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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1887 / 11)

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Gefolge von Cartouchen. Guirlanden, Masken, Götter- und Heroengestalten. Der Mbbelbau 
lost sich von der Bautischlerei gänzlich los, der Bildhauer erhält das Uebergewicht und 
dem bisher fast ausschließlich verwendeten Eichenholze wird das geschmeidigere Nuss- 
baumholz vorgezogen. Diese Periode endet mit Heinrich lV. - im dritten Abschnitte 
bringt der Verfasser eine nach localen Schulen abgegrenzte nCieographie des MÖbCiSn 
Zunächst tritt er der Meinung entgegen, dass sich für die Mobelproduction keine Zonen 
aufstellen lassen, weil der Holzbildhauer mit seinen wenigen Werkzeugen leicht wandern 
könne. Durch die in Kirchen und Palästen noch vorhandenen, unbeweglichen Holzarbeiten 
aber, als: Chorstuhle, Orgeltribunen, Sacristeischränke, Karninverkleidungen etc., deren 
Verfertiger aus Urkunden und Rechnungslegungen bekannt geblieben sind, sowie durch 
die im Privatbesitz und in kleinen Provinz-Museen sesshaften Obiecte, ist es jedoch dem 
Verfasser meglich geworden, die geographische Vertheilung des französischen Möbels im 
I6. Jahrhundert zu skizziren. Er führt uns zehn Gruppen vor, wobei er stets die Haupt- 
Productionsorte und die in der Heimat gebliebenen, sowie auch die nach Auswärts 
berufenen Meister aufzahlt. Diese einzelnen Gruppen sind: t. Nordfrankreich mit 
Lille, Arras, Valenciennes, Abbeville, Beauvais und Amiens; z. die Normandie mit 
Rauen und Dieppe; 3. die Bretagne; 4. das Haupt aller Schulen, die lle de France 
mit Amboise, Tours, Blois, Chambord, Fontainebleau und Paris,l wo unter dem Schutze 
der Herrscher und von den ersten Künstlern gestutzt, die herrlichsten Werke entstanden 
sind; 5. Champagne, Lorraine; 6. Bourgogne; 7. Lyonnais, wobei derVerfasser, 
wie zu wiederholten Malen in seinem Werke, diesesmal an der Hand von Rechnungs- 
legungen der Tradition entgegentritt, als ob italienische Arbeiter auf französischem Boden 
Fuß gefasst hatten; 8. Provetice, Comtat; 9. Auvergne mit Clermont; 10. Lan- 
guedoc und Gascogne mit dem, nur dem Stuhlwerk von Amiens an die Seite zu 
stellenden Hauptwerke der Holzschnitzkunst der französischen Renaissance, den 1x3 Sitzen 
des Chorgestühls von Sie Marie d'Auche. 
Die weiteren Abschnitte des Buches behandeln der Reihe nach die verschiedenen 
Gattungen von Möbelstucken sammt ihren Unteranen, ihre Verwendung, ihren Platz irn 
Zimmer unter gleichzeitiger Aufzahlung der in den verschiedenen Museen und Privat- 
sammlungen enthaltenen seltenen Repräsentanten. Es sind hiebei berücksichtigt die 
Museen des Louvre, des Hotel Cluny in Paris, die Museen von Lyon, Diion, Besaneon, 
Nancy, Compiegne, die Privatsanimlungen von Rothschild, Spitzer, Foulc, Chabrieres- 
Arles in Paris, Veuve Rnugier und Veuve Dardel in Lyon, ln diesen Abschnitten werden 
besprochen: Die Truhe, das Dressoir oder Buffet (bei welcher Gelegenheit BonnaiTe 
die Benennung iCredenzu als historisch nicht begründet zurückweist), der Schrank, 
das Cabinet; ersterer zunächst als feststehender Wandschrank, erst gegen die Mitte 
des Jahrhunderts als selbständiges Möbel auftretend; das Cabinet, der Luxusschraiik 
par excellence, dazu bestimmt, die Schmuck- und Toilettegegenstande der Frau aufzu- 
nehmen. Weiters folgt der Tisch, das Bett und der Sitz mit all' seinen Unterarten. 
Ein weiterer Abschnitt enthalt die Beschreibung der ganzen Einrichtung einiger, theils 
im Originale, theils_durch schriftliche Ueberlieferung auf uns gekommener lnterieurs, so 
das Schlafzimmer Claude Goufüefs (1- 1570), die einzelnen Raume des Palais der Catharina 
von Medici in Paris und die eines Baderaumes des Philipp von Cleves (t5z7). 
Der letzte, elfte Abschnitt enihalt interessante geschichtliche Daten über die Zunft 
der Mübelbauer (huchers, menuisiers), ihre Werkzeuge, ihr Material, ihre Verfahrungs- 
weisen und ihre Taglohne. Den Schluss des ganzen Werkes bildet der Abdruck der 
von Heini-iclilll. bestätigten Statuten der geschwerenen Meister von Paris, nach dem bisher 
noch nicht edirten Manuscripte der Nationalbibliothek zu Paris. H-g. 
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Das Möbel. Ein Musterbuch stilvoller Möbel aus allen Ländern in histo- 
rischer Folge aufgenommen und herausgegeben von A. Lainbert 
und E. Stahl. Stuttgart. J. Hoffmann. Fol. i.-4. Liefg. a M. 2'- 
Das auf t6 Lieferungen zu je sechs Tafeln berechnete Werk umfasst Möbel aller 
Stilperioden vom altagyptischen bis zum Empire, in verschiedenen Techniken repro- 
ducirt. Nach den vorliegenden vier Lieferungen erscheint das Unternehmen recht ver- 
dienstlich, da die darin gebotenen Möbel zum größten Theile ihre erste Veröffentlichung 
Enden und auch die Auswahl eine glückliche zu nennen ist. Auf den kurzgefassten 
zweisprachigen (deutschen und französischen) Text haben die Herausgeber - wie sie 
selbst gestehen - weniger Werth gelegt. R8], 
Zweite Gruppe der kunsthistorischen Sammlungen des A. h. Kaiser- 
hauses. Führer durch die k. k. Ambraser Sammlung (im unteren Bel-
	        
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