5 Antonio Canova. r-Amor und Psychea. Marmor.
1794-1796. Hohe 137 cm. Lange 172 cm. Leningrad.
Ermitage
6 Glasbecher von Dominik Biemann mit der Darstellung
von "Amor und Psyche" nach dem Vorbild Abb. 5. Ham-
burg. Sammlung Jürgen Rasmus
7 Pietro Tenerani (Canova-Schüler und Mitarbeiter Thor-
valdsens). "Venus-r. Marmor. Höhe B5 cm. Riga. Valats
aizrobezu makutse muzeja
8 Glasbecher. konisch, von Dominik Biemann in Hoch-
schliffmedaillon eingeschnitten eine kauernde "Venus--
nach dem Vorbild aus Abb. 7. Zürich, Sammlung Fritz
Biemann.
9 Pietro Tenerani. rVenus und Amoru. Marmorreplik von
1849. Leningrad. Ermitage
10 Glasbecher. konisch. von Dominik Biemann in Hoch-
schliffmedaillon eingeschnitten eine liegende "Venus
mit Amor-l nach dem Vorbild Abb. 9. Karlsruhe. Samm-
lung Heinrich Heine
in Wien". und dem Tonfall seiner Tagebucheintra-
gung vom Sommer 1846 zufolge. als sich die Gräfin
Marie Korinsky, Tochter des Fürsten Esterhazy.
während ihres Aufenthalts in Franzensbad von ihm
auf einem Trinkglas abbilden ließ", schien bereits
eine längere Bekanntschaft mit dem Hause Ester-
hazy bestanden zu haben. Da das Tagebuch sehr
unvollkommen erhalten ist. läßt sie sich zeitlich lei-
der nicht genauer fassen.
Trotzdem die Entstehung derVenus-Gläsereinen so
offenbaren Bezug zu der Tenerani-Gruppe der
Sammlung Esterhazy hat. ist es ungewiß. ob sie auf
eine Bestellung dieses Hauses zurückgehen oder
abereinem spontanen Einfall desGilasschneiders zu
verdanken sind. Sicher scheint nur. daß die beiden
Gläser. bevor sie im Jahre 1958 auf einer Auktion
Anmerkungen 10-21
'" lbid, Nr. es
1' s. Pesalova. op clt was. s. 104. Nr. ss - Brigitte Klesse und Axel
von saldern, 500 Jahre Glaskunst - Sammlung eiemann. zuricri
197a. kal. Nr. 21a
'1 Sabine Baumgartner. Edles altes Glas - Die Sammlung Heinricn
Heine Karlsruhe. Ausslellungskatalog. Badisches Landesmuseum.
Karlsruhe197i. Nr. 15a mit Abb.
'" Die Figur befindelslchlelzllm Museum derauslandiscrien Kunst in
Riga (lnv. Nr. 22. Horte es crril. Der lieoenswtirdigen Auskunft von
A Belmane zulelge gelangte sie in den 40er Jahren unseres Jahr-
hunderts aus dem kurlandiscrien Pmvinzlalmuseum in Jelgava
llriirier Mitau) dortniri (vgl. w Blasmg. Funrer durcri das Kurzemer
(Kurlandiscriel Provlnllalmuseum. 1. Riga 1937. s. 9. Abb a1 wo-
tier Elaslng in seinem Katalog die eeslimmung erROm 1214m ge-
nommen riat. ist unklar. da das sluck weder signiert nocri datiert
ist. wie A. eelrriarie mitteilt. stammt die kauernde venus aus dem
Besitz der Familie Lleven und gilt traditionsgerriaß als ein Werk Te-
neranis Man weiß. daß eine Grziin Lieven im Jahre 1559 und 1260
in Rom war. so daß sieri dort der Kontakt zu Tenerani ergeben ha-
ben konnte. Im ubrigen ist anzunehmen. dall es auch von dieser Fi-
gur rnerlrere Fassungen gab. -Zum antiken Vorbild des Doidalsas
vgl. vor allem die dem Tenerani bekannte Version im vatikan
(R. Lullies. Die kauernde Aphrodite. Muncnen 1954. Abb. 101
" Oreste Flaggi. Opere di scullura dl Pletro Teneranl. raccclte nella
Gallerla del Palazzo Tenerani in via Nazionale Nr. 356. Rom 11-175.
s. 21. Nr. 70- Ders., Della viia edelle opere di Pietro Tenerani, Flo-
renz 1300. s. 9a. Von der Gruppe wurden Repliken fur den Herzog
von Devonsriire. den König von wurttemoerg. den eenkier Sala-
mance und den Zaren Nikolaus angefertigt Abb 10 nach der letz-
teren. die sich rieute in der Staatlichen Ermllage in Leningrad be-
llndet und 1349 datiert ist
lf Raggi. up cit. 1880. s. 11. Nr. 36.
"i Bertel Thorvaldsen. op cit 1977. Kat. Nr 49. 91 und B 39.
" Pesatova. op cit 1965. S. 91.
" lbid.. 9.93
'" bei Lempertz. Koln 11 -l4..luni 195a. Nr 795 und 79a.
z" lnv Nt 65518 s 87010112. U9 Clt 1977. Kat. Nr G1. Der POKAI iSt
menrtacli signiert. links unter der geschnittenen Darstellung "Fee.
rechts r-Frled Egermann" und unter dem Fuß "Haydal FHQGI
Egermann..
1' Adolf Spemann. Dannecker. eerlin und stuitgari 1909. s. er 11.
10411.. 11011. mit Abb.
9
voneinander getrennt wurden, bis dahin stets zu-
sammen aufbewahrt worden sind".
Wie beim Motiv derAmor-und-Psyche-Gruppe nach
Canova mochte auch bei den Venus-Darstellungen
Biemanns eigentliches Ziel darin liegen. sich den
außergewöhnlichen Anforderungen. die die Über-
tragung komplizierter dreidimensionaler Aktdar-
Stellungen aufdie zweidimensionale Oberfläche des
Glases für das Schneidrad bedeutete. in Form einer
Selbsterprobung gewachsen zu erweisen. Die Nu-
ance seines persönlichen Stils lag darin. den klas-
sisch ausgewogenen Proportionen seiner Vorbilder
durch eine gewisse Überlängung der Gliedmaßen
und Glättung der Rundungen sowie durch eine zer-
brechliche Schlankheit der Gelenke an Händen und
Füßen fast manieristische Züge zu verleihen, die in
10
seinen übrigen Werken nicht zu beobachten sind.
insofern ist innerhalb der zweieinhalb Jahrzehnte.
die wir für Biemanns Lebenswerk zwischen dem
Ende der zwanziger und dem Beginn der fünfziger
Jahre in Anspruch nehmen konnen. keine genauere
Datierung möglich. Allenfalls seine bisher bekann-
ten Beziehungen zum Hause Esterhazy legen eine
Entstehung um 1840 nahe.
Wesentlich stärker der Statur seines marmornen
Vorbildes und dessen muskulöser Erscheinung ver-
bunden. zeigt sich der Glasschneider eines schwe-
ren glockenförmigen Pokals aus der Zeit um 1850.
der sich im Prager Kunstgewerbemuseum befin-
det" und dessen figürlicher Dekor dern vielleicht
volkstümlichsten Bildwerk des deutschen Klassi-
zismus. der Ariadne auf dem Panther von Johann
Heinrich Dannecker aus den Jahren 1803-1814".
gewidmetist (Abb. 11 und 12). Für den Hofbildhauer
des Herzogs und späteren Königs von Württemberg
wardieAriadne die einzige Kompositiomdie er ohne
höfischen Auftrag in Angriff genommen hatte. In ihr
konnte sich seine Phantasie frei an einem Selbstge-
wählten mythologischen Thema entfalten. wobei die
Erinnerung an seine Studienjahre bei Canova in
Rom spürbar wird. Bevor der Frankfurter Bankier
Simon Moritz von Bethmann 1816 die für seine
Skulpturensammlung erworbene Ariadne in das ei-
gens in seinem privaten Museum errichtete "Ariad-
neum-r überführte. war sie im Atelier Danneckers in
Stuttgart für mehrere Jahre zu sehen. Dort gab sich
die kunstliebende Welt von nah und fern ein Stell-
dichein. um die Neuheit und Schönheit eines derart
frei auf dem Rücken eines Tieres reitenden Frauen-
akts zu bewundern. Begeisterte Literaten und Be-
suchersorgten für die rühmliche Verbreitung dieses
Werks. graphische Blätter und kleine Nachbildun-
gen taten das übrige. So hatte es für den Glas-
schneider Friedrich Egermann. den jüngeren Sohn
des in der Glaskunst berühmten gleichnamigen Va-
ters, der den Pokal signiert hat. wohl keiner sonder-
lichen Mühen bedurft. um mit dem Motiv vertraut zu
werden. zumal es danach einen Stich von F. Nahl
nach Friedrich Müller gab. Überdies kam der groß-
zügige Umriß dieser Figurengruppe seinen Mog-
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