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Altarbaldachins wie die Kronen und Kronleuchter. Daher mag es auch
kommen, dass die Lampen in den Handschriften des ll. Jahrhunderts
(z. B. der Bernward's-Handschrift in Hildesheim), ja dass die Moscheen-
lampen ganz genau wie die Kelche aussahen; die letzteren beweisen
durch ihre in Gold und Email aufgetragenen Zeichnungen, dass hier reine
Uebertragung der Form von Metall auf Glas stattgefunden habe. Der
Mittelpunkt, von dem aus die Sitte nach Westen und Osten sich ver-
breitet hat, dürfte wohl Byzanz sein.
Zu den Zierkelchen dürfte auch eine große Anzahl jener werth-
vollen Onyxkelche gehören, welche die Schatzkammer von San Marco
wohl erst seit 1204 (aus dem Raube von Constantinopel) besitzt. Dass
es keine profanen Kelche sind, zeigen die lnschriften: nTrinket Alle
daraus, denn das ist mein Blute; dass sie zum Trinken nicht bestimmt
waren, zeigt das Email, zeigen die Perlenreihen am Oherrande der Cuppa.
Onyxkelche erscheinen auch im Abendlande (Königin Brunhilt, 6. Jahr-
hundert; Kelch des Kaisers Heinrich [l., eigentlich ursprünglich eine
Schale; Onyxkelch des Abtes Luger, Ann. Arch. XIX, 383, 34.3; XXI, 343;
endlich der Kelch Karl IV. und die sogenannten Hedviligsbecher aus Glas).
Nicht blos heil. Sprüche trugen die Kelche wie die erwähnten, sondern sie
gaben und geben noch heute Kunde von dem Geschenkgeber, der seinen
Namen und Wappen unten am Fuße anfügen lässt; oft standen ganze
Verse und in zierlicher Art auf den gesprächigen romanischen Kelchen,
ja manchmal hat der Goldschmied seinen Namen hingesetzt"). Solche
Kelche heißen literati. Zu ihnen gehört auch der älteste Kelch, den wir
besitzen, der Tassilokelch von Kremsmünster, auf dessen Fußrand der
Vers steht: Tassilo dux fortis, Liutpirc virga regalis.
Der Tassilokelch dürfte seine Erhaltung nicht allein der Pietät
gegen den Stifter, sondern auch dem Metalle verdanken, aus dem er
gefertigt ist. Es ist ein mächtiger Kelch, der uns die Form des römischen
Poculum zeigt, also auf dem Standpunkte der alten christlichen Kelch-
formen steht. Seine nächsten Verwandten sind in den classische Alter-
thümer verwahrenden Museen Roms und Neapels zu suchen. Springer
sucht wegen der longohardisch rohen Zeichnungen und wegen der longo-
bardischen Schriftzüge neuerdings dieHeimat des Kelches in der Lombardei;
so viel steht fest, dass die Zopfgeflechte der Verzierung an die nordisch-
irischen Initialien erinnern, dass die Körperformen gerade wie bei diesen
zerrissen sind, und dass wir an byzantinische Kunst, trotz der byzan-
tinischen Weise zu segnen (Christus biegt den Goldlinger ab), und trotz
der aus dem Oriente stammenden Ageminatechnik mit Niello, zu denken
') Ein altes Beispiel ist der Kelch vom Kloster Weingarten, geschenkt von Welfl.
(1- 960), welcher Kunde bringt von einem Goldschmiede Conrad de Husa; ein neueres Bei-
spiel ist der Melkerkelch, welcher verborgen im Fuße die Worte trägt: Michel Dietrich
in Wien, X660.