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hinzufügte, dass also aus dem Monile ein Dilinum und Trilinum wurde,
welches dann bis auf die Brust herabhing. Noch weiteren Veränderungen
unterliegt das Motiv der Perlenschnur, wenn an Stelle der runden Perlen
flach gebildete Zierformen treten. Solche sind dann an ihrer Oberfläche
mit Rosetten und Filigranverzierungen versehen und tragen nicht selten
ebenfalls einen Behang spitz zulaufender Perlen, Eicheln, herzförmiger
Bildungen, Masken und Aehnlichern. Daneben finden wir häuhg einfache
Kettengeiiechte ohne weiteren Behang, bei welchen nur die Mitte besonders
ausgezeichnet ist, sei es nun, dass diese zugleich das Schlussstlick bildet,
wo dann in bekannter Weise Thierköpfe angebracht sind, oder ver-
schiedene ornamentale Bildungen platzgreifen, sei es, dass der Verschluss
rückwärts angebracht ist, wo dann das Mittelstück ähnlich wie bei unseren
Medaillons an einem Ringe von der Kette herabhängt. Ein Halsband
letzterer Art, an dem ein Bacchuskopf von bewundernswürdig feiner
Arbeit angebracht ist, besitzt die Sammlung Campana im Louvre; es
ist ein bärtiger Kopf mit Stierhörnern und bildet eines der vollendetsten
Beispiele der Technik des Granulirens.
So wie dieser Bacchuskopf zugleich als Amulet angesehen werden
muss, so dienen auch die meisten anderen Anhängsel dieser Art prophy-
laktischen Zwecken, doch findet man an dieser Stelle mitunter auch
kleine verschließbare Gefäße, in denen wahrscheinlich Wohlgerüche ein-
geschlossen waren. Aber auch Stier- oder Widderköpfe sowie andere
Phylakterien sind nicht selten hohl gebildet und rückwärts mit einem
Verschlusse versehen. Solche Behältnisse enthielten dann ein zusammen-
gerolltes Goldblättchen, auf welchem irgend ein schützender Zauberspruch
gravirt oder punzirt war. Ja die Vorliebe für derlei Schutzmittel gegen
verschiedenes Ungemach ging so weit, dass man sowohl in Griechenland
wie in Italien Halsketten trug, die durchwegs aus allerlei aneinander-
gereihten Amuletten bestehen, wie Gorgonenmasken, Satyrköpfen, Wein-
trauben, Negerköpfen, Halbmonden, die Fica machenden Händen u. dgl. m.
Eine weitere Gattung von Halsbändern besteht aus aneinander gereihten
viereckigen oder runden Plättchen, die oben mit einer Oese versehen
sind. Auf der Oberfläche derselben befindet sich in der Regel figuraler
Reliefschmuck, der entweder abwechselt oder auf jedem Plättchen wieder-
kehrt. lnteressante derartige Colliers besitzt das Museo Gregoriano im
Vatican und die Collection Campana. Endlich sind jene Colliers hier zu
nennen, die im Gegensatz zu allen anderen nicht aus beweglichen Glie-
dern, sondern aus einem festen Ring oder Reifen bestehen. Das präch-
tigste derartige Exemplar befindet sich in der Eremitage. Es gehört
unzweifelhaft dem 4.. Jahrhundert v. Chr. an und wurde im Grabe einer
Priesterin gefunden. Dasselbe ist halbmondförmig, Löwenköpfe bilden die
beiden Enden und in der Mitte sehen wir in durchbrochener Arbeit das
Herdenleben dargestellt; Ziegenböcke, Widder, Hasen, Jagdhunde theils
gelagert, theils sich umtummelnd, beleben einen Wiesenplan. Die Vegetation