MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 11)

471 
Die Formen des antiken Goldschmuckes. 
Von J. Folnesics. 
(Schluss) 
ln noch innigeren Beziehungen zum Ohrgehänge als das Diadem 
steht in der Antike der Halsschmuck. Ein gewisses Gleichmaß in Bezug 
auf Pracht und Größe, Technik und Stil war stets für eine harmonische 
Gesatnrntwirkung erforderlich. Daraus geht hervor, dass wir beim Hals- 
schmuck denselben Reichthum an Formen, dieselbe Mannigfaltigkeit an 
Variationen vorfinden, wie bei den Ohrgehängen. Aneinander gereihte 
Perlen sind ohne Zweifel die primitivste Art der Halszier. Die schon in 
früher Zeit hochentwickelte Technik der Granulirung und des Filigrans 
gab bald Veranlassung, die Oberfläche der goldenen Perlen oder Kügel- 
chen reizvoll zu beleben, und ebenso hat man durch rythmische Ab- 
wechslung verschieden geformter Perlen sowie durch Einfügung hübscher 
Rosetten lebendiges Formenspiel in die Einförmigkeit der Perlenschnur 
zu bringen gewusst. Seltener wurde mittelst Email und Einfügung von 
bunten Steinen, wie Carneolen, Granaten, Smaragden und Sardonyxen 
Abwechslung herbeigeführt, doch kommen auch solche Beispiele in der 
Sammlung vor. Mit Vorliebe wurde der- Smaragd nicht allein wegen 
seiner Farbe, sondern auch in Folge der ihm zugeschriebenen Kraft, 
Liebe zu erwecken, besonders in römischer Zeit im Frauenschmuck gerne 
verwendet. 'Ein weiterer Schritt in der Formenbildung fügte zu den 
aneinandergereihten Perlen herabhängende, spitz zulaufende Tropfen 
hinzu, die ihrerseits wieder theils gleichartig, theils abwechselnd. gestaltet 
sind. Stehen jedoch diese Tropfen, wie es in älterer Zeit der Fall 
ist, in fester Verbindung mit den Perlen, so fügen sie sich schlecht 
den weichen Formen des Nackens, machen eine gewisse Steifheit unver- 
meidlich und bringen die Tendenz des nach abwärts gerichteten Be- 
hanges nicht deutlich genug zum Ausdruck. Wir finden daher in der 
Regel zwischen der Perlenschnur und den herabhängenden Tropfen 
bewegliche Ringelchen, bei feineren Arbeiten zierliche Kettengeflechte. 
Dieselben Bereicherungen mit Rosetten, kleinen Masken, Früchten, Pal- 
metten u. dgl., welche wir bei reicherer Entwickelung der Ohrgehänge 
beobachtet haben, wiederholt sich auch hier und nicht selten tritt an 
Stelle der Perlenschnur ein breiteres Kettengefüge, das den Hals band- 
artig umschließt und den herabhängenden Kettchen scheinbar festeren 
Halt verleiht. In diesen Bildungen, welche der Blüthezeit griechischer 
Kunst angehören, hat der antike Halsschmuck seine höchste künstlerische 
Vollendung erreicht; hier gehen Zierlichkeit und Pracht, technische Voll- 
kommenheit und tektonisch mustergiltige Lösung Hand in Hand, um 
Geschmeide herzustellen, die jedes gebildete Auge entzücken. - Andere 
Bereicherungen der einfachen Perlenschnur hat man namentlich auf 
italischem Boden dadurch erreicht, dass man eine zweite und dritte
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.