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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 6)

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Nürnberg-i, angeblich ein Plagiat aus Dürer's Schriften, weshalb der 
Stadtrath dessen Veröffentlichung untersagte, bis Dürer's Witwe das 
Originalwerk ihres Mannes publicirt hatte. Aus demselben Jahre 1528 
stammt der große Holzschnitt Beham's: Das Bauernfest zu Mögelsdorf, 
einem Nürnberger Pfarrdorfe an der Pegnitz. 
Aber bereis 1529 ward Hans Sebald Beham neuerdings aus seiner 
Vaterstadt verwiesen; wahrscheinlich wegen einiger anstößiger Bilder, 
beziehungsweise Stiche und speciell wird als Corpus delicti ein unzüch- 
tiges nacktes Liebespaar erwähnt, welches vom Tod überrascht wird 
(B. 15a), also eigentlich ein Sujet, welches sich sogar moralisch ausdeuteu 
ließe; aber der löbliche Stadtrath wachte eifrig über die öffentliche Sitt- 
lichkeit, um den Gegnern der Reformation keinen Grund zur Klage 
zu bieten. 
Nach einem großen Holzschnitte (B. 169) mit der Darstellung des 
militärischen Schauspiels bei dem Kaiserbesuche in München 1530 zu 
schließen, begab sich nun Sebald zunächst zu seinem Bruder Barthel, 
aber seit 153i finden wir ihn ansässig in Frankfurt. ln der nächsten Zeit 
war er mit Miniaturen und derartigen kleinen Malereien für den Kur- 
fürsten und Erzbischof von Mainz, Albrecht von Brandenburg, 
beschäftigt und malte für denselben unter Anderem eine Tischplatte, das 
berühmteste von allen derartigen Ziermöbeln, nunmehr im Louvre zu 
Paris. Dann ist er jedoch vorwiegend im Kupferstich thätig und er 
scheint in seiner neuen Heimat auch mit sich selber über seine Stellung 
zur Reformation klar geworden zu sein, und reifer und vernünftiger 
geworden, enthielt er sich seither der früher von ihm beliebten unzüch- 
tigen Bildchen. Dass eine Sinnesänderung und Besserung bei ihm wirklich 
statthatte und all" die unschönen Geschichten von seinem Wirthsgeschäfte, 
dessen Heißigster Gast er selber gewesen, und von seinem liederlichen 
Lebenswandel, um dessentwillen er zum Tode durch Ersäufen verurtheilt 
worden sei, einfach unwahr sind, das ist heute documentarisch erwiesen. 
lm Gegentheile erfreute sich Hans Sebald Beham einer gewissen Gönner- 
schaft durch den Frankfurter Stadtrath, und auch seiner Witwe wurden 
von demselben Begünstigungen zu Theil, welche gewiss entfallen wären, 
wenn der üble Leumund ihres Mannes eine wahre Grundlage gehabt hätte. 
Eine weit ruhigere bürgerliche und künstlerische Individualität ist 
Albrecht Altdorfer, der eigentliche Regensburger Meister, wenngleich 
wir nicht bestimmt wissen, ob er dort und zwar um i48o das Licht der 
Welt erblickte. Aber 1505 erlangt er bereits das Bürgerrecht und ward 
schließlich wohlhabend, Besitzer mehrerer Häuser, seit r526 Rathsherr 
und nebenbei Stadtbaumeister. Diese letztere Eigenschaft zeichnet ihn 
unter Anderem wesentlich vor den übrigen Kleinmeistern und einer Reihe 
deutscher Renaissancemaler überhaupt aus, welche uns in ihren Gemälden, 
Stichen und Holzschnitten oft ganz unmögliche Bauten vor Augen stellen, 
welche kaum technisch ausführbar, geschweige denn wohnlich wären,
	        
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