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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 1)

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nur mit dem bürgerlichen Namen Gran. Freilich muss dagegen wieder 
bemerkt werden, dass in dem Todtenbuche des Domes von St. Pölteu - 
der Künstler ist nämlich dort gestorben und seine Witwe lebte an diesem 
Orte noch längere Zeit - eine Dame mit dem Namen Frau Baronin 
Gran aufgeführt wird. Wie die Verhältnisse der Forschung heute stehen, 
sind wir somit also noch nicht einmal so weit, entscheiden zu können, 
ob unser Gran mit dem Hofzuschrotter, oder mit der italienischen Adels- 
familie de Gran Zusammenhänge. Hier werde mitgetheilt, was eben bis 
zur Stunde vorliegt, wobei es freilich gar leicht sein kann, dass morgen 
schon ein glücklicher Fund die eine oder die andere, auch wohl beide 
Annahmen über den Haufen werfe. 
Aus einem in französischer Sprache erschienenen Buche aus der. 
Mitte des vorigen Jahrhunderts fand ich, dass Gran verwandt war mit 
dem berühmten Pater Abraham a Santa Clara. Der Verfasser erzählt 
uns, Gran hätte seine Eltern in sehr jungen Jahren verloren und da 
wäre, ihm zur Wohlthat, dieser wahrscheinlich mütterlicherseits ver- 
wandte Pater an ihn herangetreten und hätte ihm allerlei Förderung 
zukommen lassen. Nun wäre es immerhin annehmbar, dass dieser bei 
Hofe und bei der Aristokratie außerordentlich beliebte Priester ihn in 
das fürstliche Haus gebracht haben könnte, obwohl wir auch dafür einen 
Beweis nicht anführen können. 
Ich habe früher gesagt, Brünn habe die größere Anwartschaft 
darauf, sich die Vaterstadt des Künstlers zu nennen. Damit hängt noch 
ein anderer Umstand zusammen. Im Leben unseres Meisters spielt ein 
anderer Künstler, aber ein tief unter ihm stehender, eine große Rolle. 
Wiederum ist in Folge der großen Verwirrung unserer schlechten Nach- 
richten nicht einmal der Name dieses Künstlers gleichlautend überliefert; 
er wird bald Werle, Wörle, Werndle, Hörle, Herndle etc. genannt, was nur 
an den Namen anklingt. Nun ist es aber doch sicher, dass er Hörl hieß. 
Die Hörl waren eine Künstlerfamilie, von der eine ziemliche Anzahl Mit- 
glieder in den Urkunden vorkommen. Mehrere von ihnen sind, wie das 
in jener so fruchtbaren Zeit. die auf Decorationen, Ausstattungen von 
Sälen, Theatern und Kirchen viel Geld verwendete, begreiflich ist, als 
Decorationsmaler, Marmorirer und Aehnliches bekannt. Ich will nur in 
Kürze die zwei wichtigsten Persönlichkeiten bezeichnen. Ein gewisser 
Johann Franz und ein Georg Hörl ragen da hervor. Johann Franz war 
nun derjenige, welcher mit unserem Meister im Zusammenhange steht. 
Er war aus Brünn, hat lange Zeit in genannter Stadt, aber auch an ver- 
schiedenen anderen Orten für den Adel des Landes gearbeitet. Es sind 
auch Bilder von ihm heute noch in jenen Gegenden zu finden. Er war 
Decorateur im allgemeinen Sinne, auch das, was man damals Architektur- 
maler nannte; er entwarf die perspectivischen und Scheinarchitekturen 
auf den Spiegelgewölben der Innenräume, ließ sich auch verwenden für 
das Malen von Festgerüsten, Triumphbogen u. s. w. lch linde ihn in
	        
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