371
eine augsburgische; er selbst erhielt am 3. März 1532 die Malergerechtsame in Augsburg,
nachdem er dort schon seit 1531 als Maler gearbeitet hatte. Er wohnte in Augsburg im
Hause des Jörg Breu, wahrscheinlich als dessen Geselle, und verblieb auch dort, nachdem
er Meister geworden. Essenwein folgert daraus, dass fortan die Thätigkeit beider Meister
unter gemeinsamem Namen ging. Dass diese Folgerung mindestens theilweise zutrifft,
beweist das vorliegende Holzschnittbild, welches die Monogramme beider Künstler
tragt. Vom Jahre 1541-1548 war Hans Tirol wBauyogt-i der Stadt Augsburg. Im Jahre
1551 begab er sich nach Prag. Ueber seine vielseitige Thätigkeit daselbst als wEhren-
hold und Baumeister: Ferdinand's I. unterrichten uns die in den genannten Jahrbüchern
verbifentlichten Documenta auf das Beste. Tirol liefert Arbeiten fur das konigl. Schloss
in Prag wie auch für die Schlösser Podiebrad und Brandeis, er macht Vorschlage für
den rLustgartenu und für die Dacheindeckung des Prager Domes, und er legt einen
Entwurf für die malerische Ausschrnockung der Sigismundcapelle vor, welcher sich noch
heute bei den im Archive des k. und k. Reichs-Finanzministeriums in Wien aufbewahrten
Zahlamtsacten findet, u. s. w. lm Jahre 1559 erscheint Tirol als -Oberstbaumeisterl der
Krone Böhmen, nach 1565 kehrte er wieder nach Augsburg zurück, wo er zwischen
dem October 1575 und dem October 1576 starb.
Das von Tirol verlegte große Holzschnittbild, die Belehnung Ferdinand's l., wurde
von Heinrich Steyner zu Augsburg 1536 gedruckt, also in demselben Jahre, in welchem
Jbrg Breu starb. Wie weit des Letzteren Antheil an der Zeichnung des Bildes reicht
und was daran dem Maler Tirol gehbrt, ist auch durch Essenwein's Untersuchungen
nicht festgestellt. Den Schnitt besorgte der Nürnberger Formschneider Stefan Ganseder,
welcher an dem Werke nach seiner eigenen schriftlichen Aeußerung nin die sechsund-
dreißig Wochen geschnitten- hat und zuletzt des Lohnes wegen mit Hans Tirol in
Zwiespalt gerieth. Interessant sind auch die auf diese Verhandlungen bezüglichen Docu-
mente, deren wichtigste Stellen Essenwein in seiner Einleitung abdruckt. R-r.
l
Les Medailleurs de 1a Renaissance. Par Alois Heiss. Venise et les ve-
nitiens du XV"' au XVll" siecle. Avec 17 Phototypogr. inalterables et
450 Vignettes. Paris, J. Rothschild, 1887. Fol. 232 S. Fr. i6o'-
Anschließend an seine bekannten früheren Bande über italienische Medaillen der
Renaissance behandelt hier der Verfasser M. Guidizani, Giov. Boldü, Pietro da Fano, Fra
Ant. da Brescia, Vittore Camelio, Giov. Guido Agrippa, Giovanni Zacchi, Andrea Spinclli,
Alessandro Vittoria, die Monogrammisten An, Ant, G. T. F., 45. F1, die anonymen Por-
tratmedaillons der Dogen von Venedig und anderer Venetianer bis zum 17. Jahr-
hundert. Die Abbildungen sind in gewohnter Vollständigkeit gegeben, der Text aber
keineswegs so sorgfältig gearbeitet wie bei den vorausgehenden Heften. Nirgends sind
Versuche gemacht, irgend Jemand aus der langen Reihe der bisher geschichtlich unbe-
kannten Personen, die sich abgebildet finden, näher kennen zu lernen. Die unverhaltniss-
mäßig lange Einleitung ist für den mit- der venetianisclien Literatur einigermaßen Ver-
trauten völlig werthlos. Als Führer gilt dem Verfasser das 1680 erschienene Buch von
Saint-Didier nLa Ville et la Republique de Venisen. für eine Schilderung des 15. und
den Anfang des 16. Jahrhunderts, aus dem die Medaillen fast alle stammen, die unglück-
lichste YVahl. Documente sind nirgends benützt; aber auch die so reichhaltige gedruckte
Literatur aus dem 16. Jahrhundert scheint dem Verfasser vollig unbekannt zu sein.
Die Costllmbilder, Veduten, Feste schildern ebenso das 17. und I8. Jahrhundert von
Venedig, sind den landläutigsten und bekanntesten Vorbildern entnommen, so dass
man nicht weiß, was sie vor den Medaillen der Frührenaissance machen sollen. Das
ist um so mehr zu bedauern, als im Museo Correr, der Akademie u. s. w. eine uner-
schopfliche Menge von bisher nie abgebildeten Werken existiren, welche uns ein so
treues Bild vom venezianischen Leben im 15. und 16. Jahrhundert verschaiTen würden,
wie es eben nur zufolge dem eigenartigen, auf Nachbildung des Wirklichen geschulten
Kunstsinne der Venetianer sich herstellen ließe, während wir für das Leben anderer
italienischer Städte solcher Illustration entbehren. F. W.
i
Beschreibung der freiherrl. Karl v. Rothschild'schen Sammlung chine-
sischer Porzellane. Frankfurt a. M., Mitteldeutscher Kunstgewerbe-
verein. 8". 22 S.
Eine größere Anzahl chinesischer und japanischer Porzellane und einige Email-
gegenstande, welche auf dem Rothschild'schen Landgute Gunthersburg als Decorations-
stucke in Verwendung gewesen sind, wurden von der gegenwärtigen Besitzerin dem