kunstanstalt ausgeführten farbigen Reproductionen sind gut und ermöglichen
es dem modernen Künstler, die gegebenen Motive vollständig in Form und Farbe zu
verwerthen. Der jedem Blatte beigegebene beschreibende Text orientirt in knapper Form
über alles vorn kunstgeschichtlichen Standpunkte aus auf die dargestellten Denkmale
Bezügliche, die meisten derselben damit überhaupt erst in die kunstgeschichtliche Lite-
ratur einführend. R- r.
s
Relief-Ornamente, mustergiltige Vorlagen für das ornamentale Zeichnen.
Herausgegeben von Carl Hrachowina. Wien, Carl Graeser, 1887.
gr. Fol. 1. Liefg.
Die Methode der verschiedenen Darstellungsarten, wie Bleistift-, Kreide-, Tusch-
und Federzeichnung vorzuführen, ist in erster Linie der ausgesprochene Zweck dieser
Publication, in zweiter Linie sollen diese Vorlagen an solchen Schulen, welchen keine
plastischen Modelle zur Verfügung stehen, einen Ersatz für diese bieten. Das Bedürfniss
nach derartigen Mustern wird wohl nicht in allen Zeichenschulen in gleich hohem Maße
vorhanden sein, inwieweit sie aber als Ersatz für Gypsmodelle mit den didaktischen
Zielen des Zeichenunterrichtes in Einklang zu bringen sind, wird der Lehrer in jedem
einzelnen Falle selbst zu entscheiden haben. Das ansehnliche Format und die klare
kräftige Art der Darstellung machen diese Vorlagen auch zum Demonstrationsmateriale
bei Vortragen, etwa über ornamentale Formenlehre, geeignet. Was die Correctheit der
Zeichnung und die Schönheit der ornamentalen Gebilde betrifft, verdienen diese Blätter,
Schülerzeichnungen aus der Vorbereitungsschule der Kunstgewerbeschule des Oesterr.
Museums, volles Lob.
Das Werk wird in 6 Lieferungen ä 4 Blatt erscheinen. Der Preis einer Lieferung
betragt Mark 6. ü F-s.