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wird jedoch nicht schwer sein zu beweisen, dass jener Schmuck wirklich
als Gürtel gedient hat, und wir werden damit zugleich einen Typus für
die Gürtelform des 3. Jahrhunderts gefunden haben.-Vor Allem sträubt
sich das ästhetische Gefühl dagegen, der dicke, schwere Knoten in der
Mitte eines festen Reifens hätte seinen Platz an der Kehle gehabt, aber
auch als Schmuck eines Diademes wäre er sinnlos, da das Haupt bekrönt,
nicht aber eingeschnürt werden soll, welche Function der Knoten doch
augenscheinlich versinnlicht. Ein solcher Knoten ist aber bei einem Gürtel,
dessen Aufgabe es ist, das Gewand festzuhalten und der Expansion des
Körpers entgegen zu wirken, constructiv vollkommen gerechtfertigt und
in künstlerischer Beziehung äußerst ausdrucksvoll. Was hätte aber ferner
der Quastenbehang auf der Stirne zu thun, wo er nicht allein die Augen
belästigen, sondern auch entschieden unschön wirken würde? Am Gürtel
dagegen ist ein solcher Behang nicht allein vollkommen am Platze, son-
dern auch literarisch und durch Denkmule genügend bezeugt"). Endlich
aber befindet sich an diesem Schmucke zu beiden Seiten des Mittel-
stückes eine Scharnier, mittelst dessen der Reif geschlossen und geöffnet
werden kann, was ebenfalls darauf hindeutet, dass dieser Schmuck als
Gürtel diente. Müssen wir aber an diesem einen Stücke einen Gürtel
erkennen, so sind es andere ähnliche in der Krim gefundene Schmuck-
gegenstände mit dem herakleischen Knoten in der Mitte und verschiedenen
quastenartigen Behängen ebenfalls, denn bei diesen ist an ein Diadem
gar nicht zu denken, da das eigentliche Band ein Kettengeflecht darstellt,
wenn sie aber Stephani für Colliers hält, so spricht dagegen die in diesem
Falle ganz unpassende Verzierung mit dem gordischen Knoten.
Weitaus nicht dieselbe Mannigfaltigkeit an Formen, welche wir bei
Ohrgehängen und Halszierden gefunden haben, ist im Alterthume bei
den Armbändern zu bemerken, obwohl es, wie bereits erwähnt, mehrere
Arten solchen Schmuckes gab. Um die schwellenden Formen eines weib-
lichen Oberarmes, sowie den gerundeten Theil des Unterarmes in gefälliger
Weise zu betonen, liebte man es hier enganschließende Armbänder zu
tragen, dagegen legte man um das Handgelenk, dessen Zartheit und
elastische Festigkeit hervorgehoben werden soll, lockeres, gegliedertes
Ringwerk. Demzufolge haben wir in der Antike zwei Hauptformen von
Armzier, feste Reifen oder Spiralen für die Weichtheile des Armes und -
') ln der llias legt Hera einen mit hundert Quasten versehenen Gürtel um, auf
assyrischen Denkmälern kommen Gürtel mit Quasten vor, bei den Persern sind solche
Gürtel Abzeichen der Königswürde, und ein bei Caere entdecktes Grab enthielt die
Reste eines mit drei Quasten versehenen Gürtels. In jenen Fallen, in welchen man die
Schnur als Gürtel verwendete, waren herabhangende quastenartige Enden etwas sich
von selbst Ergebendes. Auch sind solche Endigungen sowohl durch zahlreiche Vasen-
bilder, als auch durch eine Gewandfigur im Museo Borbonico deutlich veranschaulicht.
Die Uebertragung des Quastenmotives auf goldene Gürtel lag daher nahe, ja in jenem
Grabe bei Caere wurden goldene Fragmente eines Gürtelbehanges gefunden, die geradezu
eine geltnotete Schnur imitiren.