römische Schule mit ihrem Haupte G. B. de Rossi, dessen Verdienste übrigens sonst
volle Anerkennung finden. Gewiss mit Recht nennt ihn der Autor mehrmals den
genialen Forscher. Denn. wo wäre die-Kenntniss altchristlichen Wesens ohne die
classischen Hauptwerke de Rossi'a über die altchristlichen lnschriften und über die
Katakomben! lmmer wieder muss man sie aufschlagen, auch wenn man Vieles anders
combinirt und deutet. Es ist sicher, dass die römische Schule auf Hasenclevefs Arbeit
im gegnerischen Sinne reagiren wird durch Hinweis auf einige schwächere Abschnitte
des Buches. Im Großen und Ganzen wird aber doch nunmehr manche veraltete Deutung
für immer beseitigt sein, so dass es bis zu einem gewissen Grade gerechtfertigt ist,
wenn Hasenclever eine sehr entschiedene Sprache führt. Seine Arbeit beruht ja auf
ehrlichem Studium und gesundem Denken. Auch seine Gegner werden das Buch nicht
unwillig bei Seite schieben, sondern sich mit Vergnügen manche Anregung daraus holen.
Victor Schultze's Verdienste um die Katakombenforschung dürften hie und da
überschätzt sein. Eine Berücksichtigung dessen, was vor mehreren Jahren J. P. Richter
im vRepertorium für Kunstwissenschaftc über die Schultzesche Publication der Kata-
komben von San Gennaro dei poveri zu Neapel geäußert, was F. X. Kraus in demselben
Organe später mehrmals über die Arbeiten des erwähnten Greifswalder Archäologen
beigebracht hat, wäre vielleicht für dessen Werthschätzung von Nutzen gewesen, wohl
auch eine Beachtung der Recension von Schultzds xKatakomben: im XVIII. Bande der
vZeitschrift für bildende KUnSta. Bezüglich des Monogrammes Christi würde mancher
Kritiker ein näheres Eingehen wünschen u. s. w.
Setzt man sich über solche Mängel hinweg, so wird gewiss Niemand, der dem
Hasenclevefschen Buche einige Tage widmet, ihm freundliche Anerkennung versagen
können. Fr.
Photographien von Brogi in Florenz, nach den Handzeichnungen der
Uffizien.
Von diesem bedeutenden Theile der Uffizien-Sammlungen waren bisher nur durch
die Kohlendrucke von Braun eine nicht zu große Anzahl von Stücken bekannt gemacht.
Die älteren Aufnahmen von Philipot sind schon seit einigen Jahren aus dern Handel
verschwunden. Von den Zeichnungen des Ratfael allein gab es noch Reproductionen
von Alinari. Unter diesen Umständen, da zudem noch die Drucke Braun's durch ihren
hohen Preis einer weiteren Verbreitung im Wege stehen, war es ein glücklicher Gedanke,
eine größere Menge jener kostbaren Blätter zum Theile überhaupt zum ersten Male,
jedenfalls aber auch die schon bekannten zu einem sehr mäßigen Preise zu vervielfältigen.
Brogi in Florenz, längst geschätzt wegen seiner guten Aufnahmen nach italienischen Bil-
dern und Statuen, hat diese Aufgabe übernommen und nun schon eine Reihe von mehreren
Hundert ausgewählter Zeichnungen herausgegeben, die noch fortgesetzt werden soll. Wenn
eine solche Auswahl bei der fast unübersehbaren Menge von Zeichnungen in jener bes
rühmten Sammlung immerhin noch manche Wünsche unbefriedigt lasst, so ist sie doch,
wie sie gegenwärtig vorliegt, schon von höchstem Werthe. Die UfGzien-Sammlung
gewahrt besser als jede andere durch ihre Zeichnungen einen Einblick in die innere
Geschichte der Entstehung der modernen Kunst. Wenigstens vorn Beginne des 15. Jahr-
hunderts an können wir jeden Fortschritt", jede Entdeckung an den dort erhaltenen
Zeichnungen verfolgen. Das scharfe Auffassen der Natur im I5. Jahrhunderte, gefordert
durch beständiges Studium nach dem Nackten, sowie der allmilige Uebergang zu einem
frei schaKenden Manierismus im 16. Jahrhundert, wird uns durch viele Beispiele klargelegt.
Wir sehen, mit welcher nie ermüdenden Aufmerksamkeit die Faltenform studirt wird,
die den alten italienischen Bildern ihre Grüße gibt lernen in die perspectivischen Studien
jener Zeit hineinsehen} können die Entwicklung der Landschaftsmalerei verfolgen, kurz
es bleibt uns nicht eines der Elemente verborgen, welche zur erstaunlichen Entwicklung
der Kunst im 15. und I6. Jahrhundert beitragen. Manches, was sich an den Bildern schwer
erkennen lasst, wie das Studium nach den antiken Statuen, machen die Zeichnungen in
seinem Detail offenbar. Alle Schulen sind vertreten, die ultromanen schwacher, aber
immerhin durch bedeutende Beispiele, die italienischen in unübertroifener Fülle und
Mannigfaltigkeit. Die Auswahl Brogi's ist im Ganzen zu loben, nur dass sie sich etwas
zu stark an die schon seit vielen Jahren getroffene Theilung der Zeichnungen in disegni
exposti und disegni in cartelli anschließt, und hiebei die ausgestellten , die nicht
immer die besten sind, bevorzugt. Sonst aber sind mit Geschick solche ausgewählt,
welche als Studien zu noch erhaltenen Bildern nachweisbar und daher doppelt belehrend
sind; so z. B. von Mariotto Albertinelli Studien zur Dreifaltigkeit in der Akademie, zur
Heimsuchung in den Uflizien, von Baroccio zur Madonna del popolo, von Carpaccio zur
Erlegung des Drachens in S. Giorgio dei Schiavoni. von Filippino zur Erweckung der
Drusilla in Santa Maria Novella, von demselben (nicht wie irrthümlich die Ueberachrift
will, von dessen Vater Fra Filippo) zum Noli me tangere im Seminario vescovile zu Ve-