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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1886 / 12)

römische Schule mit ihrem Haupte G. B. de Rossi, dessen Verdienste übrigens sonst 
volle Anerkennung finden. Gewiss mit Recht nennt ihn der Autor mehrmals den 
genialen Forscher. Denn. wo wäre die-Kenntniss altchristlichen Wesens ohne die 
classischen Hauptwerke de Rossi'a über die altchristlichen lnschriften und über die 
Katakomben! lmmer wieder muss man sie aufschlagen, auch wenn man Vieles anders 
combinirt und deutet. Es ist sicher, dass die römische Schule auf Hasenclevefs Arbeit 
im gegnerischen Sinne reagiren wird durch Hinweis auf einige schwächere Abschnitte 
des Buches. Im Großen und Ganzen wird aber doch nunmehr manche veraltete Deutung 
für immer beseitigt sein, so dass es bis zu einem gewissen Grade gerechtfertigt ist, 
wenn Hasenclever eine sehr entschiedene Sprache führt. Seine Arbeit beruht ja auf 
ehrlichem Studium und gesundem Denken. Auch seine Gegner werden das Buch nicht 
unwillig bei Seite schieben, sondern sich mit Vergnügen manche Anregung daraus holen. 
Victor Schultze's Verdienste um die Katakombenforschung dürften hie und da 
überschätzt sein. Eine Berücksichtigung dessen, was vor mehreren Jahren J. P. Richter 
im vRepertorium für Kunstwissenschaftc über die Schultzesche Publication der Kata- 
komben von San Gennaro dei poveri zu Neapel geäußert, was F. X. Kraus in demselben 
Organe später mehrmals über die Arbeiten des erwähnten Greifswalder Archäologen 
beigebracht hat, wäre vielleicht für dessen Werthschätzung von Nutzen gewesen, wohl 
auch eine Beachtung der Recension von Schultzds xKatakomben: im XVIII. Bande der 
vZeitschrift für bildende KUnSta. Bezüglich des Monogrammes Christi würde mancher 
Kritiker ein näheres Eingehen wünschen u. s. w. 
Setzt man sich über solche Mängel hinweg, so wird gewiss Niemand, der dem 
Hasenclevefschen Buche einige Tage widmet, ihm freundliche Anerkennung versagen 
können. Fr. 
Photographien von Brogi in Florenz, nach den Handzeichnungen der 
Uffizien. 
Von diesem bedeutenden Theile der Uffizien-Sammlungen waren bisher nur durch 
die Kohlendrucke von Braun eine nicht zu große Anzahl von Stücken bekannt gemacht. 
Die älteren Aufnahmen von Philipot sind schon seit einigen Jahren aus dern Handel 
verschwunden. Von den Zeichnungen des Ratfael allein gab es noch Reproductionen 
von Alinari. Unter diesen Umständen, da zudem noch die Drucke Braun's durch ihren 
hohen Preis einer weiteren Verbreitung im Wege stehen, war es ein glücklicher Gedanke, 
eine größere Menge jener kostbaren Blätter zum Theile überhaupt zum ersten Male, 
jedenfalls aber auch die schon bekannten zu einem sehr mäßigen Preise zu vervielfältigen. 
Brogi in Florenz, längst geschätzt wegen seiner guten Aufnahmen nach italienischen Bil- 
dern und Statuen, hat diese Aufgabe übernommen und nun schon eine Reihe von mehreren 
Hundert ausgewählter Zeichnungen herausgegeben, die noch fortgesetzt werden soll. Wenn 
eine solche Auswahl bei der fast unübersehbaren Menge von Zeichnungen in jener bes 
rühmten Sammlung immerhin noch manche Wünsche unbefriedigt lasst, so ist sie doch, 
wie sie gegenwärtig vorliegt, schon von höchstem Werthe. Die UfGzien-Sammlung 
gewahrt besser als jede andere durch ihre Zeichnungen einen Einblick in die innere 
Geschichte der Entstehung der modernen Kunst. Wenigstens vorn Beginne des 15. Jahr- 
hunderts an können wir jeden Fortschritt", jede Entdeckung an den dort erhaltenen 
Zeichnungen verfolgen. Das scharfe Auffassen der Natur im I5. Jahrhunderte, gefordert 
durch beständiges Studium nach dem Nackten, sowie der allmilige Uebergang zu einem 
frei schaKenden Manierismus im 16. Jahrhundert, wird uns durch viele Beispiele klargelegt. 
Wir sehen, mit welcher nie ermüdenden Aufmerksamkeit die Faltenform studirt wird, 
die den alten italienischen Bildern ihre Grüße gibt lernen in die perspectivischen Studien 
jener Zeit hineinsehen} können die Entwicklung der Landschaftsmalerei verfolgen, kurz 
es bleibt uns nicht eines der Elemente verborgen, welche zur erstaunlichen Entwicklung 
der Kunst im 15. und I6. Jahrhundert beitragen. Manches, was sich an den Bildern schwer 
erkennen lasst, wie das Studium nach den antiken Statuen, machen die Zeichnungen in 
seinem Detail offenbar. Alle Schulen sind vertreten, die ultromanen schwacher, aber 
immerhin durch bedeutende Beispiele, die italienischen in unübertroifener Fülle und 
Mannigfaltigkeit. Die Auswahl Brogi's ist im Ganzen zu loben, nur dass sie sich etwas 
zu stark an die schon seit vielen Jahren getroffene Theilung der Zeichnungen in disegni 
exposti und disegni in cartelli anschließt, und hiebei die ausgestellten , die nicht 
immer die besten sind, bevorzugt. Sonst aber sind mit Geschick solche ausgewählt, 
welche als Studien zu noch erhaltenen Bildern nachweisbar und daher doppelt belehrend 
sind; so z. B. von Mariotto Albertinelli Studien zur Dreifaltigkeit in der Akademie, zur 
Heimsuchung in den Uflizien, von Baroccio zur Madonna del popolo, von Carpaccio zur 
Erlegung des Drachens in S. Giorgio dei Schiavoni. von Filippino zur Erweckung der 
Drusilla in Santa Maria Novella, von demselben (nicht wie irrthümlich die Ueberachrift 
will, von dessen Vater Fra Filippo) zum Noli me tangere im Seminario vescovile zu Ve-
	        
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