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Die Glasgeriithe aus der Fabrik von Minwn Webb (Nr. 102-107) zeigten die
Eigenthürnlichkeit des modernen englischen Glases. Dort besteht die ganze Ornamentik
in der prismatischen oder sogenannten dianrantirten Schlsifung der Oberfläche. Die fa-
cettirten Köpfe der Stöpsel strahlten, gegen das Licht angesehen, ein Brillantfarbenfeuer
aus, wie echte Diamanten.
In neuester Zeit suchten auch die böhmischen Fabriken durch gute Formen wieder
gut zu machen, was sie lange Zeit versäumt hatten und davon gab Lobmeyefs Aus-
stellung ein beredtes Zeugniss. Hier ist es besonders die Form nach den antiken Ge-
flissen, und der matte Schliff der Ornamente, worauf alle Sorgfalt verwendet wird.
Die Blumenscbale Nr. 110 und besonders die beiden Blnrnenvasen Nr. 114 und 115
zeugten von Eleganz. Besondere schön, tadellos in Zeichnung und Ausführung, erschienen
uns: das "Zuckerwasser-Arrangement" Nr. 116, der "Wassersatz" Nr. 118, die Nummern
126-125 und die Flacons Nr. 142. So wie bei den griechischen Vasen jene des edlen
Siyles mit lichten Figuren auf schwarzem Grunde denen rnit schwarzen Figuren auf lich-
tem Grunde mit Recht vorgezogen werden, so sprachen auch hier die Geiiisse am meisten
an, bei welchen das Ornament glashell (licht) auf rnattgeschlidenem (dunklem) Grunde
erschien.
Alle diese Gläser zeichneten sich noch überdies durch ansssrordeutliche Homogenität
und eine bewunderungswürdige Diinnheitfler Glaemasse aus.
Die XII. Gruppe, Arbeiten aus gebrannter Erde, Thon, im Vorjahre so überaus
reich ausgestattet, machte auch heuer wieder einen sehr günstigen Eindruck. Traten dies-
mal die Steinkriige mehr in den Hintergrund, so fanden wir dafür sehr interessante Ma-
jnliken, z. B. die Schüssel Nr. 177 und die Vase Nr. 178. Die Gruppe der hollän-
dischen Fayencen (blaue Ornamente auf weissem Grunde) machte in ihrer hübschen Auf-
stellung einen bestechenden Eifect. Originell war die grosse Schüssel von deutscher
Fayence, worauf vsterlündische Thiere mit kräftigem Pinsel in derbem, handwerksmässigem
Naturalismus skizsirt waren. Jedem, der sich für diesen Industriezweig erwärmen kann,
dürften die zwei persischen Schüsseln (Nr. 191 und 192) aufgefallen sein, mit den für den
Orient so charakteristischen Schneckenlinien als Ornament, den stylisirten Nelken und
- der groben Ausführung.
Vorzüglich vertreten war diesmal das japanesische Porcellan. Die Nummern
201, 203, 215, 220, 458 waren durchwegs Prachtstücke. Das moderne chinesische
Poreellan war unter Anderem durch ein ganzes Service mit eigenthümlich geformten
Schüsseln, wo auf dem Grund der Teller und Schüsseln ganze Genrebilder dargestellt waren,
dann durch eine 24" hohe Prachtvase (Nr. 212) rapräsentirt. An den beiden nebenein-
anderstehenden grossen Gefiissen, der bauchigen japanesischen Vase Nr. 215 und der chi-
nesischen Nr. 212, konnte man sehr gut die charakteristischen Unterschiede des japane-
sischen und chinesischen modernen Porcellans studiren. Hier die Vielfärbigkeit in hellen
Tönen; das Ultramarin in allen Nuancen, Carminroth und ein dem Schweinfurther ühn-
liches helles Grün vorwiegend. Dort wenige Farben, aber tief und glühend im Tone; ein
dunkles, sattes Blau, das Roth ein Carrninzinnober, das Griin, wo es angebracht war, ein
tiefes Meergriin, die Blattrippen und Contouren häufig von Gold eingeüasst. Ein beson-
ders kostbares Stück war die Schüssel Nr. 219 aus sehr altem chinesischen Porcellan.
Von europäischem Porcellan fanden wir Meissen durch eine vortreffliche fignrale Gruppe
(Nr. 228), eine hübsche weisse Vase (Nr. 232) und kleine Figiirchen vertreten. Auch von
altem Wiener Fabricat waren hübsche ügurale Gruppen (Nr. 243 und 244), dann Teller
mit Miniaturen ausgestellt.
In der Gruppe XIIL, Arbeiten aus Holz, begegneten wir zunächst einer Reihe
hübscher alter Kästchen in Marqnetterie-Arbeit (mit eingelegtem Elfenbein, Perlmutter und
verschiedenen Holzarten), von denen Nr. 4,59 durch eine reich geschnitzte Architektur die
Aufmerksamkeit erregte. Ein Prachtstück der Beule-Arbeit war der Schreibkasten von
amerikanischem Holze mit Figuren und Ornamenten reich in Zinn eingelegt (Nr. 282),
eine. Veaeüaner Arbeit aus dem 17. Jahrh. Der grösseren Schnitzerei angehörig waren
Holztafeln (Nr. 267 bis 270), Seitenwände von Brauttruhen, die ersteren zwei aus dem 16.,
die letzteren aus dem 17. Jahrh. Sie gehörten zu jenen herrlichen Füllungsschnitzwerken,
an denen die Laguncnstadt noch heutigen Tages so reich ist.
Diese Gruppe war auch durch moderne Grauer Arbeiten bevölkert. Vor allem war
der Schreibkasten Nr. 26!) vom Tischlermeister Trieb zu nennen, eine gediegen durchge-
Gihrte Arbeit, die, was technische Ausführung betrift, jedem Tischler der Residenz Ehre
machen würde. Die reichen Schnitzereien daran, glücklich und msssvoll vertheilt, orna-
azentirten das architektonische Gerüste in harmonischer Weise. Es war nur in Bezug auf
die Verhältnisse auszustellen, dass der Theil, welcher als Schreibtisch fuugirt, zu schmal
gehalten war. Auch der Tisch im Rensissancestyl (Nr. 262), nach guter Zeichnung vom
Tischlermeister Zugh verferügt, liess an Tüchtigkeit der Ausführung nichts zu wünschen