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durchgeführt sind. Die Wärme des Lebens zu erhöhen, hat der Künstler
dem Marmor einen überaus zarten, warmen Ton gegeben, der die Trans-
parenz, das Leuchten des Materiales in keiner Weise schädigt. Die Ober-
fläche ist glatt behandelt, wie es auch bei den Vorbildern der Früh-
renaissance der Fall ist. Und ebenso ist es mit der Bronze des Mercur
geschehen. Statt der Raspelei und Schraffirerei spielt das volle Licht auf
der glatten Oberfläche des schön nach Art der Renaissance gefärbten Erzes.
(Besuch des Museums.) Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
Mai von 9177, die Bibliothek von x34; Personen besucht.
(Gesellschaft zur Forderung der Kunatgewerbßsohule.) Unter dem Vorsitze
Sr. Excellenz des Herrn Edmund Grafen Zichy fand am io. Mai Vormittags im Sitzungssaale
des Oesterreichischen Museums die Generalversammlung der Gesellschaft zur Förderung
der Kunstgewerbeschule des Oesterreichischen Museums statt. Der vorgelegte Rechen-
schaftsbericht eonstatirt ein sehr erfreuliches Ergebniss der Vereinsthätigkeit. Die Gesell-
schaft war in der Lage, aus ihren eigenen Fonds an a3 Frequentanten der Kunst-
gewerbeschule Stipendien von H. xo bis zo monatlich im Gesarnmtbetrage von H. 3330
zu bewilligen und aus verschiedenen vorhandenen Stiftungen weitere 43 Stipendien im
Betrage von jährlich H. zoo, 250, 300 und 500 zu verleihen. Weiter lieferte die Gesell-
schaft die Mittel für eine Studienreise, welche fünf Frequentanten der Kunstgewerbe-
schule unter Leitung des Professors O. Beyer behufs Aufnahme alter, künstlerisch wert-
voller Decorationen von lnterieurs unternahmen. Auch für das laufende Jahr ist eine
derartige Studienreise in Aussicht genommen. Herrenhausmitglied Ludwig Lobmayr
erstattete hierauf den Cassebericht, nach welchem sich die Summe der Eingänge auf
B. 587741, jene der Ausgaben auf G. 507944 beziffert, während das in Staatsrenten ange-
legte Stammcapital der Gesellschaft mit B. 74.000 ausgewiesen ist. Ueber Antrag des Ge-
meinderathes Wilhelm Bächer wird der Verwaltung einhellig das Absolutorium ertheilt
und sodann die Vorstandswahl vorgenommen, nach deren Ergebnissen der Vorstand in
folgender Weise zusammengesetzt ist: Se. Excellenz Edmund Graf Zichy als Präsident,
die Herrenhausmitglieder Nicolaus Dumba und Ludwig Lobmayr, Reichsraths-Abgeord-
neter Freih. v. Dumreicher, Regierungsrath Professor Dr. Alexander Bauer, Vicedirector
des Oesterreichischen Museums Regierungsrath Bruno Bucher und Landtagsabgeordneter
Rudolf Kitschelt als Ausschussmitglieder, der Director des Oesterreichischen Museums
Hofrath Ritter von Falke und der Director der Kunstgewerbeschule Professor Michael
Rieser als Beirathe. Die Revisoren Gemeinderath Wilhelm Bächer, Rudolf v. Waldheim
und Juwelier Josef Mayer wurden in ihrer Function bestatigt.
(Voi-Iesnngan.) Arn io. Februar sprach Professor Franz Wiekhoff über RatTael
und die Stanza della Segnatura. Der Vortragende gab zuerst ein gedrängtes Bild des
bekannten Raumes und seiner Decoration, indem er bei der Beschreibung der einzelnen
Bilder hervorhob, wie Ratfael schon in der Composition auf eine leichte Verständlich-
keit hinarbeitend, sich überall an die für ähnliche Gegenstände gebräuchlichen Motive
anschloss. Er ging dann auf die ursprüngliche Bestimmung des Raume: über, indem
er unter Eingehen auf die literarischen Werke früherer Päpste: Nicolaua ll. und Sixtus lV.,
sowie der Julius ll. nahe stehenden Schriftsteller, Marco Vigerio z. B., Zweck und
Absicht der gewählten Gegenstände darlegte. Die früher wenig beachteten Clair-obscurs
unter dem Parnass, für den Zusammenhang der Darstellungen sehr wichtig, wurden
aus einer Widmungaschrift an Sixtus lV. erklärt. Als Resultat dieser Studien lasse sich
bezeichnen, dass Rafael in der Stanza della Segnatura keineswegs adas Programm des
Humanismus: darzustellen hatte, sondern wie es in dem Hause des Papstes geziemte,
den Vorrang und die Würde der Theologie vor den übrigen Wissenschaften darstellte,
was einstmals Simone Mernmi an einer Wand der Spanischen Capelle geschildert hatte.
Literatur - Bericht.
The Art of the Saracens in Egypt by Stanley Lane-Poole. London,
Chapman 81 Hall. 8". XI, 264 S. mit x08 Holzschn. Mk. 14'4o.
Unter dem Ausdrucke sarazenisch versteht der Verfnsser mittelalterlich-
orientnlisch, und er hat demselben den Vorzu ver ar n b i sc h oder m u ham m e d a n i s ch
gegeben, weil die Künstler vielfach weder Ar! er waren noch sich zum Islam bekannten,