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schaftlichen Arbeit. Dadurch wird nicht nur Rechenschaft abgelegt
llber das Geleistete, sondern es wird auch immer wieder das Interesse
neu angeregt und befruchtet, auch ist es ja immerhin möglich, dass
durch solche Mittheilungen noch verschiedene Erinnerungen, die den
Einzelnen zugänglich sind, dem Forscher bekannt werden könnten.
Was Daniel Gran anbelangt, so haben sich nur zwei Leute -
ich kann dabei nur von der neueren Zeit reden - mit der Erfor-
schung seiner Lebensverhältnisse und seiner Bedeutung eingehender
befasst. Der Eine ist der leider vor Kurzem verstorbene Director des
fürstl. Schwarzenberg'schen Centralarchivs, Adolf Berger, einer der ver-
dienstlichsten und gewissenhaftesten Forscher heimatlicher Kunstgeschichte,
der mit außerordentlicher Liebe und großer Kenntniss sich in diesen und
ähnliche Gegenstände vertieft hat. Seine Arbeiten über Gran erstrecken
sich allerdings nur auf das Capitel aus dem Leben des Künstlers, welches
ihn uns im Zusammenhange mit seinen Gönnern, nämlich mit dem
Fürstenhause Schwarzenberg, erscheinen lässt; aber in diesem Rahmen
hat er wohl das Wichtigste, wenigstens in allgemeinen Umrissen, an den
Tag gefördert. Als den Anderen glaube ich, mit aller Bescheidenheit
-meine eigene Wenigkeit anführen zu können, indem ich im Zusammen-
hange mit meinen mir eigentlich wichtigsten Studien über die beiden
Fischer von Erlach auch diesem ihrem großen Zeitgenossen besondere
Aufmerksamkeit gewidmet habe und namentlich auch auf urkundliche
Quellen zurückgegangen bin. Endlich darf nicht verschwiegen bleiben,
dass auch J. Fahrngruber in seinem vor Kurzem erschienenen Buche
"Aus St. Pölten- einige sehr werthvolle Aufhellungen über des Meisters
Tod und seine Nachkommen gebracht hat. '
Ich möchte hier einen Abriss des Lebens dieses Künstlers und
einen kleinen Hinweis auf seine Bedeutung geben. Freilich muss ich mit
Faust sagen: ulm Anfang stock' ich schon"; denn man ist wohl in der
Lage, das Geburtsjahr Gran's anzuführen, nämlich 1694, aber es ist
heute noch nicht sicher, ob Mähren oder Niederösterreich, ob Brünn
oder ob Wien als seine Heimat zu betrachten sei. Es scheint allerdings,
dass Brünn mehr Anrecht darauf hat. Nicht einmal sein Name steht ja
in unserer trostlosen Localliteratur fest, ein Schicksal, das auch andere
Männer jener Zeit theilen. Der Name unseres Künstlers wird geschrieben
Gran, auch Grand, er wird (französisch) Grande ausgesprochen, dann
le Gran, le Grande, Grain, Le Grain, Graneri (italienisirt), endlich Danieli,
weil er mit dem Vornamen Daniel hieß; kurz, da gibt es der Variationen
eine stattliche Auswahl.
Wer ist nun dieser Gran nach seiner Herkunft? Auch über diesem
Punkt lastet heute noch tiefes Dunkel. Die alten Nachrichten erzählen
uns, wie in der Regel, wenn die Urkunden mangeln und die sicheren
Quellen versagen, ein Märlein. eines jener Künstlerrnärlein, die uns
schon aus dem Grunde immer sehr verdächtig vorkommen, weil solche
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