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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 2)

Trotz unersetzlicher Verluste durch Ungemach jeglicher Art, trotz 
der Neuerungssucht späterer Generationen, welche bewirkte, dass fast 
Alles, was im Privatbesitz an altem Schmuck vorhanden war, einge- 
schmolzen wurde, trotz der Sorglosigkeit und Geringschätzung des 
I8. Jahrhunderts gegenüber den Werken der Renaissance, ist aus jenen ' 
einst so colossalen Massen noch immer ein ansehnlicher Schatz an 
Schmuckarbeiten des 15. und 16. Jahrhunderts auf uns gekommen. Er 
gibt uns Zeugniss von einer schier unabsehbaren Formenfülle, von einer 
künstlerischen Phantasie, an deren Höhe weder eine frühere noch eine 
spätere Epoche hinanreicht, er zeigt uns aber auch deutlich, dass seiner 
Entwickelung im Sinne der Renaissance bestimmte Grenzen gezogen 
sind. Die Renaissance wirkt umbildend auf das Detail, sie veredelt die 
Form, sie bereichert den Inhalt, sie löst in technischer Beziehung die 
schwierigsten Aufgaben, aber sie ist nicht im Stande, in jener durch- 
greifenden Weise von Innen heraus veredelnd und befreiend einzuwirken 
wie auf anderen Gebieten der Kunst und des Kunstgewerbes, sie kann 
den Schmuck nicht trennen vom Einflüsse des Costürns und somit von 
einem wesentlich malerischen Element, das in geradem Gegensatze steht 
zu jener architektonischen Entwickelung, welche den Schmuck der Antike 
beseelt und ihm jenen Adel verleiht, der ihn zum classischen Vorbild für 
alle Zeiten macht. Das einzelne Kleinod der Renaissance ist oft ein 
vullendetes Kunstwerk und steht, an und für sich, einem antiken Schmuck- 
stück ebenbürtig zur Seite, aber der Renaissanceschmuck als Ganzes 
ist nicht classisch, sondern er ist in seiner künstlerischen Gesamrnt- 
Wirkung ganz und gar abhängig von einem häufig in barbarisches Ueber- 
maB ausartenden Costüm, auf welchem er gleichsam gewachsen ist. 
Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit 
demselben verbundenen Institute. 
Auszeichnungen. Se. Majestät der Kaiser hat mit Allerh. Hand- 
schreiben vom 2. Januar die beiden Curatoren des Oesterr. Museums, 
den Präsidenten der n. ö. Handels- und Gewerbekammer Rudolf Isbary 
und den Dombaurneister Oberbaurath Friedrich Freiherrn v. Schmidt als 
Mitglieder auf Lebensdauer} in das Herrenhausvdes Reichsrathes berufen. 
- Der Curator des Oesterr. Museums, Herr L. Lobmeyr, hat 
von Sr. kön. Hoheit Herzog Luitpold, Prinz-Regenten von Bayern, ein 
seine Verdienste um die deutschnationale Kunstgewerbe-Ausstellung in 
München 1888 huldvollst anerkennendes Handschreiben erhalten. 
Von neuen Erwerbungen des Museums verdienen zwei beson- 
dere Erwähnung. Eine Dame, welcher das Museum bereits eine größere 
Anzahl meistens antiker Arbeiten verdankt, schenkte neuerdings eine Con- 
fectschale aus der bei uns selten vorkommenden Faiencefabrik zu Aprey
	        
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