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Nürnberg-i, angeblich ein Plagiat aus Dürer's Schriften, weshalb der
Stadtrath dessen Veröffentlichung untersagte, bis Dürer's Witwe das
Originalwerk ihres Mannes publicirt hatte. Aus demselben Jahre 1528
stammt der große Holzschnitt Beham's: Das Bauernfest zu Mögelsdorf,
einem Nürnberger Pfarrdorfe an der Pegnitz.
Aber bereis 1529 ward Hans Sebald Beham neuerdings aus seiner
Vaterstadt verwiesen; wahrscheinlich wegen einiger anstößiger Bilder,
beziehungsweise Stiche und speciell wird als Corpus delicti ein unzüch-
tiges nacktes Liebespaar erwähnt, welches vom Tod überrascht wird
(B. 15a), also eigentlich ein Sujet, welches sich sogar moralisch ausdeuteu
ließe; aber der löbliche Stadtrath wachte eifrig über die öffentliche Sitt-
lichkeit, um den Gegnern der Reformation keinen Grund zur Klage
zu bieten.
Nach einem großen Holzschnitte (B. 169) mit der Darstellung des
militärischen Schauspiels bei dem Kaiserbesuche in München 1530 zu
schließen, begab sich nun Sebald zunächst zu seinem Bruder Barthel,
aber seit 153i finden wir ihn ansässig in Frankfurt. ln der nächsten Zeit
war er mit Miniaturen und derartigen kleinen Malereien für den Kur-
fürsten und Erzbischof von Mainz, Albrecht von Brandenburg,
beschäftigt und malte für denselben unter Anderem eine Tischplatte, das
berühmteste von allen derartigen Ziermöbeln, nunmehr im Louvre zu
Paris. Dann ist er jedoch vorwiegend im Kupferstich thätig und er
scheint in seiner neuen Heimat auch mit sich selber über seine Stellung
zur Reformation klar geworden zu sein, und reifer und vernünftiger
geworden, enthielt er sich seither der früher von ihm beliebten unzüch-
tigen Bildchen. Dass eine Sinnesänderung und Besserung bei ihm wirklich
statthatte und all" die unschönen Geschichten von seinem Wirthsgeschäfte,
dessen Heißigster Gast er selber gewesen, und von seinem liederlichen
Lebenswandel, um dessentwillen er zum Tode durch Ersäufen verurtheilt
worden sei, einfach unwahr sind, das ist heute documentarisch erwiesen.
lm Gegentheile erfreute sich Hans Sebald Beham einer gewissen Gönner-
schaft durch den Frankfurter Stadtrath, und auch seiner Witwe wurden
von demselben Begünstigungen zu Theil, welche gewiss entfallen wären,
wenn der üble Leumund ihres Mannes eine wahre Grundlage gehabt hätte.
Eine weit ruhigere bürgerliche und künstlerische Individualität ist
Albrecht Altdorfer, der eigentliche Regensburger Meister, wenngleich
wir nicht bestimmt wissen, ob er dort und zwar um i48o das Licht der
Welt erblickte. Aber 1505 erlangt er bereits das Bürgerrecht und ward
schließlich wohlhabend, Besitzer mehrerer Häuser, seit r526 Rathsherr
und nebenbei Stadtbaumeister. Diese letztere Eigenschaft zeichnet ihn
unter Anderem wesentlich vor den übrigen Kleinmeistern und einer Reihe
deutscher Renaissancemaler überhaupt aus, welche uns in ihren Gemälden,
Stichen und Holzschnitten oft ganz unmögliche Bauten vor Augen stellen,
welche kaum technisch ausführbar, geschweige denn wohnlich wären,