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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 2)

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hunderts war dieser Schliff fast der einzig übliche. In einzelnen Fällen, 
und zwar bei Diamanten, finden wir aber auch eine andere Form. Bevor 
man nämlich die endgiltigen Grundsätze des Diarnantschliffes entdeckt 
hatte, das heißt die Zahl, die Coordonanz und den Neigungswinkel der 
Facetten, war es namentlich bei Ringen üblich, sogenannte rohe Dia- 
manten zu tragen, d. h. Diamanten in Form eines Octaäders, wie sie 
besonders aus dem Bergwerke Sumbhulpoor in Bengalen gewonnen werden. 
Diese Beschaffenheit des SchliEes bedurfte aber eines tiefen Lagers oder 
Kastens um gefasst zu werden, und wir finden daher als charakteristische 
Form des Renaissanceringes den pyramidal zulaufenden viereckigen, oft 
sehr hoben Kasten. Ist der Stein ein Rubin, so kommt daneben rneist 
weißes Email zur Anwendung, ist er ein Diamant, so finden wir nicht 
selten zarte Goldornamente auf schwarzem Emailgrunde in dessen Um- 
gebung, um durch solchen Farbencontrast die Leuchtkraft des Steines 
zu erhöhen. 
Die Uebergangsform vom Ring zum Ringkasten bildete das wich- 
tigste künstlerische Problem in der Gestaltung des Renaissance-Ringes, und 
in dieser Beziehung hat uns iene Zeit wahrhaft mustergiltige Formen 
hinterlassen. Hermen, Karyatiden, Masken, Amoretten und Ornamente 
der verschiedensten Art in feinster Ciselirung dienten als Vermittlung der 
beiden Formen. Zur höchsten Vollendung gesteigert finden wir auch bei 
den Ringen der Renaissance das Email. Nicht selten ist selbst die nach 
innen gekehrte Seite derselben auf das Liebevollste durchgeführt und mit 
Ornamenten in Email verziert. Natürlich hatten auch die Eheringe nicht 
die unübertrefilich nüchterne Form von heute, sondern zeigten bedeu- 
tungsvolle, schöne Cotnpositionen. 
Alle diese Schmuckgegenstände, von der schweren prächtigen Kette 
bis zum kleinen zierlichen Fingerring, wurden aber zu einer prächtigen 
Gesammtwirkung vereinigt durch zahlreiche Kleinode, Perlen und Steine, 
die man am Gewande selbst zu befestigen liebte. Der Aufwand an 
solchen Verzierungen war namentlich im 15. Jahrhundert übermäßig groß. 
Besonders die Ränder und Säume der Kleidung um den Halsausschnitt 
sowie bei den Aermeln und an sonst geeigneten Stellen liebte man mit 
Schmuckstücken auszustatten, um dadurch die Wirkung der bunt gemu- 
sterten und golddurchwirkten Gewänder noch des Weiteren zu erhöhen. 
Im Uebrigen konnte man sich im Aufnähen zahlloser Perlen schier nicht 
genug thun. 
Ueberblicken wir die ganze Menge des Renaissanceschmuckes, so 
stellt sich uns dieselbe als eine großer, geschlossene Masse dar, die 
umsomehr mit dem gesammten Leben jener Zeit verbunden und von 
demselben abhängig erscheint, je mehr sie einen wesentlichen Bestandtheil 
der Tracht jener Epoche ausmacht, deren Wohlstand und Reichthum 
viel mehr wie heutzutage im äußeren Auftreten zum Ausdruck kam.
	        
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