Bürgermeister und Rath am 13. August 1593, es sei in Hinkunft nur
denjenigen Bürgern ein vFenster mit der Stadt Ehrenwappenu zu geben,
die an ihrem Hause, sei es innen oder außen, 100 Gulden oder mehr
verbaut haben 4). Je nach der Kategorie des Baues und der Persönlichkeit
des Bauherrn fand sich oft auch ein größerer oder kleinerer Kreis von
Geschenkgebern zusammen, manchmal bis zu 70 und 80, wenn es sich
z. B. um ein angesehenes Kloster handelte. Weit über das 16. Jahr-
hundert hinaus herrschte diese Sitte und erst in der zweiten Hälfte des
17. hatte sie sich ausgelebt. In ihr, neben der allgemeinen Kunstfreude der
Zeit, war der unmittelbar fördernde Anlass gegeben für die Schöpfung
jener außerordentlich großen Zahl von Schweizer Glasmalereien, welche
ständische, städtische oder Familienwappen mit oder ohne Schildhalter,
Herolde, allegorische Figuren, historische oder Genrescenen, Landschaften,
Wappen der Zünfte u. s. w. darstellen, und welche sich heute noch viel-
fach sowohl in der Schweiz selbst als auch in allen außerschweizerischen
Sammlungen finden. Hier sei nur an die gegenwärtig zu Verkauf stehende
Vincenfsche Sammlung alter Glasrnalereien in Konstanz erinnert, die
nicht weniger als 600 schweizerische Glasgemälde enthält. Unter dem Ein-
flusse dieser Sitte gedieh die schweizerische Cabinetsmalerei - Miniatur-
glasmalerei nennt sie J. v. Falke in seiner rGeschichte des deutschen
Kunstgewerbesv - zur höchsten Blüthe und die Schweizer Glasmaler
waren überall vorzugsweise geehrt und geschätzt; viele arbeiteten im
Auslande, andere erhielten von auswärts Aufträge, wie z. B. die Züricher
Christoph Maurer 5) und Jacob Sprüngli von Nürnberg. Bern, Zürich,
Basel, Luzern, Solothurn, Schaffhausen, Freiburg - wo im Jahre 1540
sogar eine eigene nStadt-Glasmalerstelleu creirt wurde - St. Gallen,
KVintetthur, Zoiingen und andere Orte der Eidgenossenschaft waren im
16. Jahrhundert vielbeschäftigte Fabricationsstätten und bis auf hundert
Cabinetsmaler sind zur Zeit der üppigsten Entfaltung des Gewerbes
gleichzeitig neben einander in der Schweiz thätig; hier seien nur einige
der bedeutendsten genannt, wie die Züricher Karl von Egeri, Nicolaus
Bluntschli, Josias Maurer und dessen Söhne, der bereits erwähnte Chri-
stoph 6) und Josias der Jüngere, Hans Jacob Sprüngli, Franz Fallenter
') J. H. Bneschlin, Neuiahrsblatt des Kunstverein: in Schaffhausen für 1879, p. 3.
5) Ueber Christoph Maurer's Thätigkeit für Nürnberg siehe H. Bendel (Schiff-
hnusen) im Anzeiger für schweiz. Alterthumskunde, Bd. V, p. 151.
') Von Christoph Maurer, dem berühmtesten Namensträger der Familie, besitzt
das k. k. Oesterr. Museum drei prächtige Scheiben. Eine derselben zeigt in der Mitte
eine allegorische weibliche Figur in einer Landschaft mit Schmausenden und Lustfah-
renden, von reicher Architektur umgeben. Auf dem Sockel der Umrahmung: Christoph
Maurer fec. 1597 (lmn-Nr. 10.645)- Die zwei anderen Scheiben sind unbezeichnet. Auf der
einen ist in der Mitte der Traum Jacob's, auf der anderen Bacchus auf der Tonne in
einer Landschaft mit einer Weinlese dargestellt (lnv.-Nr. 10.644, 10.646); in den unteren
Ecken der drei Scheiben je zwei Nürnberger Geschlechterwappen, links im