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dadurch er-
langt,daß man
eine Trennung
eintreten ließ
zwischen den
Nebentreppen
und Haupt-
treppen, zwi-
schen denVer-
bindungstrep-
pen der Ge-
schosse, die
lediglich dem
täglichenVer-
kehr und den
I-Iausgenossen
zu dienen ha-
ben, und jenen
Prunk- und
-Festtreppen,
die zu den Em-
pfangsräumen
der Paläste
und öffentli-
chen Gebäude
führen. Wen-
deltreppen mit
steilen Stufen
und enger
Windung, wie
sie einst auch
Fürsten bei
festlichen An-
lässen (wie im Römer zu Frankfurt) nicht zu gering sein durften, sind später
nur mehr zu untergeordneten Zwecken verwendet worden.
Die Staatstreppe hat ihre Aufgabe dadurch erhalten, daß sie den Über-
gang vom Vorhaus zu den Festräumen vermitteln soll, den Festgast vorzu-
bereiten und zugleich der festlichen Gesellschaft Gelegenheit zu geben hat,
sich selbst zur Schau zu stellen.
Sie pBegt in solchen Fällen in der Regel nur das Erdgeschoß mit dem
Hauptgeschoß zu verbinden. Die Podeste und Plateaus an den Enden der
Treppenläufe geben Gelegenheit, den Aufzug der ankommenden und den
Abgang der scheidenden Gäste zu überblicken. In jenen Ländern, welche das
Wohnhaus reicher entwickelt haben, in denen auch der Innenraum des
Treppenhaus im kleinen Trianon, Versailles
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Schloß Troja bei Prag
Hauses zum Schauplatz festlicher Veranstaltungen größeren Stils werden
konnte, hat dieses Motiv seinen Ehrenplatz erhalten. Die Halls englischer
Schlösser weisen prächtige Treppenanlagen auf, die, abwechslungsreich in
ihrer Anordnung und lebendig in ihrer Wirkung, dem Bauwerk dem sie an-
gehören zum Schmuck gereichen. Den größten Aufwand auf dem Gebiete
der Prachttreppen haben zuerst die Italiener getrieben, dann, vom Süden
beeinliußt, die Barockkünstler Deutschlands und Österreichs in jenen groß-
artigen bischöflichen Residenzen, die den Bauluxus des Vatikans in den
Norden verpflanzt haben, und in jenen Fürstenschlössern, die Versailles nach-
strebten.
DerVatikan selbst besitzt eine Reihe monumentaler Treppenschöpfungen,
die mit dem Motiv der ansteigenden Arme die größten Wirkungen erzielen.
S0 hat dort ein prächtiger einarmiger Treppenlauf, dessen Wangen mit Säulen-
stellungen geschmückt sind, dadurch eine gesteigerte Wirkung erhalten, daß
die Breite des Laufes nach der Tiefe zu absichtlich verengt wurde, um die
perspektivische Wirkung der Tiefenentwicklung zu steigern.
Durch Verdopplung der Treppenhäuser, indem die ein-, zwei- oder drei-
armigen Anlagen symmetrisch wiederholt wurden, ist die Weite und Tiefe der
Anlagen wesentlich gewachsen und der Zweck der Prunktreppe besonders
deutlich betont worden. Verwendung edler Steingattungen und Freude an
plastischem Schmuck haben diesen Anlagen auch einen Materialluxus und
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