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Full text: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 6)

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Dresden, Frankfurt, Wien u. s. w. sind als Gipfelpunkt dieser zierlichen 
Producte deutscher Kleinkunst zu betrachten, während eine ansehnliche 
Zahl einfacherer und sowohl künstlerisch als materiell weniger werth- 
voller Stücke, wie Altärchen, Reliquiarien, Kusstafeln, Cassetten u. s. w. 
gleichsam die Ausläufer dieser Gattung von Silherarbeiten bilden. Nicht 
selten dürften ein und dieselben Meister sowohl jene Prachtstücke als 
diese einfacheren Arbeiten hergestellt haben. Einer der Goldschmiede, 
dessen Name hier wie dort nachgewiesen werden kann, ist der des Augs- 
burger Meisters Mathäus Wallbaum. Für den bayerischen Hof lieferte er 
einen Spiegel und einen Schreibtisch, nahm Theil an der Ausführung 
des großen in Silber getriebenen Altares an der Ostwand der Reichen- 
Capelle in München, wo auch ein überaus reich emaillirtes Reliquiar aus 
seiner Werkstätte aufbewahrt wird, und verfertigte eine Schreibzeug- 
Cassette mit getriebenen Platten und einer weiblichen Figur auf dem 
Deckel, eine vorzügliche Arbeit, die in der Münchener königlichen Schatz- 
kammer aufbewahrt wird. Auch sonst sind Arbeiten Wallbauufs nicht 
selten; Frankfurt, Heiligenberg, Gotha, Dresden etc. besitzen Stücke von 
ihm '). Am Pommefschen Kunstschrank ist seine Mitarbeiterschaft durch 
Philipp Hainhofefs Tagebuch vom Jahre 1617 sichergestellt, ein Altär- 
chen des Münsters zu Ueberlingen, zwei Kusstafeln im Besitze des Grafen 
Thurn Valesarmia und eine Anzahl anderer Werke sind durch Wall- 
baum's Meisterzeichen als dessen Arbeiten unzweifelhaft erwiesen "). 
Ueberdies sind in letzterer Zeit Arbeiten bekannt geworden, welche mit 
jenen theils verwandt, theils fast identisch sind, so dass sie, obwohl das 
Meisterzeichen, ein stilisirter Baum, hier nicht ersichtlich ist, von Kennern 
als Erzeugnisse Wallbaum's angesprochen wurden.-Diese nicht uninter- 
cssante Gruppe wird nun noch erweitert durch zwei hervorragende Stücke 
aus dem Besitze der k. k. Hofburgcapelle in Wien. Dieselben befinden 
sich gegenwärtig auf der Ausstellung im Oesterr. Museum "Ü, es sind 
zwei Altärchen, deren Zusammengehörigkeit selbst dem oberiiächlichsten 
Beschauer sofort auffallen muss. Leider haben wir auf diesen Stücken 
weder ein Beschauzeichen noch ein Meisterzeichen entdecken können. Die 
Altärchen sind aus Ebenholz und Silber, das eine mit einer Miniatur- 
malerei, das andere mit einem in Silber getriebenen Relief in der Mitte. 
Letzteres Stück stimmt im Aufbau, in der Ornamentirung, sowie in der 
Darstellung des Mittelbildes mit dem als Arbeit Wallbaum's sicherge- 
stellten Ueberlinger Altärchen 1-) fast vollkommen überein. 
') M. Rosenberg, Allgem. Ztg. 1884, Nr. 60, Beil. 
") Siehe: M. Rosenberg, Alle kunstgewerbliche Arbeiten auf der Badischen Kunst- 
und Kunstgewerbe-Ausslellung zu Karlsruhe 138i; A. Pnbst, Kunstchronik XVHI, S. 493; 
E. Radisics v. Kutas, Kunstgewerbebl. H, 5. 
"') Katalog, Nr. 74g und 759. 
f) Abgabe: Rosenberg, Alte kunslgewerbl. Arbeiten auf der Badischen Kunst- 
und 
Kunstgewerbe-Aussteilung, 188i.
	        
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