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gebracht, es hatte darüber nicht selten seine besten Kräfte erschöpft und zersplittert und
war zuletzt bei alledem doch mehr der gebende als der empfangende Theill Nun aber hatte
es nach dieser Seite hin seinen historischen Beruf erfüllt und konnte seine ganze Kraft
nngetheilt jenen Aufgaben widmen, die ihm die innere Lage der Monarchie stellte und zu
denen es seine providentielle Stellung im Osten Europas einlud.
Nach außen hin wirkte das Jahr 1866 wie ein reinigendes Gewitter. Weit mehr
als früher richtete fortan das Ausland vertrauend den Blick aus die habsburgisch-
lothringische Monarchie, die rascher, als man erwarten durfte, eine achtunggebietende
Stellung wieder gewann und aus früherer Jsolirung als vielumworbene Macht hervorging.
Schon hat die Monarchie in Erfüllung des Mandates, mit dem sie das Vertrauen Europas
bekleidete, durch die Besitzergreifung Bosniens und der Hercegovina inmitten jener Länder
festen Fuß gefaßt, über deren endgiltiges Schicksal es dereinst sein gewichtiges Votum
mit abzugeben berufen sein wird.
Im Innern erkannte man die Nothwendigkeit, die Quelle häuslichen Haders durch
ein festes Abkommen zu schließen. Auf Grundlage der pragmatischen Sanction und der
dualistischen Negierungsform fand der Ausgleich zwischen Ungarn und der westlichen
Reichshülfte statt. An die Stelle Österreichs trat nun die „Österreichisch-ungarische
Monarchie" in das Concert der europäischen Staaten ein, als eine harmonische Verbindung
zweier Theile, von denen keiner mehr das verknüpfende Band lockern oder straffer ziehen
will, deren Gedeihen vielmehr auf wechselseitiger Eintracht und einmüthigem Zusammen
wirken beruht, eingedenk des erhabenen Wahlspruches: Viribus unitis!